Wirtschaft

Mega-Streik naht Weselskys GDL eskaliert maßlos

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Claus Weselsky ist auf Konfrontationskurs.

Claus Weselsky ist auf Konfrontationskurs.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Bahn steht vor dem längsten Streik ihrer Geschichte. Die Gewerkschaft GDL und ihr Chef Claus Weselsky setzen auf Konfrontation, nicht auf Verhandlungen. Langsam reicht es.

Deutschland erwartet den nächsten Mega-Streik der Lokführergewerkschaft GDL. Wieder wird der Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt. Wieder eskaliert GDL-Chef Claus Weselsky munter weiter.

Sechs Tage lang wollen die GDL-Mitglieder diesmal streiken. Das ist ihr gutes Recht. Doch Verständnis für den Ausstand dürfen sie nicht erwarten. Denn die GDL ist nicht bereit, über das neue Angebot der Bahn zu reden. Und sie ist bislang nicht bereit, von ihren Maximal-Forderungen abzurücken. Die Sparten-Gewerkschaft weiß, welchen immensen Schaden sie im ganzen Land mit ihren Streiks anrichten kann. Deshalb setzt sie ihre Macht rücksichtslos ein und verlangt vom Bahn-Vorstand die bedingungslose Kapitulation.

Ironischerweise gibt Weselsky dem Konzern die Schuld. Er bezeichnet deren Vorstände als "Nieten in Nadelstreifen" und schimpft über "Scheinangebote". Weselsky inszeniert sich als Opfer, das in Notwehr handelt. Doch er ist derjenige, der eskaliert. Er wirft der Bahn vor, einen "Verweigerungs- und Konfrontationskurs" zu fahren und behauptet: "Von Einigungswillen kein Spur".

Dabei hat die Bahn ein Angebot vorgelegt, das durchaus passabel ist. Neben kräftigen Lohnerhöhungen bietet sie Lokführern und Zugbegleitern an, ab 2026 die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt von bisher 38 auf 37 Stunden zu reduzieren. Wer sich gegen die Absenkung entscheidet, bekommt stattdessen mehr Geld.

Doch darüber will die GDL nicht einmal reden. Sie verlangt nicht nur eine stärkere Lohnerhöhung als angeboten. Weselsky will erzwingen, dass im Schichtdienst die wöchentliche Arbeitszeit auf 35 Stunden reduziert wird – sofort, bei vollem Lohnausgleich.

Es geht um Macht

Die Bahn sieht sich nicht in der Lage, diese Forderungen zu erfüllen. Allein schon deshalb, weil sie dann Tausende neue Leute einstellen müsse. Das koste nicht nur sehr viel Geld, sondern sei wegen des Fach- und Arbeitskräftemangels nicht realisierbar.

Abgesehen davon, dass die wöchentliche Arbeitszeit in Deutschland und auch für Lokführer bei der Bahn im europäischen Vergleich eher gering ist: Der neue Streik der GDL zeigt eindrucksvoll, dass Weselsky nicht kompromissbereit ist. Er hatte vor dem Beginn der Verhandlungen klargemacht, dass es Streiks geben wird. Die Beschäftigten der Bahn "haben die Messer schon gewetzt und wollen die Auseinandersetzung. Die Bahn-Basis kocht."

Diese Rhetorik ist verstörend. Außerdem kocht der Großteil der Bahn-Basis nicht, sondern hat bereits durch die Gewerkschaft EVG einen Tarifvertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen - laut Konzern die teuerste Lohnerhöhung in der Geschichte der Bahn. Die GDL verhandelt nur für 10.000 der 220.000 Bahn-Beschäftigten. Die weit größere Zahl ist in der EVG organisiert. Das ist übrigens ein ausschlaggebender Grund für Weselskys Radikal-Strategie. Er kämpft um Einfluss für seine GDL und will die EVG deshalb unbedingt überbieten.

Nächstes Jahr geht Weselsky in Rente. In seiner letzten Tarifauseinandersetzung gibt er noch einmal rücksichtsfrei alles. Dass am Ende eines Tarifkonflikts eine faire Lösung stehen sollte, mit der beide Seiten gut leben können, ist ihm völlig egal.

Quelle: ntv.de

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