Riesenstaudamm im Himalaya Nepal setzt auf Wasserkraft
21.09.2014, 18:36 Uhr
Gute Aussichten für Nepal? Die Regierung in Kathmandu nimmt alte Dammbaupläne wieder auf.
(Foto: REUTERS)
Ein neues Großvorhaben in den Tälern des Himalaya könnte die energiepolitische Landkarte Asiens grundlegend verändern: Die Regierung in Nepal gibt den Weg frei für ein umstrittenes Wasserkraftwerk. Den Zuschlag bekommt eine Firma aus Indien.
Die indische Firma GMR darf in Nepal ein riesiges Wasserkraftwerk bauen. Es sei das erste Mal, dass ein Privatunternehmen den Zuschlag für ein solches Vorhaben erhalten habe, sagte Nepals stellvertretender Premierminister Bam Dev Gautam. Der Vertrag wurde vor dem Wochenende unterzeichnet.
Das Bauprojekt ist mit umfangreichen Gegenleistungen verbunden: Nepal bekommt den Vertragsbedingungen zufolge zwölf Prozent der erzeugten Energie umsonst. Das Entwicklungsland leidet derzeit unter massiven Stromausfällen, die das Land regelmäßig für halbe Tage komplett lahmlegt.
Beobachter sehen das Vorhaben kritisch: Ein Dammbau ist generell mit erheblichen Eingriffen in die Umwelt verbunden. In einem Land wie Nepal, in denen Bauland aufgrund der gebirgigen Lage nur begrenzt zur Verfügung steht, dürften solche Großprojekte nicht ohne umfangreiche Umsiedlungsmaßnahmen zu realisieren sein.
Nur billiger Strom für Indien?
Fraglich sei außerdem, so heißt es, ob die per Wasserkraft erzeugte Energie tatsächlich der Bevölkerung zugute kommt - oder ob sich hier energiehungrige Nachbarstaaaten nicht langfristig nur mit billigem Strom versorgen wollen.
Im Rahmen des neuen Himalaya-Projekts investiert GMR mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar (1,2 Milliarden Euro), berichtete die indischen Nachrichtenagentur IANS. Das sei die bisher größte ausländische Direktinvestition in diesem Sektor in Nepal.
Der Bau der 900-Megawatt-Anlage in Upper Karnali soll in fünf Jahren abgeschlossen sein. Das Großkraftwerk soll spätestens 2020 ans Netz gehen. Nepals Premier Gautam erklärte, das Kraftwerk könne der Startschuss sein für den weiteren Gewinn von Wasserkraft in seinem Land. Zum Vergleich: Die geplante Leistung entspricht in der Größenordnung etwa dem Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal im Thüringer Wald.
Erneuerbare Energie in Mengen
Für die Nutzung der Wasserkraft erscheinen die geografischen Bedingungen im Himalaya eigentlich sehr vorteilhaft. Vorbild für Nepal sind Staaten, die ebenfalls über einen hohen Gebirgsanteil verfügen. Länder wie Österreich oder Norwegen decken große Anteile ihres Strombedarfs aus Wasserkraftwerken und verfügen auf diesem Gebiet über jahrzehntelange Erfahrung.
Im Himalaya hat der Bau von Großkraftwerken allerdings auch politische Bedeutung: Indien und China ringen um Einfluss in Nepal, das zwischen den beiden bevölkerungsreichen Riesenstaaten liegt. Zuletzt hinterließ Indiens neuer Premierminister Narendra Modi bei einer Reise in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu einen sehr positiven Eindruck.
Die Zusammenarbeit genießt auch auf indischer Seite höchste Priorität: Bei der Unterzeichnung des Wasserkraftvertrags war auch Indiens Innenminister Rajnath Singh anwesend. Indien leidet selbst unter dauerhaftem Strommangel und wünscht, in Nepal und Bhutan weitere Dämme zu bauen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa