Der Börsen-Tag Bundesbank-Präsident warnt beim Thema EZB-Geldpolitik
18.10.2022, 07:27 UhrBundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt davor, den Zinserhöhungskurs der EZB zu schnell zu beenden. "Es besteht in der Tat das Risiko, dass die geldpolitische Straffung zu früh gestoppt wird", sagt Nagel. Ein verfrühter Stopp könne zu einer noch längeren Phase mit hoher Inflation führen, was dann später womöglich eine viel straffere Geldpolitik notwendig mache. Im Ergebnis könne eine noch schärfere Rezession die Folge sein, warnte Nagel.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Juli die Zinswende eingeleitet und bislang ihre drei Schlüsselzinsen rasch in zwei Schritten um insgesamt 1,25 Prozentpunkte nach oben gesetzt. Der Leitzins liegt damit aktuell bei 1,25 Prozent. Und der für die Finanzmärkte derzeit maßgebliche Einlagensatz beträgt inzwischen 0,75 Prozent. Am Finanzmarkt wird aktuell damit gerechnet, dass der Einlagensatz bis zum Jahresende auf rund zwei Prozent angehoben wird und er danach im Frühjahr 2023 auf rund drei Prozent weiter nach oben gesetzt wird. Für die kommende Zinssitzung am 27. Oktober hatten sich Währungshüter bereits für einen weiteren XXL-Zinsschritt wie im September um 0,75 Prozentpunkte stark gemacht.
"Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Kurs der Geldpolitik im Euro-Gebiet immer noch konjunkturfördernd", führte Nagel aus. Die Wirtschaft und dadurch auch die Inflation werde weiterhin angeschoben. "Offensichtlich müssen wir diesen Stimulus schnell zurückziehen." Falls das nicht ausreichen sollte, um die Inflation zurück zum Notenbankziel von zwei Prozent zu bewegen, müsse die Geldpolitik in den restriktiven Bereich vordringen. An den Finanzmärkten wird dieser restriktive, konjunkturbremsende Zinsbereich gemessen am Einlagensatz derzeit bei Zinsniveaus oberhalb von zwei Prozent angesiedelt.
Quelle: ntv.de