Genussvolle Vorweihnachts-Zeit? Wein-Adventskalender von Boxiland im Check
06.11.2023, 17:27 Uhr
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(Foto: Maren Mangold)
24 kleine Weinflaschen mit je 0,25 Liter Weiß-, Rot- oder Roséwein sind im Adventskalender von Boxiland enthalten. Wir haben den Inhalt gecheckt und eine Expertin gefragt, was einen guten Wein überhaupt ausmacht.
Vorbei sind die Zeiten, in denen Adventskalender mit 24 kleinen Schoko-Häufchen in manchmal fragwürdiger Qualität die einzigen ihrer Art waren. Mittlerweile haben wir uns an die schier unendlichen Kalender-Variationen für beispielsweise Lego-Fans, Pokemon-Spieler oder Beauty-Begeisterte gewöhnt. Warum also nicht auch ein Adventskalender mit 24 kleinen Weinfläschchen?
Achtung Spoiler! Was genau drin ist, verraten wir weiter unten im Artikel. Wir probieren den Wein natürlich, aber woran macht man die Qualität genau fest? Liegt die Wahrheit im Preis? Oder erkennen wir es bereits am Etikett? Eine Wein-Expertin gibt Tipps, wie wir bei der Wein-Verkostung vorgehen können, auch wenn wir nicht die absoluten Wein-Kenner sind.
Verpackung des Wein-Adventskalenders
Wir nähern uns zunächst von außen. Der Wein-Adventskalender Boxiland der Firma KB Krautberger kommt als großes und schweres Paket daher: 53 x 38 x 28 cm sind die Ausmaße des Kalenders und dementsprechend umfangreich ist das Paket. Es fällt angenehm auf, dass weder außen noch innen Plastik verwendet wurde. Die 0,25 l Fläschchen mit Wein sind dennoch bruchsicher mit dicker Pappe geschützt verpackt. Die Schutzpappe dient aber nur zur Transportsicherung und soll - bevor das erste Türchen dran ist - herausgezogen werden. Von innen gibt es eine Art Weinregal aus dicker Pappe, in dem die einzelnen Flaschen gelagert sind. Für die umweltfreundliche Verpackung gibt es schon mal einen dicken Pluspunkt.
Preis des Boxiland Wein-Adventskalenders
Für aktuell 74,90 Euro ist der Kalender zu bestellen, es kommen keine Versandkosten hinzu. Damit liegen die kleinen 0,25 l Flaschen bei durchschnittlich 3,10 Euro pro Stück. Eine Flasche reicht für zwei kleine Gläser zu zweit, was also 1,55 Euro pro Glas ergibt. Die insgesamt sechs Liter Inhalt kosten verteilt auf acht 0,75 Liter Flaschen pro einzelne Flasche 9,36 Euro. Welche Rolle der Preis beim Wein überhaupt spielt und worauf man beim Geschmackstest achten kann, verrät uns die Inhaberin eines Weinladens.
Wie teuer muss guter Wein sein?
Ein bisschen hatten wir gehofft, dass Wein-Expertin Karin Hambloch uns in ihrem Laden "Die Weinschmeckerei" in Köln-Sülz mit ein paar einfachen Tipps die Wein-Welt erklärt. Nur die Rebsorte, den Jahrgang, Preis und Etikett checken und dann lässig ein paar Bemerkungen über die Qualität des Weins droppen? Fehlanzeige. "Ohne Ausprobieren geht es nicht", so die Weinkennerin. Wein sei einfach eine sehr individuelle Geschmackssache.
Und der Preis spielt tatsächlich eine weniger große Rolle für die Qualität, denn "große Mengen machen einen günstigen Preis", so die Inhaberin der Weinschmeckerei. Also ist teurer Wein = guter Wein keine Rechnung, die aufgeht? Die Wein-Expertin findet sogar das Gegenteil richtig: "Wenn ein Wein überzeugend vom Geschmack ist, ist der Preis egal".
Was sagt das Wein-Etikett aus?
Die Etiketten der kleinen Wein-Fläschchen im Boxiland-Adventskalender sind teilweise wenig aussagekräftig. Einige Flaschen verraten weder die Rebsorte noch den Jahrgang. Das muss aber kein Indiz für schlechten Wein sein. Weinexpertin Karin Hambloch schaut sich nach den Weinflaschen um, die hinter ihr im Regal lagern. "Bei den Franzosen gibt es oft wenig Informationen." Bei einem Cuvée (Verschnitt von verschiedenen Rebsorten) beispielsweise seien manchmal die Trauben nicht ausgewiesen. "Das heißt aber nicht, dass der Wein schlechter ist". Auch komme es manchmal vor, dass die Weine ohne Jahrgangsangabe seien. Das alles ist für Karin Hambloch kein Grund, den Wein schlecht zu finden. Allerdings würden die Jahrgänge doch je nach Sonneneinstrahlung sehr unterschiedlich ausfallen. Zum Weinjahr 2020 hat sie eine ganz feste Meinung: "Das war ein bombastisches Jahr für Wein!".
Wie gelingt das Wein-Tasting?
