Wirtschaft

Gefährliche Hedgefonds Rettung für Oerlikon

Gerettet: Der Anlagenbauer Oerlikon konnte seinen Kopf wohl aus der Schlinge ziehen.

Gerettet: Der Anlagenbauer Oerlikon konnte seinen Kopf wohl aus der Schlinge ziehen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein hoher Schuldenberg und die Aktivitäten von Hedgefonds haben den Anlagenbauer Oerlikon an den Rande des Abgrunds gebracht. Jetzt scheint das Unternehmen doch noch gerettet. Eine Umschuldungs- und Sanierungsvereinbarung bewahrt Oerlikon wohl vor dem Aus.

Der hoch verschuldete Schweizer Traditionskonzern Oerlikon ist vorerst gerettet. Buchstäblich in letzter Minute brachte der Anlagenbauer eine Umschuldungs- und Sanierungsvereinbarung mit seinen Gläubigern und Hauptaktionär Renova unter Dach und Fach. Zuletzt war es für Oerlikon eng geworden, weil auf Problemkredite spezialisierte Hedgefonds den ursprünglich mehr als 20 kreditgebenden Banken einen immer größeren Teil der Oerlikon-Schulden mit Abschlägen von bis zu 30 Prozent abgekauft hatten. Schwierig war die Situation für Oerlikon auch deshalb, weil der Konzern die Hedgefonds außer Texas Pacific gar nicht kannte, wie Präsident Vladimir Kuznetsov sagte.

Nun kommt es wie geplant zu einer Herabsetzung des Aktienkapitals um 95 Prozent mit anschließender Wiederaufstockung um eine Milliarde Franken. Das Geld dient zu einem Großteil der Schuldentilgung, zusätzlich verzichten die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen. Die Schulden des Konzerns sinken so von 2,5 Milliarden Franken (1,8 Milliarden Euro) um bis zu 1,3 Milliarden Franken, wie Oerlikon mitteilte. Der russische Großaktionär Viktor Vekselberg beteiligt sich an der Sanierung mit 450 Millionen Franken.

Teure Übernahme

Der Schuldenberg ist vor allem eine Folge der überteuerten Übernahme des Textilmaschinen- und Autoteileherstellers Saurer. Der konjunkturelle Einbruch, der Saurer besonders hart traf und Oerlikon 2009 erneut tiefrote Zahlen einbrockte, hatte die Rückzahlung der Schulden infrage gestellt. Ende März war die Tilgung von 600 Millionen Franken fällig gewesen.

Vekselberg verliert im Zuge der Sanierung das Sagen bei Oerlikon: Künftig muss die Mehrheit der Verwaltungsräte von Großaktionären mit mehr als 20 Prozent Beteiligung unabhängig sein. Bisher sind einschließlich des Präsidenten Kuznetsov drei der fünf Verwaltungsratsmitglieder Vekselberg zuzuordnen, da sie auch in dessen Renova Ämter bekleiden. Das Paket des russischen Milliardärs sinkt auf rund 39 von derzeit 45 Prozent.

Einsparungen in Millionenhöhe

Das Jahr 2009 schloss Oerlikon mit einem Verlust von 592 Millionen Franken ab. Der Umsatz brach um 38 Prozent auf 2,88 Milliarden Franken ein und die Bestellungen sackten um 29 Prozent auf drei Milliarden Franken ab. Im Rahmen der Restrukturierung wurden 237 Millionen Franken eingespart. Insgesamt sollen mit dem noch bis 2011 laufenden Programm die Kosten um bis zu 400 Millionen Franken gesenkt werden. Im laufenden Jahr rechnet Oerlikon mit einem moderaten Wachstum und in der zweiten Jahreshälfte operativ mit einer Rückkehr in die Gewinnzone.

Die Oerlikon-Aktien fielen um knapp vier Prozent auf 34,50 Franken. ZKB-Analyst Armin Rechberger stufte die von der Firma in Aussicht gestellte Rückkehr zu einem operativen Gewinn im zweiten Halbjahr als eher optimistische Aussage ein.

Quelle: ntv.de, dpa

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