Wirtschaft

Athens Gläubiger zuversichtlich Schuldenschnitt diese Woche?

Schuldenschnitt für Griechenland: Diese Woche soll eine Einigung noch möglich sein.

Schuldenschnitt für Griechenland: Diese Woche soll eine Einigung noch möglich sein.

(Foto: picture alliance / dpa)

Über Griechenlands Zukunft laufen derzeit Gespräche auf zwei Ebenen: Zum einen verhandelt die Regierung mit ihren öffentlichen Geldgebern von IWF, EZB und EU über die Bedingungen für ein zweites Hilfspaket. Zum anderen muss aber auch eine Lösung mit den privaten Gläubigern gefunden werden über einen Schuldenschnitt. Und genau da zeichnet sich offenbar eine Lösung ab.

Der Abschluss der Verhandlungen über einen Schuldenschnitt in Griechenland ist nach Angaben der Gläubiger in greifbare Nähe gerückt. Mit einer endgültigen Vereinbarung werde in dieser Woche gerechnet, teilte der verhandelnde Internationale Bankenverband (IIF) mit. Beide Seiten seien einer Einigung nahe. Der IIF verhandelt mit der Regierung in Athen seit Wochen über einen Schuldenschnitt.

Mit Hilfe des in Grundzügen bereits vereinbarten Anleihentauschs soll die griechische Schuldenlast um 100 Mrd. Euro verringert werden. Eine Einigung ist Vorraussetzung für die Freigabe des zweiten Rettungspakets im derzeit geplanten Volumen von 130 Mrd. Euro.

"Balance wahren"

Immer im Blick: die Sparanstrengungen Griechenlands

Immer im Blick: die Sparanstrengungen Griechenlands

(Foto: picture alliance / dpa)

Gleichzeitig warnte der Internationale Währungsfonds im Kampf gegen die griechische Schuldenkrise vor einem zu harten Sparkurs in Griechenland gewarnt. "Wir müssen etwas auf die Bremse treten, was die Anpassungen beim Haushalt angeht, und schneller, viel schneller Strukturreformen umsetzen", sagte IWF-Delegationsleiter Poul Thomsen der Zeitung "Kathimerini". Zwar müsse der Staat sein Haushaltsloch verkleinern. Dabei dürfe aber nicht der Rückhalt in der Gesellschaft verloren gehen. "Wir möchten sicherstellen, dass wir eine richtige Balance zwischen Haushaltsanpassungen und Reformen erreichen."

Zugleich machte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble im Deutschlandfunk deutlich, dass Griechenland nur mit weiterer Hilfe rechnen kann, wenn es die vereinbarten Sparauflagen einhält: "Wir können nur Hilfe leisten, wenn es nicht ein Fass ohne Boden wird."

Über Griechenlands Zukunft laufen derzeit Gespräche auf zwei Ebenen: Zum einen verhandelt die Regierung in Athen mit den privaten Gläubigern. Darüberhinaus aber auch mit ihren öffentlichen Geldgebern von IWF, Europäischer Zentralbank und Europäischer Union über die Bedingungen für ein zweites Hilfspaket im Umfang von voraussichtlich 130 Mrd. Euro.

Industrie drosselt Produktion

Der Sparkurs würgt indes immer stärker die griechische Wirtschaft ab: Die Produktion sinkt, Aufträge gehen zurück, immer mehr Arbeitsplätze werden gestrichen. Die griechische Industrie steckt fest in der Rezession: Der Markit-Einkaufsmanagerindex für den Sektor fiel im Januar um einen auf 41,0 Punkte, wie aus Daten vom Mittwoch hervorgeht. Das Barometer bleibt damit wie seit September 2009 unter der Marke von 50 Zähler, ab der es Wachstum signalisiert.

Die Industrie drosselte ihre Produktion im Rekordtempo und baute per Saldo den 45. Monat in Folge Arbeitsplätze ab. "Es macht Sinn, den Schwerpunkt auf strukturelle Reformen zu legen und weniger auf den Defizitabbau", sagte Commerzbank-Analyst Christoph Weil. Dies setze aber mehr Unterstützung für Griechenland von privaten oder öffentlichen Gläubigern voraus. "Und da sehe ich momentan niemanden, der dazu bereit wäre."

Damit der Privatsektor wettbewerbsfähiger wird, schlug IWF-Delegationsleiter Thomsen einen niedrigeren Mindestlohn und ein geringeres Urlaubsgeld vor. Doch solche Forderungen sind in Griechenland höchst umstritten. Sowohl Gewerkschaften als auch Arbeitgeber suchen nach anderen Wegen zur Verringerung der Arbeitskosten. Die griechische Industrie wollte am Donnerstag mit den Gewerkschaften versuchen, eine gemeinsame Position zu finden.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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