Wirtschaft

EBA-Gerüchte um den Kapitalbedarf Banken brauchen frisches Geld

(Foto: REUTERS)

Die Bankenaufsicht EBA arbeitet an Sicherheitsmaßnahmen, die Europas Geldhäuser krisenfest machen sollen. Mitten in der laufenden Debatte zur Euro-Rettung gelangen neue Zahlen an die Öffentlichkeit. Offenbar brauchen die Banken nicht ganz so viel zusätzliches Kapital wie zuletzt befürchtet.

Aufatmen bei den deutschen Banken: Die EU-Bankenaufsicht EBA will die Kriterien für die Berechnung der Kapitallücke der europäischen Geldhäuser nach Informationen aus Aufsichts- und Finanzkreisen nicht weiter verschärfen.

Mehr Geld im Beutel soll die Banken widerstandsfähiger gegen Krisenschocks machen.

Mehr Geld im Beutel soll die Banken widerstandsfähiger gegen Krisenschocks machen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Damit bleibe es für die fünf betroffenen deutschen Banken bei einem Kapitalbedarf von rund 10 Mrd. Euro, hieß es aus dem Umfeld der Bankenaufsicht. Diese Summe ist trotzdem noch etwa doppelt so hoch wie die ursprünglich genannten 5,2 Mrd. Euro. Dieser Kapitalbedarf hatte sich aus ersten Berechnungen im Oktober ergeben. Die Commerzbank ist bislang unbestätigten Angaben zufolge mit einem Bedarf von rund 5 Mrd. Euro am stärksten betroffen. Ihr Aufsichtsrat will im Laufe des Tages beraten, wie das Haus die Lücke ohne Staatshilfe bis Juni 2012 schließen.

In einem Brief an die deutschen Bankenverbände soll unterdessen EBA-Chef Andrea Enria erstmals Bereitschaft signalisiert haben, den Instituten mehr Zeit zu geben, um ihre Pläne zur Kapitalaufstockung vorzulegen. Bisher galt dafür eine Frist bis zum 25. Dezember. Ein Streit innerhalb der EBA habe die Veröffentlichung neuer Zahlen zum Kapitalbedarfs verzögert, hieß es. Die Angaben werden am Markt nun in der kommenden Woche erwartet.

Große Unsicherheit im Markt

Unterdessen zeichnet sich im europäischen Bankensystem nach wie vor noch keine Entspannung ab. Vor dem Wochenende legten sowohl die eintägigen Einlagen als auch die kurzfristigen Ausleihungen der Institute bei der Europäischen Zentralbank (EZB) von hohem Niveau aus noch weiter zu.

Die Einlagen stiegen von 304,4 Mrd. Euro am Vortag auf zuletzt 313,8 Mrd. Euro. Dies ist der höchste Wert seit rund eineinhalb Jahren und viel mehr als üblich. Die Mittel, die sich die Geschäftsbanken über Nacht von der EZB leihen, sprangen unterdessen von 4,6 Mrd. auf 8,6 Mrd. Euro. Sie liegen damit so hoch wie seit neun Monaten nicht mehr.

Die eintägigen Einlagen und Ausleihungen der Banken bei der EZB gelten als Misstrauens-Indikator, da die Geschäftsbanken auf diese Instrumente normalerweise kaum zurückgreifen. Ausschlaggebend sind die vergleichsweise ungünstigen Konditionen über die Notenbank. Angesichts der sehr hohen Unsicherheit wegen der Schuldenkrise nehmen die Banken entsprechende Zinsverluste aber in Kauf. Anstatt sich das Geld gegenseitig zu leihen, parken sie kurzfristige Mittel lieber bei der EZB oder legen es dort kurzfristig an.

Der direkte Geldhandel zwischen den Banken ist also - ähnlich wie in der Finanzkrise seit 2008 - wieder erheblich ins Stocken geraten. Aus diesem Grund hatten zur Wochenmitte sechs weltweit führende Notenbanken, darunter die US-Notenbank Fed und die EZB, weitreichende Maßnahmen ergriffen. Sie senkten zum einen den Preis für Dollar-Liquidität, da derzeit vor allem europäische Banken nur schwer Zugang zum amerikanischen Geldmarkt finden. Darüber hinaus spannten die Zentralbanken ein Sicherheitsnetz, sollten sich die Spannungen am Interbankenmarkt auf die Liquidität in anderen Landeswährungen ausweiten.

Quelle: ntv.de, rts

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