Wie können wir beim Geschmacktest vorgehen? Gibt es Standard-Formulierungen, hinter denen wir mangelndes Wissen verbergen können? "Gut im Abgang" hat man doch schon häufiger gehört. "Menschen, die sich auskennen, lassen sich nicht täuschen", sagt die Wein-Expertin Karin Hambloch. Was der Gaumen mag, würde ohnehin auch von der Tagesform abhängen und davon was man vorher gegessen habe. Was sie empfiehlt: "Fallen lassen, Augen zu, den Gaumen sprechen lassen - jeder empfindet das anders". Vanille, Birne, Schokolade, Pflaume, Himbeere, Kirsche...sind typische Wein-Aromen. Was darüber hinaus Orientierung bieten kann, sind die Kategorien
- Leicht bis üppig
- sanft bis tanninhaltig
- trocken bis süß
- weich bis säurehaltig
Ach ja: Je länger der vielzitierte Abgang (also Geschmack im Mundraum) hält, desto positiver finden Weinkenner das. Und etwas haben wir von der Kölner Weinkennerin Hambloch noch zu unseren 24 kleinen Wein-Fläschchen gelernt: Merlot ist eine leichte Traube, Riesling hat viel Säure - das würden Kenner oft mögen. "Nichts für Schattenparker!" ruft eine Kundin aus dem Hintergrund. Und Müller-Thurgau ist eine alte Traube, die von der neuen Generation junger Winzer gerade wieder entdeckt und neu erfunden wird. "Es hört nie auf, spannend zu sein", findet die Expertin.
Inhalt: Achtung Spoiler!
Im einzelnen sind diese Weine in 0,25 Flaschen im Boxiland-Adventskalender enthalten:
10 Rotweine
- Rotwild Dornfelder trocken, Deutschland (12 %)
- Käfer Merlot trocken, Italien (14 %)
- Castiza Tempranillo trocken, Spanien (12 %)
- BioRebe Merlot trocken, Italien (13,5 %)
- Grand Sud Merlot, 2020, Frankreich (13,5 %)
- Bongeronde Cabernet Sauvignon, 2020, Frankreich (13 %)
- Western Cellars California, Cabernet Sauvignon, 2020, USA (12,5 %)
- Saint-Vincent, Frankreich (11 %)
- Viala Rubicone, Sangiovese, 2021, Italien (12,5 %)
- Le Filou, Frankreich (12 %)
3 Roséweine
- Bree: Pinot Noir rosé feinherb, 2021, Deutschland (11,5 %)
- Castiza Tempranillo Rosé trocken, 2020 Spanien (10,5 %)
- Saint-Vincent, Frankreich (10,5 %)
11 Weißweine
- El Emperador Chardonnay, 2021, Chile (13 %)
- Chevalier Alexis Lichine, Chardonnay, 2020, Frankreich (13,5 %)
- Badgers Creek Chardonnay Semillon, 2021, Australien (12 %)
- BioRebe: Pinot Grigio trocken, Italien (11,5 %)
- Bree: Riesling Pfalz feinherb, 2021, Deutschland (10,5 %)
- Maybach Riesling trocken, 2020, Deutschland Pfalz (12 %)
- Käfer: Pinot Grigio Doc trocken,2021, Italien (12,5 %)
- Maybach: Weißer Burgunder trocken, Deutschland (12,5 %)
- Käfer: Chardonnay trocken, Italien (12,5 %)
- Viala Veneto Carganega Trebbiano, Italien (12 %)
- Castiza Airén trocken, Spanien (10,5 %)
Geschmack der Weine
Bei einem Abendessen mit Ente und Freunden haben wir die Weine probiert. Dabei haben wir uns ein bisschen an den allgemeinen Bewertungskriterien entlanggehangelt, aber unseren ganz persönlichen Geschmack entscheiden lassen. Beim Weißwein war demnach der Chevalier Alexis Lichine (Chardonnay) unser Favorit. Was uns überzeugt hat, war die schöne goldgelbe Farbe, dass er wenig Säure hatte und weich am Gaumen war. Wir fanden ihn unkompliziert.
Bester Rotwein war nach unserer Meinung der Bongeronde Cabernet Sauvignon. Nicht zu schwer, angenehm trocken und eher mineralisch, so unser Eindruck. Schwarze Johannisbeere haben wir auch herausgeschmeckt.
Highlights des Boxiland Adventskalenders
Unterschiedliche Weinsorten in kleinen Flaschen - die Idee und Umsetzung eines Adventskalenders mit 0,25 Fläschchen finden wir gelungen. Die komplett plastikfreie Verpackung (trotz zerbrechlichen Inhalts) ist uns sehr positiv aufgefallen. Der Hersteller kooperiert für die Befüllung des Kalenders mit einer Behindertenwerkstatt, was wir grundsätzlich gut finden (ohne die genauen Hintergründe wie Bezahlung zu kennen).
Lowlight
Teilweise sind die Flaschen ohne Angabe von Traube oder Jahrgang, das fanden wir nicht so gut. Zwar findet die Weinexpertin das nicht ungewöhnlich, für eine Weinprobe mit den vielen unterschiedlichen Weinen des Adventskalenders ist das unserer Meinung nach aber ungünstig. Es waren darüberhinaus auch teilweise andere Weine enthalten, als die Inhaltsangabe hinter dem QR-Code auf der Verpackung verspricht.
Fazit
Einzeln in großen Flaschen gekauft, wäre der Wein deutlich günstiger. Durch die Gestaltung in Form eines Kalenders und den Spaßfaktor beim Probieren aus den einzelnen kleinen Flaschen finden wir ihn aber den Preis wert.
Quelle: ntv.de, mma