Enttäuschende Konjunkturdaten US-Börsen schließen mit deutlichen Verlusten
01.08.2024, 23:31 Uhr Artikel anhören
Die Wall Street kann die Gewinne vom Vortag nicht halten.
(Foto: picture alliance/dpa/Lehtikuva)
Ernüchterung an der Wall Street: Nach dem Tech-Feuerwerk am Vortag gehen die Kurse an den US-Börsen auf Talfahrt. Schuld sind schwache Konjunkturdaten. Vor allem der US-Biotechnologiekonzern Moderna gerät unter Druck. Punkten kann Facebook-Mutter Meta.
Die US-Börsen haben ihre anfänglichen Gewinne am Donnerstag nicht halten können. Die Enttäuschung der Anleger nach den jüngsten Konjunkturdaten überschattete die Freude über die starken Quartalszahlen der Facebook-Mutter Meta. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte büßte 1,2 Prozent auf 40.347 Punkte ein. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 1,4 Prozent auf 5446 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab 2,3 Prozent auf 17.194 Stellen nach.
"Der gesamte Markt wird durch den schwachen Bericht über die US-Industrie beeinflusst", konstatierte Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota Wealth. "Die Zahlen zeigen den Investoren, dass sich die Wirtschaft in einem schlechteren Zustand befinden könnte als bisher angenommen." Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA sank im Juli auf 46,8 Punkte von 48,5 Zählern im Juni. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg des ISM-Barometers auf 48,8 gerechnet.
Rezession oder Normalisierung?
Dabei sei es nicht sicher, dass die Daten die US-Notenbank Fed zu einer schnelleren Zinswende veranlassten, sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. "Sie achtet zwar auf die offensichtliche Abschwächung auf dem Arbeitsmarkt und der Gesamtwirtschaft, die sich in einer Reihe von Indikatoren widerspiegelt. Aber aus ihrer Sicht könnte es sich bei dieser Abschwächung auch nur um eine 'Normalisierung' handeln und nicht um die Anzeichen für eine beginnende Rezession."
Dies sei auch der Grund, warum die Reaktion der Investoren auf die Aussagen aus der Fed bei ihrem Zinsentscheid am Mittwoch relativ verhalten ausfiel. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beließen den geldpolitischen Schlüsselsatz unverändert. Zugleich öffneten sie die Tür für eine Zinssenkung ein wenig, ohne klare Signale zu senden.
Auf die Stimmung drückten auch schwache Konjunkturdaten aus China. Das verarbeitende Gewerbe in der Volksrepublik schrumpfte im Juli aufgrund von rückläufigen Auftragseingängen erstmals seit neun Monaten. "Das Gegensteuern Pekings weitet sich zwar kontinuierlich auf immer mehr Bereiche aus, doch wird die Liste der Belastungsfaktoren für die chinesische Industrie auf Sicht wohl auch nicht kürzer", sagte NordLB-Analyst Valentin Jansen.
Meta-Zahlen kommen gut an - Moderna im freien Fall
Bei den Einzelwerten rückten Meta um 4,8 Prozent vor. Robuste Werbeeinnahmen haben dem Konzern trotz hoher Kosten für die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) ein überraschend starkes Quartalsergebnis beschert. "Meta hat dem Projekt mit der KI etwas Zeit verschafft, denn Investoren sind bereit, über erhöhte Investitionsausgaben hinwegzusehen, solange das Umsatzwachstum stark bleibt", kommentierte Kathleen Brooks, Managerin beim Broker XTB.
Gefragt waren auch Eli Lilly, die um 3,5 Prozent zulegten. Die Abnehmspritze des US-Pharmakonzerns hatte in einer Studie auch einen klaren Nutzen für Herzpatienten gezeigt. Bei den Nebenwerten ermunterte eine optimistische Jahresprognose Anleger zum Einstieg beim US-Online-Gebrauchtwagenhändler Carvana. Die Papiere sprangen um knapp zehn Prozent in die Höhe.
Unter Druck geriet dagegen Moderna. Die Papiere brachen um 21 Prozent ein, nachdem der US-Biotechnologiekonzern die Umsatzprognose für seine Impfstoffe gegen Covid-19 und das Atemwegsvirus RSV drastisch zusammengestrichen hatte. Aus den Depots flogen auch die Papiere von Arm, die 15,7 Prozent verloren. Der in Großbritannien beheimatete Chip-Designer hatte einem überraschend starken Quartalsergebnis zum Trotz einen enttäuschenden Ausblick geliefert.
Quelle: ntv.de, hny/rts