Wirtschaft

Für Country Garden tickt die Uhr Der nächste chinesische Immobiliengigant kämpft ums Überleben

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Country Garden ist vor allem in kleineren Städten Chinas aktiv, etwa in Zhenjiang.

Country Garden ist vor allem in kleineren Städten Chinas aktiv, etwa in Zhenjiang.

(Foto: FeatureChina)

Eines der größten Probleme Chinas heißt Country Garden. Diesen hübschen Namen trägt ein riesiger, hoch verschuldeter Immobilienkonzern. Ihm droht der Kollaps.

Ende vergangenen Jahres sah es so aus, als würde Country Garden gut durch die Liquiditätskrise kommen, die den chinesischen Immobiliensektor erfasst hat. Die staatlich kontrollierte Bank PSBC hatte dem angeschlagenen Immobilienfinanzierer eine satte Kreditlinie von umgerechnet sieben Milliarden Dollar eingeräumt. Aber selbst diese Bazooka hatte zu wenig Feuerkraft.

Country Garden
Country Garden ,06

Denn neun Monate später droht Country Garden, das Geld auszugehen. Das Unternehmen hat einen Schuldenberg von umgerechnet 200 Milliarden Dollar angehäuft und geht davon aus, allein im ersten Halbjahr einen Verlust von bis zu 7,6 Milliarden Dollar zu erwirtschaften. Diese Schieflage erinnert an die des anderen chinesischen Immobilienriesen China Evergrande, der mit Schulden von umgerechnet 340 Milliarden Dollar kämpft und unter staatlicher Aufsicht restrukturiert werden soll.

Chinas Immobiliensektor hatte seit Ende der 1990er Jahre einen beispiellosen Boom verzeichnet - der allerdings auf Pump finanziert war. 2020 erließ die Führung in Peking Maßnahmen, um die Überschuldung zu stoppen und Luft aus der Immobilienblase zu lassen. Seitdem steckt die Branche, die rund ein Viertel der Wirtschaft Chinas ausmacht, in der Krise: Die Preise sinken, und das Geld wird knapp.

Country Garden wurde 1992 gegründet. Chinas Führung hatte damals den Weg für privatwirtschaftliche Unternehmen frei gemacht, um die Urbanisierung des Landes voranzutreiben. Country Garden wuchs rasant und wurde – gemessen am Umsatz – zum größten Bauträger Chinas. Das Unternehmen war vor allem in der Provinz tätig und galt auch nach der Zahlungsunfähigkeit von China Evergrande als stabil.

Zahlungen werden fällig

Doch das war ein Irrtum. Wie groß die Geldnot von Country Garden ist, zeigte sich vergangene Woche. Das Unternehmen leistete fällige Zahlungen auf im Ausland platzierte Anleihen in Höhe von 22 Millionen Dollar nicht. Das Unternehmen hat nun 30 Tage Zeit, das nachzuholen – andernfalls droht die Pleite. Die Rating-Agentur Moody's korrigierte die Bonitätseinschätzung nach unten.

Die Nicht-Zahlung sorgte dafür, dass Investoren sich von den Anleihen des Unternehmens trennten und auf den Markt warfen. Das führte zu einem Kurssturz. Um den zu stoppen, wurde der Handel mit einem Teil der Anleihen auf unbestimmte Zeit ausgesetzt – darunter auch die auf dem heimischen Markt platzierten Anleihen. Im September werden mehr als neun Milliarden Yuan (1,25 Milliarden Dollar) an Zinsen auf heimische Anleihen fällig - so viel Geld hat Country Garden laut der Wirtschaftszeitung "Caixin" allerdings nicht. Nach Angaben von Moody's werden im kommenden Jahr Schulden in Höhe von 31 Milliarden Yuan (4,27 Milliarden Dollar) fällig.

Die harten Corona-Lockdowns in China hatten die Bautätigkeit im Land zeitweise nahezu zum Erliegen gebracht. Nach dem Ende der Corona-Maßnahmen war sie wieder angesprungen, auch weil die Regierung Banken aufgefordert hatte, einigen Entwicklern frisches Geld zur Verfügung zu stellen - darunter auch Country Garden.

Doch seit dem zweiten Quartal geht es angesichts der mauen wirtschaftlichen Lage Chinas mit dem Geschäft wieder abwärts. Auch die Immobilienverkäufe von Country Garden sind in den vergangenen Monaten eingebrochen. Im Juli lagen sie 60 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Aktienkurs rauscht in die Tiefe

Verschärft werden die Schwierigkeiten durch das Geschäftsmodell von vielen der chinesischen Immobilienentwickler, auf das auch Country Garden setzt: Die Kunden bezahlen ihre Wohnung komplett, bevor sie fertiggestellt ist. Mit diesen Vorauszahlungen werden dann neue Bauprojekte finanziert. Die Liquiditätsschwierigkeiten des Unternehmens führen nun dazu, dass viele Kunden fürchten, dass ihre bereits bezahlte Wohnung viel später oder vielleicht sogar überhaupt nicht gebaut wird. Das verstärkt die durch Evergrande ausgelöste Vertrauenskrise in den Sektor – und sorgt dafür, dass Chinesen beim Immobilienkauf noch zurückhaltender werden.

Derweil stürzten die Aktien des Unternehmens in der vergangenen Woche um fast 40 Prozent ab – am heutigen Montag brach der Kurs um weitere 15 Prozent ein.

Quelle: ntv.de

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