Wirtschaft

Makler pleite, Kundengelder weg Skandal erschüttert Terminmärkte

Die US-Finanzwelt ist um eine Affäre reicher: Ein pleitegegangener Börsenmakler soll Gelder seiner Kunden veruntreut haben. Ans Licht kommt der Skandal erst, als der Unternehmenschef versucht, sich das Leben zu nehmen.

Mit Spekulationen auf Weizen, Mais und andere Lebensmittel verdienen findige Finanzjongleure auf Knopfdruck Milliarden. Doch in dem Geschäft tummeln sich nicht nur Zocker, sondern auch die, für die einst die Warentermingeschäfte erfunden wurden: Farmer, die sich bereits bei der Aussaat dagegen versichern wollen, dass nach der Ernte ihre Waren plötzlich deutlich weniger wert sind. Auch solche Kunden sind es, die in einem neuen Skandal an der Wall Street um ihr Geld bangen.

Ihr Börsenmakler PFGBest soll Gelder der Kunden beiseite geschafft haben und ist nun zahlungsunfähig. Damit bricht vier Jahre nach der verhängnisvollen Pleite der Investmentbank Lehman Brothers wieder ein Spieler in der US-Finanzwelt zusammen. Betroffen sind 25.000 Gläubiger, die nun um ihr Geld bangen - dem ersten Anschein nach zu Recht, denn ein guter Teil der Anlagen könnte verloren sein.

Finanzaufsicht deckt Lücken auf

Die staatliche Finanzaufsicht CFTC wirft der auch als Peregrine Financial Group auftretenden Firma vor, in großem Umfang Kundengelder veruntreut zu haben. Bei einer Überprüfung sei aufgefallen, dass rund 215 Mio. Dollar fehlten. Der Börsenmakler habe die Lücke mit falschen Belegen verschleiert, heißt es in einer Klage. Inzwischen hat sich auch die US-Bundespolizei FBI eingeschaltet.

Die Aufseher der CFTC sprechen davon, dass die Betrügereien bis mindestens Anfang 2010 zurückreichten. Die fehlenden Millionen waren aufgefallen, nachdem Firmenchef Russell Wasendorf Senior am Montag versucht hatte, sich umzubringen. Er liegt im Krankenhaus. Die brancheneigene Finanzaufsicht NFA war in der Folge auf Unstimmigkeiten gestoßen und hatte PFGBest noch am gleichen Tage untersagt, weitere Geschäfte einzugehen.

Großes Vorbild

Die Geschichte erinnert an den Kollaps des US-Wertpapierhändlers MF Global im vergangenen Oktober, der die Wall Street erschüttert hatte. MF Global hatte sich mit riskanten Wetten auf europäische Staatsanleihen verzockt. Von einem "Mini-Lehman" war damals die Rede gewesen in Anspielung auf den Zusammenbruch der US-Investmentbank 2008. Bei MF Global waren Kundengelder von bis zu 1,6 Mrd. Dollar verschwunden.

PFGBest wurde 1972 gegründet und beschäftigte zuletzt etwa 200 Mitarbeiter. Ihnen droht nun die Arbeitslosigkeit. Denn im Gegensatz zum üblichen Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts, der die Sanierung einer Firma ermöglicht, hat PFGBest ein Insolvenzverfahren nach Kapitel 7 beantragt. In aller Regel wird ein Unternehmen auf diesem Wege aufgelöst. Das geschieht, um den Kunden möglichst rasch ihr Geld auszahlen zu können.

PFGBest hat im Auftrag seiner Kunden Termingeschäfte abgewickelt, etwa bei Rohstoffen wie Getreide. Dabei wird an spezialisierten Börsen schon heute ein Preis für eine Ware festgelegt, die erst zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft tatsächlich gekauft oder verkauft wird. Wegen der Insolvenz kommen die Kunden nun zunächst nicht mehr an ihre Konten bei PFGBest heran.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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