Putins Wahlsieg Russische Börse unbeeindruckt
05.03.2012, 08:08 Uhr
Der Wahlsieg Putins kommt auch für Börsianer nicht überraschend. Die Kurse waren bereits im Vorfeld der Präsidentenwahl gestiegen. Finanzmarktexperten werten das Ergebnis "als Best-Case-Szenario für den russischen Markt". Schon im Vorfeld hatte es geheißen, politische Stabilität sei immer "gut für Investoren".
Die Börse in Moskau quittiert die erwartete Rückkehr von Regierungschef Wladimir Putin ins Präsidentenamt mit gut behaupteten Kursen. Der Leitindex MICEX ist mit einem kleinen Plus von 0,2 Prozent gestartet, der Rubel gewinnt zum Dollar knapp 0,1 Prozent. Wie zu Beginn des Aktienhandels bekannt wurde, hat Putin die Präsidentenwahl mit einer Mehrheit von 63,75 Prozent der abgegebenen Stimmen gewonnen.
Der deutliche Vorsprung Putins "dürfte als Best-Case-Szenario für den russischen Markt" gesehen werden, heißt es in einem ersten Kommentar der Alfa Bank zum Wahlergebnis. Analysten zufolge wartet der Markt nun auf die Reaktion der Opposition auf die Wahl, die von Wahlfälschungsvorwürfen überschattet werde. So sei für 16 Uhr MEZ eine von der Regierung genehmigte Demonstration der Opposition in Moskau geplant.
"Nach den Reaktionen auf die Parlamentswahlen im Dezember, wird der Markt die Größe und die Stimmung dieser Protestversammlung besonders genau analysieren", so die Experten von VTB Capital. Derzeit habe es den Anschein, als seien die kritischen Kommentare zur Wahl diesmal weniger scharf als nach den Parlamentswahlen.
5758 Wahlverstöße gezählt
Wie die Parlamentswahlen im Dezember wird auch die Präsidentschaftswahl von zahlreichen Fälschungsvorwürfen überschattet. Bis zum Abend wurden auf der von der Opposition eingerichteten Internetseite control2012.ru 5758 Verstöße gegen das Wahlrecht registriert. Sie verzeichnete insbesondere 131 Fälle, in denen Urnen mit gefälschten Stimmzetteln gefüllt wurden, sowie 327 Fälle, in denen große Gruppen von Wählern zur Abstimmung gebracht wurden.
"Wir haben in einem offenen und ehrlichen Kampf gewonnen", hatte Putin bereits am Abend vor mehr als 110.000 Anhängern auf einem Platz nahe des Kreml gesagt. Die Wähler wüssten zwischen "dem Wunsch nach Wandel und politischen Provokationen" zu unterscheiden, sagte er in Anspielung auf die beispiellosen Proteste seit den umstrittenen Parlamentswahlen im Dezember. Ihr Ziel sei es "unserer Staat zu zerstören und die Macht zu ergreifen".
"Wir lassen uns unseren Sieg nicht nehmen", sagte der scheidende Präsident Dmitri Medwedew, der gemeinsamen mit Putin bei der Siegesfeier in Moskau auftrat. Putin war bereits von 2000 bis 2008 russischer Präsident. Da er nach der Verfassung 2008 nicht sofort wieder antreten durfte, installierte er seinen Vertrauten Medwedew in dem Amt. Putin kann nun bis mindestens 2018 im Amt bleiben, danach kann er sich wieder um eine weitere Amtszeit bewerben.
Quelle: ntv.de, DJ/rts