Wirtschaft

Brüderle macht nichts Große Unruhe bei Hochtief

Der spanische Großaktionär ACS will die Mehrheit an Hochtief übernehmen. Das stößt zwar weder bei Konzernführung noch bei Belegschaft auf Gegenliebe. Doch die Chancen, unabhängig zu bleiben, sind gering. Von der Politik kommt keine Hilfe: Wirtschaftsminister Brüderle will sich nicht einmischen.

In Essen protestieren Arbeiter vor der Aufsichtsratssitzung von Hochtief.

In Essen protestieren Arbeiter vor der Aufsichtsratssitzung von Hochtief.

(Foto: REUTERS)

Mit einem Pfeifkonzert haben mehrere hundert wütende Demonstranten gegen die geplante Übernahme des größten deutschen Baukonzerns Hochtief durch den spanischen Konkurrenten ACS protestiert. Während der Hochtief-Aufsichtsrat Konzernchef Herbert Lütkestratkötter demonstrativ den Rücken stärkte, erteilte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle den Hilferufen des Managers eine Absage. Der FDP-Politiker wolle sich nicht in den Übernahmekampf beim Baukonzern Hochtief einmischen, hieß es.

Brüderle gehe davon aus, dass Hochtief und der spanische ACS- Konzern vernünftige und faire Gespräche führen würden, sagte ein Sprecher von Brüderle in Berlin. Hochtief hatte beim Kampf gegen eine Übernahme auch auf Unterstützung der Bundesregierung gesetzt, damit "die deutsche Bauindustrie international wettbewerbsfähig bleibt". Der Betriebsrat betonte, man brauche die Unterstützung der Öffentlichkeit und der Politik.

Nur unter dem Schutz von Sicherheitsleuten konnten sich die beiden Aufsichtsratsvertreter von ACS den Weg durch die aufgebrachte Menge zu einer Sitzung des Hochtief- Kontrollgremiums in Essen bahnen. Die Demonstranten befürchten eine Zerschlagung von Hochtief, sollte ACS seine Pläne umsetzen. Der spanische Großaktionär des Baukonzerns hatte vor gut zwei Wochen überraschend angekündigt, seinen Hochtief- Anteil mit einem Übernahmeangebot an die Aktionäre auf über 30 Prozent zu erhöhen. Anschließend soll dann mit Zukäufen an der Börse die Beteiligung auf über 50 Prozent aufgestockt werden.

Übernahmekonzept vorgestellt

ACS bekräftigte dagegen erneut seine freundlichen Absichten bei Hochtief. Hochtief bleibe ein börsennotiertes Unternehmen mit Essen als Firmensitz, hieß es darin. Tarifverträge und die Mitbestimmung der Arbeitnehmer würden vorbehaltlos beachtet. Geplant sei eine Kooperation, die beiden Baukonzernen nütze.

Die beiden ACS-Vertreter Ángel Garcia Altozano und Marcelino Fernández Verdes stellten vor den Mitgliedern des Hochtief- Kontrollgremiums ihr bereits vor gut zwei Wochen angekündigtes Übernahmekonzept vor. An der eigentlichen Sitzung nahmen die beiden dagegen nicht mehr teil. Damit habe man mögliche Interessenkonflikte vermeiden wollen, hieß es in einer Mitteilung von ACS.

Gewerkschaft unterstützt Vorstandschef

In einer nach der Sitzung verbreiteten Erklärung sprach Hochtief- Aufsichtsratschef Detlev Bremkamp dem Hochtief-Chef das Vertrauen aus. Vor der erst Anfang November geplanten offiziellen Vorlage des Angebots darf Hochtief die Offerte noch nicht bewerten.

Lütkestratkötter kündigte an, dass man die Sorgen der Belegschaft "sehr ernst" nehmen werde. Der Hochtief-Chef war zuvor von der Belegschaft mit stürmischem Beifall begrüßt worden. IG Bau-Chef Klaus Wiesehügel, der auch im Hochtief- Aufsichtsrat sitzt, unterstrich das Interesse seiner Gewerkschaft am Erhalt der Hochtief-Arbeitsplätze.

Der Hochtief-Konzernbetriebsratsvorsitzende Siegfried Müller warf dem spanischen Unternehmen vor, den deutschen Konkurrenten ausplündern zu wollen. "ACS will seine Bilanz aufbessern und Teile von Hochtief verkaufen. Das werden wir nicht zulassen", kündigte Müller an. Die Hochtief-Mitarbeiter trauten auch den Beteuerungen der Spanier nicht, dass es zu keinen Einschnitten kommen werde.

Hochtief arbeitet seit Tagen an einer Reaktion auf die ACS-Offerte und wird dabei von Goldman Sachs, der Credit Suisse und der Deutschen Bank beraten. Das Team prüfe alle Optionen, hatte ein Hochtief-Sprecher gesagt.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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