Wirtschaft

Frauen in der Wirtschaft Große Kämpferin im hohen Norden

Maria Anna Muller ist die einzige Flughafen-Chefin Deutschlands und als solche hat sie sehr zu kämpfen. Nicht weil sie eine Frau ist, sondern weil sie ausgerechnet die Chefin in Rostock-Laage ist.

Muller glaubt an den Erfolg von Rostock-Laage.

Muller glaubt an den Erfolg von Rostock-Laage.

(Foto: picture alliance / dpa)

Manchmal bläst Maria Anna Muller der Wind richtig ins Gesicht. Nicht nur, wenn sie auf dem Rollfeld "ihres Flughafens Rostock-Laage" steht und der kalte Wind über das dünn besiedelte mecklenburgische Flachland weht. Viel Gegenwind muss die 50-Jährige auch aushalten, wenn sie über die schwache wirtschaftliche Situation des Flughafens berichtet und sich wie stets der Forderung ausgesetzt sieht: "Wann schreibt Ihr endlich schwarze Zahlen?" Dann muss Deutschlands einzige Flughafen-Chefin über Flughäfen im Allgemeinen und "ihr Baby" im Besonderen sprechen. Denn dem Standort Rostock-Laage fehlt es neben Passagieren ihrer Ansicht nach vor allem an einem: Der Unterstützung durch die Schweriner Landesregierung.

Eines müsse doch allen klar sein, kein Flughafen dieser Größenordnung schreibt schwarze Zahlen mit der Fliegerei. Wenn Gewinn erwirtschaftet wird, dann mit anderen Geschäften, beispielsweise mit Immobilien. Auch sei 2009 für die Fliegerei das schlimmste Jahr seit Kriegsende gewesen und weltweit gebe es kein Verkehrsmittel, das profitabel arbeitet. Weder Straße noch Bahn würde es ohne staatliche Subventionen geben - warum dann ein kleiner Regionalflughafen. Es ist zu spüren, das ist ihr schon unzählige Male über die Lippen gekommen. Sie steht unter Rechtfertigungsdruck, weil die Gesellschafter, die Städte Rostock und Laage sowie der Kreis Güstrow, 2009 erneut 1,8 Millionen Euro zuschießen und sich das Land an den Feuerwehr-Kosten beteiligt.

Mit Realschulabschluss durch die Männerwelt gekämpft

Muller wünscht sich für den Flughafen Rostock-Laage vor allem mehr Unterstützung von der Landesregierung.

Muller wünscht sich für den Flughafen Rostock-Laage vor allem mehr Unterstützung von der Landesregierung.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Ich glaube an den Erfolg des Flughafens, es gibt positive Ansätze. Es geht so langsam, wenn man keine Unterstützung bekommt", sagt Muller, nach eigener Einschätzung ein "sportlicher Gesundheitsfreak". Wenn auf anderen Flughäfen in Deutschland eine Fluglinie eröffnet wird, sei mindestens ein Minister da, manchmal auch der Ministerpräsident. "Das zeigt der Fluglinie, "wir wollen Dich". Das gibt den Kunden Sicherheit". Im Schweriner Kabinett gebe es wohl die Angst, durch Präsenz den Willen zu Rostock-Laage zu zeigen. Die anderen, viel kleineren Flughäfen im Land könnten sich auf die Füße getreten fühlen. "Aber die Politik muss mitmachen und das viel zu kleine und langsame Schwungrad in Laage vorantreiben", fordert Muller, die sich mit einem Realschul-Abschluss durch die Männergesellschaft gekämpft hat. Es gebe dafür doch ganz legale Mittel, die nichts mit versteckter Subvention zu tun haben.

Seit 2007 ist Muller, selbst Besitzerin eines Pilotenscheins, im Amt. Zuvor war sie am Flughafen Frankfurt-Hahn für Verkauf und Marketing zuständig. Kleinste Marktlücken verfolge sie, um mehr Flieger nach Laage zu bekommen. Es war ihr bisher größter Coup, als sie bekanntgab, dass die Lufthansa von März an Laage von München aus anfliegen wird. Damit ist Rostock von Köln, Stuttgart, Zürich und München aus erreichbar. "Dass die Lufthansa kommt, zeigt, dass Laage ein riesiges Potenzial hat", sagt Muller. Der Münchner Flughafenchef Michael Kerkloh habe sie beglückwünscht. "Du bist eine große Kämpferin im hohen Norden." Jetzt müsse noch Frankfurt/Main ins Portefeuille.

Bleib hungrig, bleib verrückt

Die Gesellschafter hätten sie nicht in die Provinz geholt, damit sie das liebe Mädchen spielt. "Ich will durch Leistung weiterkommen, nicht durch Weibergeschwätz." Es ist ihr klar, dass sie sich nicht nur Freunde macht. "Ich bin kein herziges Weib." Das ist mit ihrem Lebensmotto durchaus zu vereinbaren: "Stay hungry, stay foolish".

Allen Verantwortlichen müsse klar sein, Rostock-Laage könne nur erfolgreich sein, wenn das Geschäft mit den Einreisenden gestärkt wird. Für die erfolgreiche Gegenrichtung gebe es zu wenig Menschen im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern. Auf die Auslandstouristen müsse gesetzt werden, die preiswerten Schönheiten des Landes müssten noch mehr international präsentiert werden. Ein G8-Gipfel wie 2007 alleine reiche nicht aus. Muller setzt auf den "Antalya-Effekt". Dort war früher auch nichts außer einer schönen Landschaft.

Quelle: ntv.de, Joachim Mangler, dpa

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