Wirtschaft

Waffen, Mauerbau, Gefängnisse So lässt sich an der Börse auf einen Trump-Sieg wetten

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Wird er der nächste US-Präsident?

Wird er der nächste US-Präsident?

(Foto: REUTERS)

Der nächste US-Präsident heißt womöglich Donald Trump. Für die einen wäre das ein Albtraum, andere fiebern seinem Sieg entgegen - auch an den Börsen. Die Investmentbank Goldman Sachs hat ein Portfolio von Aktien zusammengestellt, die von einem Trump-Triumph profitieren könnten.

Donald Trump nähert sich dem Weißen Haus. Auf dem Weg zur Kandidatur der Republikaner hat er die letzte parteiinterne Konkurrentin aus dem Weg geräumt. Zwischen ihm und der nächsten US-Präsidentschaft stehen nur noch Amtsinhaber Joe Biden - und vielleicht Urteile in Gerichtsprozessen mit ungewissem Ausgang. Doch es ist möglich, dass Trump triumphiert und dann eine knallharte, protektionistische "America First"-Agenda durchzieht mit Auswirkungen auf die globale Wirtschaft und die weltweiten Aktienmärkte. Die Strategen der Wall-Street-Bank Goldman Sachs haben zusammengestellt, welche Regionen, Branchen und Unternehmen von einem Sieg Trumps profitieren und welche leiden könnten.

Als Maßstab hat die Bank Trumps erste Amtszeit genommen, als seine Regierung beispielsweise Zölle auf Einfuhren aus der Europäischen Union, Kanada und Mexiko verhängte und einen Handelsstreit mit China anzettelte. Goldman Sachs erwartet, dass unter einem Wahlsieg Trumps große Teile der europäischen und chinesischen Wirtschaft und damit der Aktienmärkte leiden werden. Ganz vorne dabei: der Frankfurter Leitindex DAX, der MDAX der deutschen mittelgroßen Werte sowie konjunktursensible zyklische Sektoren - wie Stahlindustrie, Chemie und Automobilproduktion. Dagegen könnten bestimmte Branchen in den USA von einer zweiten Trump-Amtszeit profitieren, so Goldman Sachs.

Die Investment-Seite "Seeking Alpha" hat sich das Trump-Portfolio von Goldman Sachs angesehen. Diese Unternehmen und diese Sektoren können demnach in den von einer weiteren Amtszeit profitieren:

Finanzindustrie. Trump will Kapitalvorschriften für Banken lockern und das Kartellrecht aufweichen. Außerdem steht auch Deregulierung im Finanzsektor auf seiner Agenda. Das dürfte Fusionen und Übernahmen erleichtern - ein lukratives Geschäft für Finanzinstitute. Goldman Sachs hat deshalb unter anderem den Wall-Street-Giganten JP Morgan und das Beratungsunternehmen Evercore auf die Liste gesetzt.

Stahlindustrie. Trump will diese Branche stärker vor ausländischer Konkurrenz abschirmen. Mögliche Profiteure: Steel Dynamics, Ryerson Holding und Reliance Steel & Aluminum.

Innere Sicherheit und Strafverfolgung. Trump hat angekündigt, "rekordhohe" Mittel zur Verfügung zu stellen, um Polizisten einzustellen und die Polizei besser auszurüsten. Zum Trump-Portfolio gehören deshalb Axon (ein Hersteller von Taser-Geräten und Waffen für Sicherheitskräfte) die Gefängnis-Betreiber Geo Group und CoreCivic sowie Cybersecurity-Unternehmen wie Sentinel One und CrowdStrike.

Verlagerung von Fertigung in den USA. Trump hat angekündigt, die Produktion in den USA zu fördern. Von einer solchen Politik können Goldman Sachs zufolge US-Unternehmen profitieren, die auf inländische Lieferketten setzen und einen hohen Fertigungsanteil in den USA haben. Die Investmentbank nennt etwa Mohawk (ein Hersteller von Bodenbelägen) KLA (Halbleiter-Zulieferer) sowie große Chip-Konzerne wie Texas Instruments, Applied Materials, Intel und Broadcom. Von der Verlagerung von Produktion in die USA dürften demnach auch Unternehmen profitieren, die auf Elektrifizierung und Automatisierung spezialisiert sind - beispielsweise Rockwell Automation (Anbieter für die digitale Transformation und industrielle Automatisierung) und Regal Rexnord (Anbieter von Elektromotoren und Antriebskomponenten).

Grenzsicherung. Trump hat während seiner Präsidentschaft die Grenze zu Mexiko verstärkt und angekündigt, das in einer weiteren Amtszeit zu verschärfen. Zu den Unternehmen, die während seiner Amtszeit im Weißen Haus an der Errichtung von Anlagen beteiligt waren, gehören die Bauunternehmen Fluor und Aecom, der Baumaschinenkonzern Caterpillar, der Zementhersteller Cemex und Vulcan, ein Produzent von Schotter.

Trump will "small business" fördern. Goldman Sachs zählt deshalb zu den potenziellen Profiteuren einer Trump-Präsidentschaft Unternehmen, die den Löwenanteil ihres Umsatzes mit kleineren Firmen erwirtschaften - also etwa das Restaurant-Empfehlungsportal Yelp, die Freelance-Plattform Upwork, Bill Holdings, ein Hersteller von Finanzsoftware, sowie Squarespace, das Tools für die Erstellung von Websites für Online-Shops anbietet.

Fossile Energie. Trump setzt im Gegensatz zu Biden nicht auf Erneuerbare Energien, sondern auf fossile Energieträger. Zu den Profiteuren könnten laut Goldman Sachs die Ölkonzerne Exxon Mobil, Devon und Halliburton zählen, der Bohrdienstleister Helmerich & Payne und der Pipeline-Betreiber Oneok.

Es ist zwar wahrscheinlich, aber nicht völlig sicher, dass Trump im November als Kandidat der Republikaner gegen Joe Biden antritt. Beispielsweise könnten das eine schwere Krankheit oder ein Urteil in einem der gegen ihn laufenden Prozesse verhindern oder zumindest die Chancen in einem Duell mit Biden beeinflussen. Außerdem ist der Ausgang der Wahlen völlig offen, bei der nicht nur der Präsident, sondern auch ein Teil des Senats und das komplette Repräsentantenhaus gewählt werden.

Wie sich Märkte und einzelne Aktien entwickeln, hängt obendrein von vielen Faktoren ab. Das ändert aber nichts daran, dass die Politik des Präsidenten der weltweit größten Volkswirtschaft spürbare Auswirkungen auf Branchen und damit einzelne Unternehmen haben kann.

Quelle: ntv.de

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