Investoren auf der Flucht Ebola bremst Afrikas Wirtschaft aus
06.09.2014, 05:55 Uhr
Zur Krankheit kommt die Armut: Ebola trifft auch Afrikas Wirtschaft schwer.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mehr als 1500 Tote, weitere 3000 Infizierte: Das öffentliche Leben in Westafrika ist wegen der tödlichen Seuche weitgehend zusammengebrochen. Ebola könnte die Länder, die gute Wachstumsaussichten hatten, um Jahre zurückwerfen.

Angst und Verzweiflung: Die Bewohner der von Ebola bedrohten Gebiete brauchen dringend Hilfe.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Ebola-Epidemie in Westafrika wird zu einer wachsenden Bedrohung für die betroffenen Länder. Die Region ist bitterarm und sie droht wegen des tödlichen Virus' noch tiefer im Elend zu versinken. Neben dem "tragischen Verlust von Menschenleben" warnt die zweitgrößte Ratingagentur Moody's vor einem "ernsthaften" Einschnitt in die Wirtschaft von Liberia, Guinea und Sierra Leone.
Auch die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) schlägt Alarm. Die Folgen der Epidemie könnten das Wachstum in Ländern wie Sierra Leone und Liberia um bis zu vier Prozentpunkte dämpfen, sagte AfDB-Präsident Donald Kaberuka der Nachrichtenagentur Reuters. Grund sei, dass ausländische Geschäftsleute in ihre Heimat zurückkehren, Flugverbindungen gekappt und Projekte gestrichen werden. "Das ist sehr, sehr schädlich", sagte Kaberuka.
Alle gehen in Deckung
Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" haben der britische Ölkonzern Tullow Oil und mehrere chinesische Unternehmen ihre Mitarbeiter inzwischen ausgeflogen. Bergbau, die von europäischen und asiatischen Firmen geleitete Schlüsselindustrie der Region, droht zusammenzubrechen. Mehrere internationale Fluggesellschaften, darunter British Airways und Air France, haben ebenfalls reagiert und ihre Flüge in die Krisenregion eingestellt.
Auch die Landwirtschaft hat gelitten: Viele Felder liegen brach. Die Versorgung mit Lebensmitteln wird zunehmend schwerer. Wenn Läden überhaupt noch geöffnet sind, sind die Regale häufig leer. Selbst wer Geld hat, kann nicht mehr für seine Familie sorgen. Hinzu kommt, dass sich die Menschen nicht mehr zur Arbeit trauen, weil sie den Kontakt mit anderen Menschen meiden wollen. Viele fliehen aus den betroffenen Dörfern in die Städte und überfluten dort die Slums. Was die Gefahr birgt, dass sich in der beengten Situation die Krankheit noch schneller ausbreitet.
Liberia am schwersten betroffen
Der liberische Ökonom Samuel Jackson sagte gegenüber der ARD, die wirtschaftlichen Einbußen durch Ebola könnten in die Milliarden gehen. Sein Heimatland verfügt dabei gerade einmal über ein jährliches Bruttoinlandsprodukt von 1,7 Milliarden Dollar. Es ist das wirtschaftlich Schwächste der Krisenländer. Gleichzeitig ist das Land aber auch am stärksten von Ebola betroffen - hier wurden bislang mehr als 600 Tote gemeldet. Liberia war nach einem fast 15-jährigen Bürgerkrieg gerade erst auf dem Weg zu einer sozialen und stabilen Nation angekommen.
Auch auf den Tourismus in der Region hat die Epidemie dramatische Auswirkungen: Die Hotels klagen über ausbleibende Übernachtungsgäste, nur etwa 15 Prozent der Zimmer seien belegt. Sonst liege die Auslastung in dieser Jahreszeit bei 60 Prozent, sagt Nuno Neves, Manager eines Radisson Blu in Sierra Leone. Zwar ist Tourismus in der westafrikanischen Region längst nicht so ein großer Wirtschaftsfaktor wie in den östlichen Ländern Kenia oder Tansania - aber den Ländern gehen trotzdem wichtige Deviseneinnahmen verloren.
Seuche grassiert weiter
Obwohl einige Nachbarländer ihre Grenzen zu Liberia, Guinea und Sierra Leone geschlossen haben, breitet sich die Krankheit immer weiter aus. Die ersten Fälle von Ebola wurden aus dem Kongo gemeldet. In der politisch instabilen Region dürfte die Krankheit sogar noch schwerer zu bekämpfen sein. Noch schlimmer dürfte es laut Moody's werden, wenn die Seuche die größte Stadt Nigerias, Lagos, erreicht. Lagos ist die bevölkerungsreichste Metropole des ganzen Kontinents. Dort sitzen große Öl- und Gaskonzerne, die ihre Mitarbeiter mit ebenfalls abziehen dürften. Ihr Rückzug dürfte die dortige Öl-Produktion zum Erliegen bringen. Das bekäme dann auch der Westen zu spüren.
Quelle: ntv.de