Schlafbeere im CheckAshwagandha: Echter Gamechanger oder gefährlich für die Gesundheit?

Die Wurzel mit dem Hype-Faktor: Warum das alte Heilmittel aus Indien zwischen Superfood und Risiko schwankt.
Ashwagandha gilt als das neue Wundermittel der Wohlfühl-Szene. Die Wurzel, auch Schlafbeere genannt, stammt aus der ayurvedischen Medizin und soll angeblich Stress lindern, den Schlaf verbessern, Muskeln aufbauen, Ängste reduzieren und sogar das Immunsystem stärken. Doch hält der Hype um das Supplement auch einer wissenschaftlichen Prüfung stand?
Was die Studien tatsächlich zeigen
Die wissenschaftliche Beweislage ist bislang dünner, als viele Werbeversprechen vermuten lassen. Wie das international anerkannte Nachschlagewerk MSD Manual berichtet, sind die wissenschaftlichen Belege für die gesundheitliche Wirkung von Ashwagandha bislang begrenzt.
Einzelne Studien deuten darauf hin, dass standardisierte Präparate Stress und Angstgefühle verringern können. Vermutet wird, dass der Effekt über eine Senkung des Cortisolspiegels (dem Stresshormon) zustande kommt.
Auch beim Thema Schlaf zeigt sich ein vorsichtig positives Bild: Einige Untersuchungen fanden leichte Verbesserungen bei Schlafqualität und -quantität. Von einer klaren therapeutischen Wirkung kann jedoch keine Rede sein – zu klein und uneinheitlich sind die bisherigen Studien.
Ashwagandha im Sport: Muskelboost oder Placebo?
Im Fitnessbereich wird Ashwagandha als natürliches "Performance-Supplement" gefeiert. Studien, etwa von Bonilla et al. (2021) oder Ziegenfuss et al. (2018), zeigen signifikante Verbesserungen der Muskelkraft und Ausdauerleistung sowie eine schnellere Regeneration der Probanden.
Das Deutsche Register Klinischer Studien (DRKS) bestätigt, dass es im sportlichen Kontext erste legitime Nachweise für Effekte auf Kraft, Regeneration und Schlaf gibt. Allerdings fehlen größere, geschlechtsspezifische und langfristige Studien, um diese Ergebnisse eindeutig zu belegen.
Kurz gesagt: Ashwagandha könnte im Training helfen – muss aber nicht.
Die Schattenseite: Nebenwirkungen und Risiken
So vielversprechend die Wirkung klingt, so ernst sind die potenziellen Risiken, wie zum Beispiel die Apotheken Umschau berichtet: So könne laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) der Konsum von Ashwagandha gesundheitliche Probleme verursachen – insbesondere bei empfindlichen Personen.
Zu den bekannten Nebenwirkungen zählen:
Durchfall, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Übelkeit
In seltenen Fällen Leberprobleme, teils mit schwerem Verlauf
Ein möglicher Anstieg des Testosteronspiegels, der bei Männern mit Prostatakrebs problematisch sein könnte
Besonders gefährdet sind demnach:
Kinder
Schwangere und Stillende
Menschen mit Lebererkrankungen
Für diese Gruppen raten die Behörden ausdrücklich vom Verzehr ab.
Wie sicher sind Nahrungsergänzungsmittel mit Ashwagandha?
Die Qualität der erhältlichen Präparate variiert stark. Viele Produkte enthalten nicht standardisierte Extrakte, die sich in Konzentration und Reinheit deutlich unterscheiden können. Nur standardisierte Rohstoffe wie KSM-66 gelten als einigermaßen verlässlich dosiert und sind in Laboren geprüft.
Beispiele für aktuelle Produkte am Markt:
Ashwagandha Kapseln hochdosiert (600 mg KSM-66) – kombiniert mit Magnesium, Zink und Vitamin B6, vegan und laborgeprüft
Natural elements Bio-Ashwagandha (KSM-66, 5 Prozent Withanolide) – ebenfalls vegan und mit Prüfzertifikat
True Nature Bio Ashwagandha (2600 mg/Tag) – große Packung mit 90-Tage-Versorgung
GreatVita Bio Ashwagandha Pulver (400 g) – 100 Prozent reines Pulver, ohne Zusätze
Bio Ashwagandha Kapseln – hochdosiert mit 1.500 mg Tagesdosis, 100 Prozent rein und ohne Zusätze
Hinweis: Die Preise sind volatil und die Händler passen bisweilen auch die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) an. Sollten sich die Preise von den hier angegebenen unterscheiden, haben die Händler sie nach Veröffentlichung des Artikels geändert.
Trotz dieser Qualitätsversprechen gilt: Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneimittel. Ihre Wirkung ist nicht medizinisch gesichert, und auch bei "Bio"- oder "vegan"-Labels sollte die tägliche Dosis nicht überschritten werden.
Fazit: Zwischen Hoffnung und Vorsicht
Ashwagandha ist kein Wundermittel – aber möglicherweise eine interessante Ergänzung, wenn es um Stressreduktion oder Schlafqualität geht. Die aktuelle Studienlage deutet auf milde, aber reale Effekte hin, vor allem bei standardisierten Extrakten.
Dennoch bleibt Vorsicht geboten: Langzeitstudien fehlen, Nebenwirkungen sind dokumentiert – und gerade bei Selbstmedikation oder Kombination mit anderen Präparaten kann es zu unerwünschten Effekten kommen.
Bis belastbare Daten vorliegen, gilt: Wer Ashwagandha ausprobiert, sollte das in Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt tun – besonders bei Vorerkrankungen oder gleichzeitiger Medikamenteneinnahme.

