Vor sechstägigem Streik GDL-Chef Weselsky wirft der Bahn Trickserei vor
22.01.2024, 11:48 Uhr Artikel anhören
Die Gewerkschaft der Lokführer wird ab Mittwoch für gleich sechs Tage die Arbeit niederlegen. GDL-Chef Weselsky teilt verbal ordentlich gegen den Verhandlungsführer der Bahn aus, wirft ihm Tricks vor und stellt dessen Eignung für Tarifverhandlungen infrage.
Die Lokführergewerkschaft GDL hat der Bahn Täuschung vorgeworfen und damit ihren sechstägigen Streik begründet. Das neue Angebot von Deutsche-Bahn-Verhandlungsführer Martin Seiler sei keine Verhandlungsgrundlage, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. "Herr Seiler trickst und täuscht an der Stelle auch die Bahnkunden, nicht nur seine eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."
Die angebotene Senkung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde habe Seiler daran gekoppelt, dass die Bahn ausreichend zusätzliche Mitarbeiter einstellen könne. Zudem weigere sich die Bahn über einen GDL-Tarifvertrag für Beschäftigte in der Infrastruktur überhaupt zu verhandeln. Die GDL werde nur an den Verhandlungstisch kommen, wenn es keine Vorbedingungen gebe. Eine Schlichtung lehnte Weselsky erneut ab.
Die GDL hat für Mittwochmorgen um 2 Uhr die vierte Streikrunde im laufenden Tarifkonflikt angekündigt. Der Ausstand soll bis kommenden Montag um 18 Uhr dauern und wäre der längste in der 30-jährigen Geschichte der Deutschen Bahn. Im Güterverkehr wird bereits ab Dienstag 18 Uhr zum Streik aufgerufen.
Seiler müsse sich fragen lassen, ob er überhaupt noch ein geeigneter Verhandlungsführer sei, sagte Weselsky weiter. Die GDL habe in den letzten Wochen Tarifverträge für rund 10.000 Beschäftigte bei kleineren Bahn-Unternehmen abgeschlossen.
Bahn will insgesamt um 13 Prozent erhöhen
Die Deutsche Bahn hatte zuletzt angeboten, die Löhne ab August um 4,8 Prozent und ab April 2025 um 5,0 Prozent zu erhöhen. Außerdem sollen 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie so schnell wie möglich fließen. Darüber hinaus könnten ab Januar 2026 Lokführer und Zugbegleiter ihre Wochenarbeitszeit um eine Stunde verkürzen. Insgesamt summiere sich das Angebot auf bis zu 13 Prozent. Die Bahn verweist zudem darauf, dass sie wegen des Tarifeinheitsgesetzes für Beschäftigte in der Infrastruktur mit der GDL keinen Vertrag schließen könne, da die Gewerkschaft hier in keinem Teilbetrieb eine Mehrheit habe.
Die GDL hat eine Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich als Kernforderung genannt. Die Gewerkschaft verlangt ferner 555 Euro monatlich mehr. Außerdem wird unter anderem einmalig die steuerfreie Inflationsprämie von 3000 Euro gefordert. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen.
Der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Michael Theurer, forderte die GDL und die Deutsche Bahn zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. "Die Tarifparteien sind gefordert, Lösungen in den Verhandlungen zu finden, statt den Konflikt auf dem Rücken derjenigen auszutragen, die jeden Tag auf eine funktionierende Eisenbahn angewiesen sind", sagte Theurer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland angesichts der neuesten Streikankündigung der GDL.
Quelle: ntv.de, als/rts