Entgeltplus und Renten-Bonus Einigung auf neuen VW-Haustarifvertrag
28.05.2013, 13:30 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Volkswagen und die IG Metall verständigen sich ohne große Nebengeräusche auf Lohnerhöhungen für die Beschäftigten. Der Abschluss orientiert sich am Flächentarifvertrag. Obendrein spendiert der Autohersteller einen kleinen Aufschlag.
Rund 100.000 Volkswagen-Beschäftigte erhalten ab September mehr Geld. Für sie übernahm Europas größter Autohersteller den branchenweiten Metall-Tarifvertrag. Beide Seiten zeigten sich mit dem Ergebnis zufrieden. In zwei Stufen erhalten die Mitarbeiter in Westdeutschland und bei der Finanztochter 5,6 Prozent mehr Geld. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags betrage 20 Monate.
Nach zwei "Nullmonaten" im Juli und August steigen die Löhne den Angaben zufolge ab September zunächst um 3,4 Prozent. In einer zweiten Stufe legen sie dann ab 1. Juli 2014 um weitere 2,2 Prozent zu. Darüber hinaus zahlt VW den Tarifbeschäftigten einmalig 300 Euro in die betriebliche Altersvorsorge oder wahlweise im August einen Einmalbetrag von brutto 275 Euro. Der Tarifvertrag läuft bis Ende Februar 2015.
VW begrüßt Planungssicherheit
IG-Metall-Verhandlungschef Hartmut Meine bezeichnete den Rentenbaustein als Ausgleich für die zwei aktuellen Nullmonate in der Fläche, in denen die erste 3,4-Prozent-Stufe nicht greift. VW-Pkw-Personalchef Martin Rosik sagte, der Abschluss biete den Vorteil der Berechenbarkeit. "Wir haben jetzt eine klare Kalkulations- und Planungsgrundlage für die nächsten zwei Jahre." VW-Personalvorstand Horst Neumann sagte indes, dass man mit dem Tarifabschluss an die Grenze dessen gegangen sei, "was die schwierige Marktsituation in Europa und der harte internationale Wettbewerb zulassen".
Die IG Metall verwies darauf, dass man sich zudem eine Hintertür offengehalten habe. So soll bereits in einem Jahr nachverhandelt werden, falls die wirtschaftliche Lage merklich angezogen haben sollte. Dann stünde ein weiterer Rentenbaustein für 2014 zur Debatte. Meine sprach von einer "Verhandlungsverpflichtung angesichts der langen Laufzeit, die uns ein Stückchen die Sorgen nimmt, dass wir auf den Prozentsätzen dann festsitzen". Überprüft werde im Mai 2014.
IG Metall setzt Bonus auch für Leiharbeiter durch
Beide Seiten hatten sich bereits in der zweiten Verhandlungsrunde geeinigt. Ein zentraler Knackpunkt war das Zugeständnis an die IG Metall, dass auch Leiharbeiter Anspruch auf die 275 Euro Einmalbetrag erhalten. Zudem sorgte sie mit dem neuen Abschluss für Verbesserungen bei der monatlichen Altersvorsorge für die Auszubildenden und Studierenden.
Der Haustarif bei Europas größtem Autobauer Volkswagen regelt die Bezahlung von insgesamt mehr als 100.000 Mitarbeitern aus den sechs westdeutschen Werken Braunschweig, Emden, Hannover, Salzgitter, Wolfsburg und Kassel sowie bei der VW-Bank.
Die Gewerkschaft hatte einen Abschluss über dem Niveau des branchenweiten Flächentarifes gefordert und mit Aktionen gedroht, die dem Ziel dann Nachdruck verleihen würden. Einen Vorgeschmack darauf lieferten Zehntausende Mitarbeiter Mitte Mai im Wolfsburger VW-Werk, als sie ihre Arbeit ruhen ließen und für eine sogenannte Informationsveranstaltung vors Vorstandshochhaus zogen.
Allerdings kamen Warnstreiks nicht infrage, weil die Friedenspflicht noch lief. Die IG Metall hatte sich dafür entschieden, die Gespräche über den VW-Haustarif parallel zu den Flächentarifverhandlungen zu führen. Dort erkämpfte die Gewerkschaft vor kurzem mit einem Pilotabschluss in Bayern, dass es nach zwei anfänglichen Nullmonaten ohne Erhöhungen ein zweistufiges Plus von 5,6 Prozent gibt. Der neue Vertrag läuft insgesamt 20 Monate.
Quelle: ntv.de, dpa/rts