Wirtschaft

Fliegen wird immer billiger Ryanair senkt den Ausblick

Wie tief können sie sinken?: Im Billig-Segment geben die Ticketpreise teils zweistellig nach.

Wie tief können sie sinken?: Im Billig-Segment geben die Ticketpreise teils zweistellig nach.

(Foto: dpa)

Schon wieder: Die Billigfluggesellschaft Ryanair korrigiert ihre Gewinnschätzung für das laufende Geschäftsjahr nach unten. Mit hoch gezogenen Augenbrauen blicken Analysten auf die Perspektiven, die Anleger machen mit der Aktie kurzen Prozess.

Ryanair
Ryanair 24,03

Die irische Fluggesellschaft Ryanair stellt sich auf einen verschärften Preiskampf im Winter ein: Der Rückgang der durchschnittlichen Flugpreise der ersten Jahreshälfte halte weiter an, erklärte die Airline und verwies zur Begründung des Negativtrends auch auf den schwachen Pfund-Euro-Wechselkurs. Auch der steigende Wettbewerbsdruck und die gestiegenen Kapazitäten hätten die Preise in den vergangenen Monaten unter Druck gebracht.

Analysten sehen die Entwicklung mit Sorge: Um den neuen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, musste die Airline bereits zum zweiten Mal binnen weniger Monate die Gewinnprognose senken. Für das Geschäftsjahr bis Ende März 2014 rechnet der größte Billigfluganbieter Europas nun mit einem Gewinn von rund 500 bis 520 Millionen Euro.

Die erneute Senkung der Ergebnisziele löst einen Kurssturz der Aktie aus. Die Papiere fielen am Morgen um knapp zwölf Prozent auf ein Neun-Monats-Tief von 5,39 Euro. Dabei wechselten innerhalb der ersten Handelsstunde bereits rund fünf Mal so viele Aktien den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag.

Noch im März diesen Jahres hatte Ryanair für das laufende Geschäftsjahr einen Nettogewinn von 570 bis 600 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die so früh im Jahr abgegebenen Prognosen von Ryanair gelten üblicherweise als konservativ, weil das Wintergeschäft noch nicht überblickt werden kann. Am Markt war man daher bisher eher an Anhebungen der Prognosen gewöhnt. Im Juli musste Ryanair dann bereits einen Gewinneinbruch hinnehmen. Für Aktionäre besonders unangenehm: Zum ersten Mal seit fünf Jahren dürfte damit der Gewinn im Jahresvergleich zurückgehen.

Auslöser des nach unten korrigierten Ausblicks ist eine neue Einschätzung zu den erwarteten Erträgen: Für das dritte Quartal gehen die Iren von einem Rückgang bei den Durchschnittspreisen um weitere 9 Prozent aus. Für die Wintermonate im vierten Geschäftsquartal rechnet Ryanair damit, dass die Flugpreise um 10 Prozent zurückgehen.

Bereits Anfang September hatte Ryanair den Markt mit einer Gewinnwarnung aufgeschreckt. Allenfalls das untere Ende der angepeilten Gewinnspanne sei im laufenden Geschäftsjahr noch erreichbar, hieß es damals. Und selbst dieses Ziel könnte noch zu hoch gegriffen sein, wenn die Flugpreise im Laufe des Winters weiter sinken sollten, hatte Ryanair im September mitgeteilt. Um die Auswirkungen des harten Preiswettbewerbs und fallender Flugpreise in Europa zu mildern, kündigte Ryanair an, die eigenen Kapazitäten im Winter zu verringern.

Preiskampf mit fast allen Mitteln

Ryanair-Chef Michael O'Leary hat nicht nur vor vielen Jahren die gesamte Luftfahrt-Branche mit Niedrigpreisen in Aufruhr versetzt. Immer wieder macht der wenig öffentlichkeitsscheue Manager mit teilweise sehr ungewöhnlichen Vorstößen auf sich und seine nicht unumstrittene Billig-Fluggesellschaft aufmerksam. Jüngst behauptete der Ire, dass er sogar einen Teil der Gewinne opfern würde, um Marktanteile zu verteidigen oder zu gewinnen.

In der von Überkapazitäten geprägten europäischen Luftfahrtbranche kamen diese Aussagen nicht gut an. Lufthansa, Air France-KLM, IAG, Air Berlin und viele andere Wettbewerber leiden seit geraumer Zeit unter einem verschärften Wettbewerb und dem Überangebot an Kurz- und Mittelstreckenflügen. Damit die Ticketpreise nicht noch weiter abrutschen und die Gewinne gänzlich aufgezehrt werden, haben die Unternehmen das Angebot an Sitzplätzen bereits kräftig reduziert und Flugzeuge aus dem Markt genommen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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