Gegenseitige Vorwürfe Polen und Ungarn beharken sich wegen Russlandpolitik
29.07.2024, 16:08 Uhr
(Foto: Philipp von Ditfurth/dpa)
Die Regierungen Polens und Ungarns sind wegen ihrer Russlandpolitik hart aneinandergeraten. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban warf Polen "die scheinheiligste und heuchlerischste Politik in ganz Europa" vor. "Sie halten uns moralische Vorträge, kritisieren uns für unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland, und gleichzeitig machen sie Geschäfte mit den Russen und kaufen indirekt Öl", sagte Orban.
Polens Vizeaußenminister Wladyslaw Teofil Bartoszewski wies das zurück. "Wir machen keine Geschäfte mit Russland, anders Ministerpräsident Orban", sagte er. Dessen Regierung stehe in der Nato und der EU ohnehin am Rand und solle darüber nachdenken, ob sie nicht lieber ein Bündnis mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eingehen wolle. "Ich verstehe wirklich nicht, warum Ungarn Mitglied in Organisationen bleiben will, die es nicht besonders mag und die es angeblich so schlecht behandeln"", sagte Bartoszewski laut der staatlichen Nachrichtenagentur PAP. "Wenn sie nicht Mitglied in einem Club sein wollen, können sie jederzeit austreten."
Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto keilte zurück. "Lange Zeit haben wir die Provokationen und die Heuchelei der aktuellen polnischen Regierung geduldet, um die polnisch-ungarische Brüderlichkeit zu bewahren, aber jetzt haben wir genug", schrieb er auf Facebook.
Orban hatte ein gutes Verhältnis zur rechtsnationalen Regierung in Polen, die Ende 2023 abgewählt wurde. Die Beziehungen verschlechterten sich aber schon nach Beginn des russischen Invasionskrieges gegen die Ukraine. Polen empfindet den Krieg als existenzielle Bedrohung, während Orban ein gutes Verhältnis zu Putin pflegt und sich in EU und Nato bei Hilfen für die Ukraine immer wieder querlegt.
Quelle: ntv.de, AP