Wirtschaft

Experten warnen vor Pleite Keine Hoffnung für Griechenland

Pünktlich zum Besuch von Ministerpräsident Giorgos Papandreou in Berlin mehren sich warnende Stimmen, Griechenland könnte trotz milliardenschwerer Hilfen in die Pleite rutschen. Die Krise sei lange nicht ausgestanden. EZB-Ratsmitglied Bini Smaghi warnt vor einer derartigen Schwarzmalerei.

Die Fahne der griechischen Zentralbank zwischen der griechischen Nationalflagge und der Europa-Flagge.

Die Fahne der griechischen Zentralbank zwischen der griechischen Nationalflagge und der Europa-Flagge.

(Foto: REUTERS)

Der europäische Sachverständigenrat EEAG warnt vor einer drohenden Pleite Griechenlands. Das hoch verschuldete Land könnte spätestens 2013 neue Rettungshilfen brauchen, zitierte die "Süddeutsche Zeitung" aus einem Bericht der Experten um den Präsidenten des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn. Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou wollte am Dienstag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin über die wirtschaftliche Entwicklung seines Landes sprechen.

Der eingeschlagene Sparkurs in Griechenland reiche nicht aus. Die Krise des Landes werde noch immer unterschätzt. Griechenland werde nach Auslaufen des Rettungspakts wohl nicht in der Lage sein, sich über den Markt zu refinanzieren.

Das Gremium empfehle als Option gar den Ausschluss des Landes aus der Euro-Zone, berichtete die Zeitung. Wolle die EU ihr Rettungspaket nicht mit jahrelangen Transfers ausdehnen, blieben neben einem Schulden-Moratorium nur zwei Lösungen: Die Rückkehr des Landes zur alten Währung Drachme oder eine beispiellose Radikalkur, die auch niedrigere Löhne auf breiter Front einschließe.

Banken geben Hoffnungen auf

Nach Einschätzung von Thomas Mirow, Chef der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, ist eine Umschuldung Griechenlands unumgänglich. "Es ist zu bezweifeln, dass Griechenland eine Schuldenquote von mehr als 150 Prozent dauerhaft tragen kann", sagte Mirow der Zeitung. "Die Märkte preisen eine Umschuldung schon seit längerem ein", sagte er weiter. "Damit das Land seine Probleme überwinden kann, sollte die Quote auf 100 Prozent gesenkt werden."

Demnach müsste der Schuldenerlass womöglich sogar höher ausfallen als 30 Prozent. Derweil wächst die Sorge, dass nach Griechenland und Irland auch Portugal Hilfen der europäischen Partner in Anspruch nehmen muss. "Ich glaube, dass Portugal Hilfe braucht, um seine Schuldenprobleme zu lösen", sagte Mirow weiter.

Bini Smaghi: Keine Staatspleite im Euroraum

Lorenzo Bini Smaghi, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), warnte vor der Vorstellung, ein Land des Euroraums könne die ordnungsgemäße Bedienung seiner Schulden einstellen. "Es gibt in der Nachkriegszeit kein Beispiel dafür, dass ein Industrieland seine Schulden restrukturiert hätte. Sollte ein Land des Euroraums das versuchen, wäre das ein sehr großer Schritt auf unbekanntes Terrain", sagte er in Hongkong. Bini Smaghi bezog sich damit auf entsprechende Kommentatoren, die wiederholt argumentieren, ein Ausfall bzw. die Restrukturierung staatlicher Schulden im Euroraum sei unvermeidlich.

Der Italiener verwies darauf, dass Staatsschulden im Euroraum verschiedene wichtige Funktionen hätten: "Die Renditen von Staatsanleihen bilden die Preisbasis vieler anderer Instrumente, Staatsanleihen werden weithin als Sicherheit in privaten Repo-Märkten genutzt und öffentliche Schulden sind ein wichtiger Aktivposten in den Bilanzen privater Banken und in privaten Vermögen", sagte er und fügte hinzu: "Deshalb können Staaten des Euroraums keinen Zahlungsausfall herbeiführen, ohne dabei einen schweren Zusammenbruch der Finanz-, Wirtschafts- und Sozialstruktur zu erleiden."

Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa/DJ

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