Zwei Vorstände sollen fliegen Deutsche Bank weniger deutsch
07.03.2012, 21:30 Uhr
Der Wechsel an der Führungsspitze der Deutschen Bank wirft seine Schatten voraus: Risikochef Bänziger und Personalvorstand Lamberti sollen angeblich ihren Job verlieren. Insbesondere Bänziger wird ein frostiges Verhältnis zum designierten Chef Jain nachgesagt - und ein VErfolgen unterschiedlicher Strategien.
Kurz vor der Machtübergabe von Josef Ackermann an das Duo Anshu Jain und Jürgen Fitschen baut die Deutsche Bank offenbar ihren Vorstand drastisch um. Sie gibt sich dabei nicht nur ein deutlich jüngeres und internationaleres, sondern auch ein Investmentbanking-lastigeres Gesicht. Wie das "Wall Street Journal Deutschland" aus Finanzkreisen erfuhr, werden Risikovorstand Hugo Bänziger und Hermann-Josef Lamberti - als Chief Operating Officer bislang zuständig für die IT sowie Personalfragen - Deutschlands größte Bank verlassen und durch Stephan Leithner, William Broeksmit und Henry Ritchotte ersetzt.
Dies soll nach dem Willen des Nominierungsausschusses auf der Aufsichtsratssitzung am kommenden Freitag beschlossen werden, wie mehrere mit der Sache vertraute Personen sagten.
Nur "Marktspekulationen"?
Zuvor hatte die "Bild" über die geplante Entmachtung der beiden Vorstände berichtet. Die Deutsche Bank wollte sich auf Nachfrage nicht zu "Marktspekulationen" äußern. In der Bank ist die Nachricht mit Überraschung aufgenommen worden. Teile des Aufsichtsrats hätten von der Nachricht erst im Tagesverlauf erfahren. "Das kommt völlig unerwartet," sagte eine Person aus dem Überwachungsgremium.
Der Umbau zum jetzigen Zeitpunkt ist auch deswegen überraschend, weil Konzernchef Ackermann erst mit der Hauptversammlung im Mai den Stab an den Investmentbanker Jain und Deutschland-Chef Fitschen übergeben wird. Dann wird auch Paul Achleitner, derzeit noch als Vorstand zuständig für das Kapitalmarktgeschäft der Allianz, an die Spitze des Aufsichtsrats der Deutschen Bank rücken.
Unterschiedliche Strategien
In Teilen der Bank glaubt man, dass unterschiedliche Strategien von Jain und Bänziger wohl nicht vereinbar gewesen und damit Auslöser für Bänzigers Abschied seien. Jain sei ein offensiver Investmentbanker, Bänziger eher der defensive Manager, der die Risiken der Bank fein ausbalanciere, hieß es aus dem Umfeld der Bank.
Die Rolle des gebürtigen Schweizers Bänziger werde demnächst vom Österreicher Stephan Leithner und dem Amerikaner William Broeksmit übernommen. Leithner, der als Co-head of Investment Banking Coverage and Advisory die mittlerweile geplatzte Fusion der Deutschen Börse mit der Nyse Euronext eng begleitete, wird sich um die Rechtsrisiken kümmern und von Lamberti Teile der Personalaufgaben übernehmen. Er wird zudem für die Region Europa - Deutschland ausgenommen - verantwortlich sein. Broeksmit soll sich um die Risiken in den Portfolien der Bank kümmern.
Der dritte Neue im Vorstand der Deutschen Bank ist Henry Ritchotte, ein enger Vertrauter Jains. Bislang Chief Operating Officer der Investmentbanking-Sparte, soll er künftig die Rolle Lambertis ausfüllen.
Die Nachfolge Jains an der Spitze des Investmentbankings geht an Colin Fan und Robert Rankin. Fan - ein Kanadier mit chinesischen Wurzeln - ist bislang für den Kredithandel zuständig, der Australier Rankin für das Südostasien-Geschäft der Bank. Als solcher berichtet er direkt an Fitschen.
Quelle: ntv.de, Laura Stevens, DJ