Wirtschaft

Hunderte Millionen Euro gestohlen? Bitcoin-Börse MtGox ist offline

Die Bitcoin-Plattform MtGox ist offline, das Geld womöglich weg.

Die Bitcoin-Plattform MtGox ist offline, das Geld womöglich weg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Erst versuchen Hacker, die Konten bei der Bitoin-Börse MtGox zu plündern. Nun ist die Seite verschwunden - ebenso wie ihr Chef Mark Karpeles. Ob die Nutzer ihr Geld wiedersehen, ist unklar. MtGox droht möglicherweise die Pleite.

Zwei Wochen nachdem der Handel mit der Internetwährung Bitcoin auf der Plattform MtGox ausgesetzt wurde, ist die Seite im Netz verschwunden. Unter www.mtgox.com erscheint nur noch eine weiße Seite. Und die kryptische Erklärung: "Angesichts der Medienberichte und der potentiellen Folgen für das Geschäft von MtGox und den Markt wurde die Entscheidung getroffen alle Transaktionen vorübergehend zu beenden, um die Seite und unsere Nutzer zu schützen. Wir werden die Situation genau beobachten und entsprechend handeln". Die Firma, die die Handelsbörse MtGox betreibt, hat ihren Sitz in Tokio. Die Server der Webseite stehen in den USA.

Die Besitzer von Bitcoins, die ihre Online-Konten für die virtuelle Währung bei MtGox angelegt hatten, sind ihr Geld womöglich los: Ob MtGox wieder online geht, ist unklar. MtGox-Chef Mark Karpeles reagierte nicht auf eine Email-Anfrage. Wo er sich aufhält, ist unbekannt. Vor dem MtGox-Büro in Tokio demonstrieren Kontoinhaber, die ihr Geld zurückverlangen. Auf MtGox, einer der größten Bitcoin-Börsen, konnten Nutzer echtes Geld in Bitcoins tauschen und ihr Guthaben dann auf Servern der Firma in Online-Konten, sogenannten Wallets, abspeichern.

Konten bei MtGox geplündert?

MtGox und andere Bitcoin-Handelsplattformen hatten in den vergangenen Wochen nach massiven Hacker-Angriffen technische Probleme und setzten den Handel aus. Bei den Attacken versuchten die Angreifer die Bitcoin-Konten leerzuräumen, in dem sie einen Fehler im Zahlungssystem ausnutzten: Mit Botnetzen schickten sie Unmengen Anfragen an die Handelsbörsen, die diese nicht als Fälschungen erkannten und deshalb womöglich immer wieder Bitcoins an externe Konten überwiesen. Weil niemand als Mittler der Transaktionen agiert, können Bitcoin-Überweisungen grundsätzlich nicht rückgängig gemacht werden. Sollte der Betrug gelungen sein, ist das Geld also weg.

Die  Anleger kamen bisher jedenfalls nicht mehr an ihre virtuellen Guthaben heran. MtGox erklärte, ein Softwarefehler sei der Grund, und versprach in der vergangenen Woche, alles komme wieder in Ordnung. Gleichzeitig verlegte MtGox seinen Sitz "aus Sicherheitsgründen" in die japanische Hauptstadt Tokio. Dieser Umzug habe zu Verzögerungen bei der Lösung der technischen Probleme geführt.

Womöglich hat die Hacker-Attacke MtGox in die Pleite getrieben. Laut einem Dokument, das im Internet zirkuliert und dessen Echtheit bislang nicht bestätigt wurde, sollen der Plattform durch die Hackerangriffe 744.408 Bitcoins gestohlen worden sein. Je nach Referenzkurs sind das zwischen 220 und 370 Millionen Euro. MtGox stehe deshalb vor dem Bankrott, heißt es in dem Strategiepapier. Um die Firma zu retten, solle die Börse vorübergehend abgeschaltet und dann unter einem neuen Namen wiedereröffnet werden. MtGox-Chef Karpeles reagierte nicht auf Fragen über Twitter zu den Vorwürfen.

Bitcoin-Community ächtet MtGox-Chef

Nach dem Höchststand bei rund 1000 Euro im November hatte sich der Bitcoin-Kurs zum Jahreswechsel bei etwa 600 Euro eingepegelt. Seit Anfang Februar fiel der Kurs auf Handelsplätzen wie btc-e.com oder bitcoin.de auf knapp 400 Euro. Auf MtGox lag der Kurs schon immer niedriger. Nach den Hacker-Angriffen geriet er extrem unter Druck. Am Dienstag lag er gerade noch bei knapp 100 Euro.

Die Bitcoin-Community versucht inzwischen, jegliche Verbindung mit MtGox-Chef Karpeles zu tilgen. Am Montag teilte die Bitcoin-Stiftung in den USA mit, Karpeles habe seinen Verwaltungsratssitz bei der Stiftung aufgegeben. Auf der Webseite der Stiftung ist Karpeles Profil und die Beschreibung seiner Tätigkeit bereits gelöscht. Im Coinbase-Blog veröffentlichten die Betreiber anderer Bitcoin-Börsen ein gemeinsames Statement, in dem sie sich von den Vorgängen bei MtGox distanzieren.

"Die tragische Verletzung des Vertrauens der Nutzer von MtGox ist die Folge des Vorgehens der Firma und spiegelt nicht die Widerstandsfähigkeit oder den Wert des Bitcoins oder der virtuellen Währungsindustrie wider." Wie in jeder neuen Industrie gebe es einige schwarze Schafe, die ausgemerzt werden müssten. "Um das Vertrauen zurückzugewinnen, das durch das Versagen von MtGox zerstört wurde, verpflichten sich die verantwortungsvollen Bitcoin-Börsen, die Sicherheit aller Kundengelder zu gewährleisten."

Bitcoins waren 2009 als Antwort auf die Finanzkrise erfunden worden. Geschaffen hatte sie ein unbekannter Programmierer, der eine von Staaten, Zentralbanken und Finanzinstituten unabhängige Währung schaffen wollte. Das virtuelle Geld wird durch eine komplexe Formel berechnet. "Aufgrund ihrer Konstruktion und wegen der großen Volatilität sind Bitcoins hochspekulativ", hatte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele im Januar gewarnt. Für Bitcoins gebe es keine staatliche Garantie. Es könne zum Totalverlust für den Anleger kommen.

Quelle: ntv.de, mit AFP

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen