Merkel schickt Adlatus Weidmann folgt Weber
16.02.2011, 13:37 UhrKeine Überraschung in Berlin: Jens Weidmann wird Axel Weber als Bundesbankchef beerben. Damit beordert Kanzlerin Merkel ihren Wirtschaftsberater nach Frankfurt. Die Regierungschefin lobt in diesem Zusammenhang Weidmanns "höchste Sachkompetenz"l. Als Vizepräsidentin geht Bankenaufseherin Lautenschläger zur Bundesbank.
Jens Weidmann wird neuer Chef der Bundesbank. Der bisherige wirtschaftspolitische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel übernimmt den Posten Anfang Mai als Nachfolger von Axel Weber, wie die Regierungschefin in Berlin ankündigte. Vizechefin der Bundesbank soll ab Juni die derzeitige Chefin der Finanzaufsicht BaFin, Sabine Lautenschläger, werden. Sie löst Franz-Christoph Zeitler ab, dessen Amtszeit Ende Mai ausläuft.
Der 42-jährige Volkswirt Weidmann arbeitete bereits in früheren Jahren bei der Bundesbank in Frankfurt am Main. Von 2004 bis 2006 war er dort sogar unter dem nun scheidenden Weber tätig, bevor ihn Merkel nach Berlin holte. Die Kanzlerin lobte Weidmanns "höchste Sachkompetenz" und "brillanten Intellekt". Sie betonte, ihr bisheriger Wirtschaftsberater sei "ein unabhängiger Kopf".
Weber hatte vor einigen Tagen überraschend seinen Rückzug für Ende April angekündigt. Auch wird er auf eine Kandidatur für den Posten des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) verzichten. Weber war zuvor als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von EZB-Chef Jean-Claude Trichet gehandelt worden. Der 53-Jährige begründete seine Entscheidung damit, dass er im EZB-Rat mit seiner finanzpolitischen Haltung isoliert dagestanden habe. Er hatte öffentlich kritisiert, dass die EZB Anleihen von in Finanznot geratenen Staaten aufkauft.
Der Wirtschaftsexperte Bert Rürup hält Weidmann für eine gute Besetzung für den Bundesbank-Chefposten. "Durch seine Arbeit im Bundeskanzleramt hat Jens Weidmann gelernt, wie politische Ziele zu erreichen sind. Das ist eher ein Vorteil als ein Nachteil, um ein erfolgreicher Bundesbank-Präsident zu sein", sagte Rürup dem "Handelsblatt".
Allerdings wäre es aus Sicht Rürups günstiger, wenn es eine Übergangszeit zwischen Weidmanns Tätigkeit im Kanzleramt und der Übernahme der Leitung der Bundesbank geben würde.
Bundesbank-Gewinn schrumpft
Zu der Personalie wurden Zahlen zur Bundesbank bekannt. Ihr Gewinn dürfte 2010 deutlich geringer ausgefallen sein als im Jahr zuvor. Wie die "Welt" unter Berufung auf Schätzungen der BHF-Bank berichtete, hat die deutsche Notenbank 2010 nur einen Überschuss von rund drei Mrd. Euro erzielt. Ein Jahr zuvor waren es noch 4,1 Milliarden Euro gewesen, 2008 sogar 6,3 Milliarden Euro. Am 8. März will die Bundesbank ihren Gewinn auf ihrer Bilanzpressekonferenz offiziell bekanntgeben.

Bundesbank-Präsident Axel Weber auf dem Gelände der Bundesbank in Frankfurt/am Main.
(Foto: picture alliance / dpa)
"Der Rückgang ist vor allem auf niedrigere Zinserträge zurückzuführen. Grund hierfür ist, dass deutsche Banken sich im Jahresverlauf 2010 in immer geringerem Umfang bei der Bundesbank und immer stärker bei Geschäftsbanken refinanziert haben", sagt BHF-Chefvolkswirt Uwe Angenendt der "Welt". Das geringere Handelsvolumen führe zu den niedrigeren Zinserträgen der Notenbank.
Die Bundesbank führt ihren Gewinn an den Bund ab. Drei Mrd. Euro des Überschusses fließen 2011 in den Bundeshaushalt, darüber hinausgehende Mittel verwendet die Regierung für die Tilgung der Verbindlichkeiten aus dem so genannten "Tilgungsfonds". Dieses Sondervermögen hatte die Bundesregierung in der Finanzkrise geschaffen, um ihre Konjunkturpakete zu finanzieren. Bestätigt sich die Prognose der BHF-Bank, bliebe für den Schuldenabbau jedoch im laufenden Jahr kein Geld übrig.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts