Wirtschaft

Pläne aus Berlin, Paris und Co.Euro-Rettung "in bar"?

21.01.2011, 15:15 Uhr

Die Regierungen der Euro-Staaten denken über einen neuen Weg nach, um den Rettungsfonds zahlungskräftiger zu gestalten. Mitgliedsländer mit schwächerer Zahlungsfähigkeit sollen dazu mit Bargeld quasi eine Kaution bereitstellen, um damit die Bedingungen für die Kreditvergabe des Fonds zu verbessern.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Kanzlerin Angela Merkel

pocht bei der Stärkung des Euro-Rettungsschirms EFSF auf einen Beitrag der schwächeren

Euro-Staaten. "Es kann nicht sein, dass einige Euro-Länder die ganze Last des

Rettungsschirms tragen", sagte ihr Sprecher Steffen Seibert. Zurzeit

sprechen die Euro-Regierungen über eine Bareinlage in den EFSF, um sein maximales

Kreditvolumen zu erhöhen. Dadurch würden allerdings die überspannten Staatshaushalte

einiger Länder weiter belastet. Griechenland droht ein weiterer Verlust an Kreditwürdigkeit,

wenn es bis Ende 2011 keinen neuen Zugang zum Kapitalmarkt findet.

Für den EFSF haben zwar

16 Länder Kreditgarantien von bis zu 440 Mrd. Euro bereitgestellt. Weil aber nur

sechs davon dank ihrer soliden Finanzen die höchste Bonitätsnote AAA haben, kann

der EFSF effektiv nur 250 Mrd. Euro zur Stützung von Schuldenstaaten wie Irland

bereitstellen. Sonst würde er selbst sein Spitzenrating verlieren und höhere Zinsen

bezahlen müssen.

Mehr Geld, mehr Sicherheit

Eine Bareinlage würde den

EFSF in die Lage versetzen, mehr Geld zu verleihen. In Kreisen der Euro-Regierungen

hieß es, im Gespräch sei, ob alle Länder Bargeld an den EFSF überweisen oder nur

die mit schwächerer Bonität. Die sechs Länder mit einem Spitzenrating könnten dann

ihre Garantien zu 100 Prozent für die Kapitalaufnahme des EFSF bereitstellen. Bisher

muss die Kreditsumme von den Staaten zu 120 Prozent abgesichert werden.

Auch in der schwarz-gelben

Koalition wurden die Überlegungen bestätigt, entschieden sei aber noch nichts. Eine

Sprecherin des Finanzministeriums wollte zu dem aus der finnischen Regierung stammenden

Vorschlag keine Stellung nehmen. Zurzeit werde im Währungsgebiet an einem Gesamtpaket

zu seiner nachhaltigen Stabilisierung gearbeitet. Einzelaspekte zu bewerten mache

keinen Sinn. Die Euro-Finanzminister hatten sich am Montag drauf verständigt, die

verfügbare EFSF-Kreditsumme zu erhöhen.

Umstrittene Maßnahme

Ob Bargeldeinlagen in den

EFSF sinnvoll wären, ist unter Experten umstritten. So warnten die Fachleute von

Barclays Capital, dadurch würde die Verschuldung in den einzelnen Etats der Mitgliedsländer

unmittelbar erhöht. In Deutschland müsste der Bundestag einem solchen Schritt zustimmen,

ebenso allen anderen Änderungen am Umfang und den Instrumenten des Schirms.

Akute Zeitnot, den Rettungsschirm

zu verbessern, besteht aus Sicht der Bundesregierung nicht. Der EFSF sei in seiner

jetzigen Form in der Lage, seine Funktion zu erfüllen, sagte Seibert. Nach Irland

stehe kein anderes Land vor der Tür und klopfe. Spanien und Portugal können sich

bisher zu vertretbaren Zinsen neue Kredite am Kapitalmarkt besorgen. Der griechische

Staatshaushalt wird durch einen eigenen Schirm abgesichert.

Ratingagentur malt Teufel an die Wand

Dank der Hilfskredite der

Euro-Zone und des IWF muss die Regierung in Athen drei Jahre lang kein Geld am freien

Markt aufnehmen. Im Gegenzug muss sie ein drastisches Sparprogramm umsetzen. Die

Ratingagentur Fitch warnte, sollte sich das Land bis zum Jahresende nicht wieder

Zugang zum Markt verschaffen können, werde seine Bonitätsnote weiter gesenkt. Die

Bonds der griechischen Regierung haben bereits einen Ramsch-Status.

Fitch geht davon aus, dass Griechenland weitere Hilfe von außen benötigt, um seinen

Etat zu sanieren. In den kommenden Jahren wird mit einem Anwachsen seines Schuldenbergs

auf mehr als 150 Prozent der Wirtschaftskraft gerechnet - das wäre doppelt so hoch

wie in Deutschland. In der Euro-Zone wird deshalb auch über eine Streckung der Zinsen

für die Hilfskredite und auch über Möglichkeiten zu einer Umschuldung gesprochen.

Die spanische Regierung

wagt mit einer Radikalkur für den angeschlagenen Sparkassensektor den Befreiungsschlag.

Die Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero will die Institute

für private Investoren öffnen und zu Börsengängen drängen. Sie sollen zu normalen

Banken werden und den Staatshaushalt in Zukunft nicht mehr belasten.

Quelle: rts