Verantwortlich für die Schlecker-Pleite? Geiwitz kennt die Schuldigen
03.06.2012, 17:45 Uhr
Wegen "parteipolitischer Probleme" gescheitert?
(Foto: dapd)
Der Verwalter des insolventen Schlecker-Imperiums erhebt schwere Vorwürfe gegen die Gründerfamilie: Dringend benötigtes Geld aus dem Privatvermögen der Schleckers bleibt unangetastet. Auch die FDP trägt laut Geiwitz eine Mitschuld an der Pleite: Die Ablehnung einer Transfergesellschaft sei eine "Farce" und habe den Rettungsbemühungen "den Garaus gemacht".

"Entweder nicht bereit oder nicht in der Lage": Arndt Geiwitz kritisiert die Schleckers.
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Nach dem für die Drogeriekette Schlecker verfügt die Gründerfamilie Medienberichten zufolge zwar noch über bis zu 40 Mio. Euro. Die Familie Schlecker verweigere aber finanzielle Hilfen und sei deshalb mitverantwortlich für das Scheitern der Sanierung, erklärte der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz dem "Spiegel". Eine Mitschuld am Ende des Unternehmens gab er auch der FDP.
Dass die FDP eine Bürgschaft wegen "parteipolitischer Probleme" für eine Transfergesellschaft ablehnte, "hat nicht nur uns den Garaus gemacht, sondern war auch eine Farce für die Betroffenen", sagte Geiwitz. Die FDP könne zwar aus ordnungspolitischen Gründen gegen eine Transfergesellschaft sein, doch dann müsse sie "auch die Konsequenzen klar benennen und nicht nur auf die Vermittler der Arbeitsagentur verweisen", warf er den Liberalen vor.
Der Insolvenzverwalter hatte dem Bericht zufolge die Familie Schlecker noch am vergangenen Freitag um eine Verlustfinanzierung von sieben bis neun Mio. Euro für den Monat Juni gebeten. Doch die Familie war Geiwitz zufolge "entweder nicht bereit oder nicht in der Lage", diese Summe zu zahlen. Die Schleckers besitzen dem "Handelsblatt" zufolge auch nach der Insolvenz noch über ein Privatvermögen von 35 bis 40 Mio. Euro.
Sportwagen ja, Villa nein
Die Schlecker-Kinder Lars und Meike sollen den Millionenbetrag mit ihrer Leiharbeitsagentur "Meniar" erwirtschaftet haben. Über das Subunternehmen seien rund 4300 zuvor entlassene Schlecker-Mitarbeiter zu deutlich schlechteren Konditionen in Leiharbeitsverträgen an Schlecker zurückvermittelt worden.
Auf die Villa des Firmengründers haben die Gläubiger demnach keinen Zugriff, das Anwesen gehört Schleckers Frau. Schleckers Sportwagen seien dagegen Teil der Insolvenzmasse.
Nach monatelanger Investoren-Suche hatte Geiwitz vor dem Wochenende die endgültige Zerschlagung der Kette bekanntgegeben. Betroffen sind rund 2800 deutsche Filialen mit 13.800 Beschäftigten. Die meisten Mitarbeiter sollen ihre Kündigungen bis Ende Juni erhalten, über einen Sozialplan soll verhandelt werden. Bereits im April hatten mehr als 10.000 Schlecker-Angestellte ihren Job verloren, derzeit laufen noch rund 4500 Kündigungsschutzklagen.
"Marktentscheidung mündiger Bürger"
Geiwitz zufolge schien in den vergangenen Wochen eine Investorenlösung mit dem Karstadt-Besitzer Nicolas Berggruen am wahrscheinlichsten. Allerdings gab es letztlich Bedenken "aufgrund der extremen Öffentlichkeitswirkung des Schlecker-Verfahrens", sagte Geiwitz.
Der SPD-Abgeordnete Klaus Barthel erneuerte unterdessen die Forderung nach Gründung einer Transfergesellschaft für die Schlecker-Mitarbeiter. Der konservative Unternehmerverband der Familienunternehmer wies dies zurück: "Die Kunden haben sich gegen einen Einzelhändler und sein Geschäftsmodell entschieden. Das muss die Politik als Marktentscheidung mündiger Verbraucher akzeptieren", erklärte Verbandschef Lutz Goebel. Auch die FDP lehnt eine Transfergesellschaft erneut ausdrücklich ab.
Zu Beginn der kommenden Woche will Geiwitz bekanntgeben, welche Investoren welche Unternehmensteile übernehmen werden. Nach einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" soll die Schlecker-Tochter Ihr Platz die 342 Schlecker-XL-Filialen unter einem neuen Eigentümer übernehmen.
Quelle: ntv.de, AFP