Wirtschaft

Milliardenschwere Entschädigungen Tepco beantragt Staatshilfe

Fukushima, Block 1 bis 4: Ein strahlendes Milliardengrab.

Fukushima, Block 1 bis 4: Ein strahlendes Milliardengrab.

(Foto: dpa)

Zwei Monate nach der Katastrophe im japanischen Nuklearkomplex Fukushima Daiichi wendet sich die Betreiberfirma Tepco an die Regierung in Tokio: Das Ausmaß der anstehenden Entschädigungszahlungen droht die Finanzkraft des Stromerzeugers zu übersteigen. Jetzt soll die Staatskasse einspringen.

Viel tiefer geht nicht: Tepco-Präsident Masataka Shimizu verbeugt sich in einer von Atom-Flüchtlingen bewohnten Turnhalle in Nihonmatsu, außerhalb der stark verstahlten Zone.

Viel tiefer geht nicht: Tepco-Präsident Masataka Shimizu verbeugt sich in einer von Atom-Flüchtlingen bewohnten Turnhalle in Nihonmatsu, außerhalb der stark verstahlten Zone.

(Foto: REUTERS)

Der Betreiber des havarierten Atomkraftwerks im japanischen Fukushima hat staatliche Hilfe beantragt. Der Konzern brauche die Unterstützung, um die von dem Unfall Betroffenen zügig zu entschädigen, erklärte Masataka Shimizu, Präsident von Tokyo Electric Power (Tepco), nach einem Treffen mit Regierungsvertretern.

Handelsminister Banri Kaieda ermahnte den Konzern, die vom Staat erbetene Summe so klein wie möglich zu halten. Er habe Tepco zudem aufgefordert, die Kosten der Katastrophe nicht über eine Erhöhung der Strompreise wieder hereinzuholen, sagte Kaieda.

Einer Erklärung Shimizus zufolge sind die Kassen des Konzerns leer. "Es ist extrem schwierig, Mittel zu besorgen", heißt es in der Stellungnahme, mit der Shimizu den Antrag auf Staatshilfe begründete. Tepco muss demnach allein rund 8,75 Mrd. Euro aufbringen, um die ausgefallene Stromproduktion in Fukushima über Öl-Kraftwerke aufzufangen.

Um die finanziellen Folgen der Katastrophe zu bewältigen, muss der Konzern auch bei den Gehältern den Gürtel enger schnallen. Unter dem Druck der Öffentlichkeit gab Tepco-Chef Shimizu bekannt, dass die Bezüge in der Unternehmensleitung stärker kürzen zu wollen als bislang vorgsehen.

Dazu will Shimizu Anlagevermögen des Konzerns abstoßen, um so zum Beispiel in Immobilien und Anlagen gebundene Unternehmenswerte zu schnellem Geld zu machen. Tepco verfolge energische Umstrukturierungen, hieß es dazu. Angesichts mangelnder Kapitaldeckung sollte die Ankündigung offensichtlich den offiziellen Hilferuf an die Regierung um Unterstützung bei der finanziellen Entschädigung der Opfer flankieren.

Die Verantwortung des Betreibers

Tepco hatte anfänglich geplant, seinen Vorstandsmitgliedern 50 Prozent der Bezüge zu kappen, 25 Prozent bei Mitarbeitern in Managerposten und 20 Prozent bei anderen Beschäftigten. Die japanische Regierung fordert jedoch laut Medien weitergehende Umstrukturierungen des Konzerns.

Beobachter mutmaßten, durch die einschneidenden Maßnahmen solle möglicher Kritik zuvorgekommen werden. Sollte Tepco die Stromgebühren trotz aller Warnungen erhöhen, um die zu erwartenden horrenden Entschädigungssummen zu bezahlen, muss Shimuzu mit erheblichem Widerstand rechnen.

Die Anlage in Fukushima - bislang eine verlässliche Geldquelle des Betreibers - steht seit Mitte März still. Tepco entgehen seitdem Einnahmen aus der Stromerzeugung. Gleichzeitig türmen sich die Kosten zur Eindämmung der Strahlengefahr und die zu begleichenden Schadenssummen immer höher auf.

In mehreren Reaktoren der Anlage war es nach dem schweren Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami zu einer Kernschmelze gekommen. Ein weites Gebiet rund um den Betrieb wurde zur Sperrzone erklärt. Hunderttausende Menschen verloren ihr Zuhause.

Experten zufolge dürfte es noch Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis die Gesamtkosten der Katastrophe inklusive aller Entschädigungen und Aufräumarbeiten abschließend beziffert werden können.

Quelle: ntv.de, rts

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