Bericht über Unregelmäßigkeiten Leerverkäufer setzt indischem Milliardär Adani zu
28.01.2023, 14:32 Uhr
Gautam Adani hat bereits Milliarden durch den Bericht verloren.
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Der US-Leerverkäufer Hindenburg Research will bei eigenen Untersuchungen viele Ungereimtheiten bei der indischen Industriegruppe Adani gefunden haben und platziert Wetten auf einen Kursrutsch. Dieser tritt prompt ein. In nur drei Tagen werden fast 50 Milliarden Dollar Börsenkapital vernichtet. Der Konzern will dennoch an der Aktienplatzierung festhalten.
Die indische Firmengruppe Adani Enterprises hält trotz eines kritischen Berichts des US-Leerverkäufers Hindenburg Research an ihrer geplanten Aktienplatzierung fest. Die 2,5 Milliarden Dollar schwere Transaktion werde stattfinden wie geplant, teilte das Konglomerat des Milliardärs Gautam Adani mit. Alle Beteiligten hätten volles Vertrauen in die geplante Zweitplatzierung von Adani-Aktien. Insider hatten zuvor gesagt, wegen des von dem Hindenburg-Bericht ausgelösten Kurseinbruchs erwögen die Banken eine Verlängerung der Platzierungsfrist oder Kürzungen beim Emissionspreis.
Adani-Aktien rutschten am Freitag um 20 Prozent ab, das gleiche galt für Papiere mehrerer börsennotierter Tochterfirmen. Zusammen verloren sieben Firmen des Konglomerates seit Mittwoch insgesamt 48 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung. Die Adani-Gruppe kam vor den Vorwürfen insgesamt auf eine Marktkapitalisierung von 247 Milliarden Dollar. Auch der indische Bankenindex kam unter die Räder, weil Investoren Auswirkungen auf Banken befürchten, die Kredite an das Konglomerat vergeben haben.
Der US-Leerverkäufer Hindenburg Research hatte in einem Bericht am Dienstag Zweifel an Zahlen zur Verschuldung und zu den Vermögenswerten des Konglomerats geäußert und erklärt, auf fallende Kurse bei Firmen der Adani Group zu wetten. Zudem warf der Bericht Adani vor, Firmen aus Offshore-Steueroasen wie Mauritius und karibischen Inseln missbräuchlich genutzt zu haben. Der bekannt US-Hedgefondsmanager Bill Ackman unterstützt Hindenburg inzwischen und nannte die Vorwürfe gut recherchiert. Das verstärkte den Druck an der Börse noch. Die Adani Group hatte den Hindenburg-Bericht als unbegründet zurückgewiesen und erwägt rechtliche Schritte gegen die Firma aus New York.
Adani versorgt weite Teile Indiens mit Strom
Im Zuge des Aktieneinbruchs rutschte auch Gautam Adani in der Rangliste der reichsten Menschen der Welt ab: Dem Wirtschaftsmagazin "Forbes" zufolge liegt er nun mit einem geschätzten Nettovermögen von 96,6 Milliarden Dollar auf Platz sieben. Vor dem Absturz der Aktien aus seiner Gruppe rangierte er noch auf Platz drei.
Gautam Adani stammt aus dem westindischen Bundesstaat Gujarat, dort stammt auch der indische Ministerpräsident Narendra Modi. Die indische Opposition hatte in der Vergangenheit Adani und anderen Superreichen vorgeworfen, von Modis Regierung bevorzugt behandelt zu werden. Adani hatte dies bestritten.
Adani hat sein Vermögen über einige Jahrzehnte hinweg durch den Aufbau eines ausgedehnten Geschäftsimperiums vergrößert. Die Geschäftsinteressen von Adani berühren täglich das Leben von Millionen von Indern. Seine Kohleminen und Kraftwerke versorgen weite Teile des Landes mit Strom, während seine Unternehmen auch Gas und Speiseöl verkaufen.
Hindenburg Research wurde von Nathan Anderson gegründet. Zu den früheren Zielobjekten seiner skeptischen Untersuchungen gehört die Nikola, der Hersteller von Elektro-Lastern, dessen Gründer Trevor Milton später wegen Wertpapierbetrugs verurteilt wurde.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