Wirtschaft

Nordsee-Erdgas als Alternative? Norwegen dämpft deutsche Hoffnung

Spezielle Anlagen, spezielle Schiffe: Norwegens Energieminister hält LNG für teurer, aber machbar.

Spezielle Anlagen, spezielle Schiffe: Norwegens Energieminister hält LNG für teurer, aber machbar.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit dem Vorgehen auf der Krim riskiert Moskau eine grundsätzliche Neuausrichtung der europäischen Energiepolitik. Einen schnellen Umstieg auf Erdgas aus Europas Norden kann sich Deutschland allerdings nicht erhoffen.

Norwegen hat Hoffnungen gedämpft, es könne mit erhöhten Gaslieferungen notfalls für ausfallende Bezüge aus Russland einspringen. "Wir können und werden unsere Gasproduktion kurzfristig steigern, aber nicht sehr stark", sagte Norwegens Energieminister Tord Lien dem "Handelsblatt". Bis 2020 werde sein Land die Förderung auf bis zu 130 Milliarden Kubikmeter von 110 Milliarden Kubikmetern im vergangenen Jahr erhöhen. Der größte Teil gehe über Pipelines in die EU.

Norwegen verfügt über reichhaltige Erdgasvorkommen vor der eigenen Küste und ist daher energiepolitisch weitgehend unabhängig von Rohstoffimporten aus dem Ausland. Diese komfortable Lage erlaubt der Regierung in Oslo eine nüchterne Analyse der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russen den europäischen Erdgas-Kunden. Russland sei seit Jahrzehnten ein zuverlässiger Gaslieferant für Europa, betonte Energieminister Lien. "Und daran wird Moskau auch nichts ändern."

Allerdings könne Europa künftig auf die Einfuhr größerer Mengen Flüssiggas setzen, sagte Lien. Denn die EU habe zuletzt ihre Kapazitäten zu Aufbereitung von tiefgefrorenen Flüssiggasen für den Verbrauch massiv ausgebaut. Damit könnten große Lieferanten, wie die USA oder afrikanische Länder, dazu beitragen, mehr Gas zu liefern. Liquified Natural Gas (LNG) gilt als wichtigste Alternative zum herkömmlichen Pipelinebau.

In speziellen Anlagen lässt sich Erdgas noch im Förderland verflüssigen und dann entweder in Drucktanks lagern oder auf spezielle Transportschiffe, sogenannte Flüssiggastanker, verladen. Diese Art des Erdgas-Transports erfordert entsprechende Hafenanlagen samt dazugehöriger Infrastruktur im Hinterland, um die LNG-Lieferung bis an die Verbraucher zu verteilen.

Wenn der Preis stimmt

Der Aufbau solcher Terminals ist mit hohen Investitionen verbunden. Allerdings machen sie einen Erdgas-Importeur wie Deutschland sehr viel unabhängiger von einzelnen Lieferbeziehungen als etwa bei der Anbindung an Fernpipelines. In den vergangenen Jahren sind hohe Summen in den Ausbau von Röhrenverbindungen in Richtung Russland geflossen.

"Wenn die Preise stimmen" könnte es aus dem Bereich LNG heraus das notwendige Angebot geben, schätzte der norwegische Energieminister Lien. "Aber natürlich ist es teurer, Gas zu verflüssigen und per Schiff zu transportieren, als große Mengen durch Pipelines zu pumpen", gab er zu bedenken.

Im Zuge des Ukraine-Konflikts wird darüber diskutiert, dass sich Europa unabhängiger von russischen Gaslieferungen machen sollte. Deutschland verlässt sich derzeit zu rund einem Drittel seiner Gas- und Öleinfuhren auf Russland. In einigen EU-Staaten ist der Anteil noch weit höher.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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