Mahlwerk entscheidend Forscher: Gewürzmühlen reiben Mikroplastik aufs Essen
24.01.2024, 13:07 Uhr
Untersuchungen zeigen, dass Gewürzmühlen mit Mahlwerk aus Plastik problematisch sein können.
(Foto: iStockphoto)
Na, guten Appetit! Einweg-Salzmühlen aus Kunststoff lassen Mikroplastik ins Essen rieseln. Das haben Untersuchungen der Uni Münster und des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Münsterland-Emscher-Lippe ergeben.
Wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mitteilt, haben die Forscher drei Mühlen mit Kunststoffmahlwerk mit zwei nachfüllbaren Mühlen verglichen. Diese besaßen ein Keramikmahlwerk, aber auch Kunststoffkomponenten. Dabei zeigte sich, dass aus den Plastikmühlen neben dem Salz, das (wie viele Speisesalze) im groben Zustand bereits Mikroplastikpartikel enthielt, noch zusätzliches Mikroplastik verteilt wurde. Diese Nachricht ist unappetitlich und bedenklich, weil der Kunststoff erst im Essen und später eventuell im Magen landet. Unter Verdacht stehen Einweg-Gewürzmühlen mit Plastikmahlwerk übrigens schon länger.
Experten des österreichischen Bundesumweltamtes fanden im Sommer in sieben von zehn gecheckten Produkten Kunststoffpartikel. Die höchste Konzentration steckte in Salz, das aus einer Einweg-Gewürzmühle mit Plastikmahlwerk kam. In solchen Billig-Gewürzmühlen wird also nicht nur Salz zerrieben, sondern auch das Plastik des Mahlwerks.
Kam das Mikroplastik während des Mahlvorgangs in das Salz?
"Foodwatch stellte bei dem Produkt von Kotányi einen enormen Unterschied zwischen dem Mikroplastikgehalt vor und nach dem Mahlen fest. Davor waren es 240 Mikroteilchen pro Kilogramm, danach 66.000 je Kilo", berichtete die Zeitung Der Standard aus Österreich. Als Mikroplastik werden winzige Kunststoffteilchen bezeichnet, die kleiner sind als fünf Millimeter. "Das nachgewiesene Mikroplastik war großteils aus demselben Plastik wie das Mahlwerk selbst. Es ist also davon auszugehen, dass das Mikroplastik während des Mahlvorgangs in das Salz gekommen ist", so Foodwatch Österreich.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam im Jahr 2020 das NDR-Verbrauchermagazin Markt: "Die Partikelzahl in einer durch die Plastikmahlwerke gemahlenen Probe Salz war in fünf von sechs Fällen deutlich höher als in einer ungemahlenen Probe Salz. Es scheinen also durch den Mahlvorgang Partikel hinzuzukommen."
Gewürzmühlen mit Mahlwerk aus Keramik oder Edelstahl sind Alternativen
Wer keinen Appetit auf Mikroplastik hat, sollte auf Gewürzmühlen mit Mahlwerk aus Keramik oder Edelstahl setzen, raten Experten. Solche Mahlwerke sind stabiler, wodurch unerwünschter Abrieb deutlich seltener vorkommen dürfte.
Laut einer Studie der Umweltorganisation WWF nehmen Menschen weltweit durchschnittlich bis zu fünf Gramm Mikroplastik pro Woche auf. Das entspricht in etwa dem Gewicht einer Kreditkarte und hochgerechnet einer Menge von rund 250 Gramm Plastik pro Jahr. "Über die Auswirkungen auf den Menschen ist bis jetzt nur wenig bekannt. Eine Vielzahl von Erkrankungen und Störungen wird laut Plastikatlas mit diesen Substanzen in Verbindung gebracht. Dazu gehören Brustkrebs, Unfruchtbarkeit, verfrühte Pubertät, Fettleibigkeit, Allergien und Diabetes", teilt der BUND Baden-Württemberg mit.
Quelle: ntv.de