Zusammenbruch von Kaupthing-Bank Ex-Chef muss vor Haftrichter
06.05.2010, 22:09 Uhr
Die Zentrale der Großbank Kaupthing im Oktober 2008.
(Foto: dpa)
Die Schulden der isländischen Banken betrafen im Jahr 2008 das Zehnfache der Wirtschaftsleistung Islands. Nun setzen die Behörden erstmals einen führenden Banker fest. Der Vorwurf: Unterschlagung und Verstöße gegen das Aktiengesetz.
Die Justizbehörden in Island haben erstmals einen Verantwortlichen für den Kollaps der heimischen Banken festgenommen. Wie der Rundfunksender RUV in Reykjavik berichtet, soll der Ex-Chef der früheren Kaupthing-Bank, Hreidar Már Sigurdsson, am Freitag einem Haftrichter vorgeführt werden. Ihm werden Unterschlagung und Verstöße gegen das Aktiengesetz vorgeworfen.
Kaupthing war zusammen mit den beiden anderen führenden Banken Glitnir und Landsbanki im Oktober 2008 nach geplatzten Kreditgeschäften nur durch Verstaatlichung vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Ihre Schulden betrugen das Zehnfache der jährlichen Wirtschaftsleistung der Atlantikinsel. Kurz vor dem Kollaps wurden noch Milliardenkredite an Eigner ohne jede Sicherheit vergeben.
Kaupthing hatte unter anderem in Deutschland 300 000 Privatkunden mit Hochzinskonten angelockt. Die dabei angelegten 300 Millionen Euro sind auch nach anderthalb Jahren noch nicht vollständig ausbezahlt.
Prügel für Ex-Regierung
Ein Untersuchungsbericht warf erst im April der Regierung und den Aufsichtsbehörden des nordeuropäischen Landes Versagen vor. Vor dem Zusammenbruch der drei größten isländischen Banken im Oktober 2008 hätten der damalige konservative Regierungschef Geir Haarde sowie seine Minister für Finanzen und das Bankwesen, Arni Mathiessen und Björgvin Sigurdsson, mit "großer Fahrlässigkeit" gehandelt, heißt es in dem Abschlussbericht einer vom Parlament eingesetzten Untersuchungskommission (SIC).
Quelle: ntv.de, dpa/AFP