Steuer gestrichen Eigener Name macht Karibikinsel Anguilla reich
13.04.2024, 07:16 Uhr
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(Foto: IMAGO/Cavan Images)
Der kleine Karibikinsel Anguilla gehört die Internet-Domain .ai. Seit dem Hype um Künstliche Intelligenz wächst die Nachfrage gigantisch.
Viele Jahre lebte die Karibik-Insel Anguilla vom Tourismus und ihren Traumstränden. Nun lebt sie von ihrer Internet-Domain, dem Länderkürzel bei Internetadressen. Denn dem britischen Überseegebiet mit gerade mal 15.000 Einwohnern gehört die Top-Level-Domain .ai. Weil Artificial Intelligence mit AI abgekürzt wird, geht die Nachfrage nach der Domain angesichts des Hypes um Künstliche Intelligenz durch die Decke.
"Vor etwa 15 Jahren haben wir angefangen, die Domain zu verkaufen, und dann hat sich die Nachfrage alle anderthalb oder zwei Jahre verdoppelt. Es wird immer größer und größer", sagte Vince Cate im Gespräch mit n-tv. Er ist vor vielen Jahren aus den USA nach Anguilla ausgewandert und verwaltet nun die Domains für die Insel.
Im Sommer 2018 waren noch rund 48.000 Domains mit der Endung .ai registriert, vier Jahre später schon 144.000. "Als Chat GPT herauskam, schoss es wirklich in die Höhe. Dann wussten wir, dass es uns wirklich gut geht", so Cate. Im Dezember 2023 waren 354.000 .ai-Domains registriert, inzwischen sind es mehr als 400.000.
Google, Microsoft, Meta - fast alle großen Tech-Konzerne haben sich eine Domain gesichert. Und natürlich viele neue Unternehmen, die auf den KI-Zug aufgesprungen sind. "Den Firmen bringt es die Aufmerksamkeit. Alle reden von künstlicher Intelligenz", sagte Jon Christoph Berndt, Markenexperte und Geschäftsführer von Brandamazing im Gespräch mit n-tv.
Tuvalu als Vorbild
Anguilla profitiert davon. Jede Domain mit der Endung .ai bringt der Insel 140-US-Dollar für zwei Jahre. Macht bei 400.000 Domains rund 28 Millionen US-Dollar im Jahr. "Die Regierung hat es geschafft, die Grundsteuer abzuschaffen. Ich kenne kein anderes Land, das die Grundsteuer abgeschafft hat. Und sie haben ihre Schulden erheblich zurückgezahlt", erklärt Vince Cate.
Nach dem gleichen Prinzip profitiert auch der Pazifikstaat Tuvalu seit Jahren von seiner Domain .tv. Die extreme Nachfrage nach solchen Endungen flache aber wieder ab, so Markenexperte Berndt: "Das Wichtigste bleibt immer die .com-Adresse oder eben die Nationenadresse" - wie in Deutschland das .de."
Weltweit sind mehr als 160 Millionen .com-Adressen registriert, Seiten mit .de-Endung gibt es immerhin mehr als 17 Millionen. Davon ist Anguilla noch weit entfernt. Der Hype aber dürfte erstmal weitergehen. Schon Ende dieses Jahres könnte die Karibikinsel laut Cate zwei Drittel ihres Haushaltes mit den Domain-Einnahmen finanzieren.
Quelle: ntv.de