Dienstag, 16. September 2025Der Börsen-Tag

Heute mit Thomas Badtke und Wolfram Neidhard
07:46 Uhr

Lies: VW-Dieselskandal hatte auch etwas Positives

Rund zehn Jahre nach dem Auffliegen des Dieselskandals sieht Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies einen deutlichen Kulturwandel bei Volkswagen. "Dort wird heute deutlich sensibler mit Verantwortung und Vertrauen umgegangen", sagte der SPD-Politiker, der dem VW-Aufsichtsrat damals wie heute angehört. Eines gelte jedoch nach wie vor: "Größe und Selbstbewusstsein bergen weiterhin das Risiko, zu spät auf externe Warnsignale zu reagieren." Veränderung sei daher ein dauerhafter Prozess, "und nicht nur ein einmaliger Schritt", betonte Lies. Die Vorgänge selbst seien zwar weitgehend abgeschlossen. "Unbefriedigend bleibt, dass wir vermutlich nie genau erfahren werden, wer zu welchem Zeitpunkt was gewusst hat und ob dem Ganzen früher hätte Einhalt geboten werden können", sagte er.

VW Vorzüge
VW Vorzüge 101,40

Eine gewisse Hypothek bleibe für Volkswagen. Zugleich habe der Konzern "das Beste daraus gemacht", indem er seine Strukturen verbessert habe und sich seiner Verantwortung für Mensch und Umwelt stärker bewusst sei. Für Niedersachsen sei die Affäre einerseits eine Belastung gewesen, andererseits aber auch ein Anstoß, die Transformation entschiedener voranzutreiben.

Eine spürbare Folge sei zudem die frühere Weichenstellung in Richtung Elektromobilität. Lies sagte, der Dieselskandal habe immerhin eine positive Folge gehabt: Volkswagen habe den Wechsel zur E-Mobilität früher eingeleitet, "als das sonst passiert wäre". Das habe einen positiven Veränderungsdruck gebracht. "Die Wirkung solcher Faktoren auf Veränderungsprozesse gerade in so großen Systemen sollte man nicht unterschätzen."

07:27 Uhr

EZB-Präsidentin Lagarde erneuert Forderungen

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat ihre Forderung erneuert, in der EU mehr Entscheidungen mit qualifizierten Mehrheiten zu fällen statt nach dem Einstimmigkeitsprinzip. Dies sei keine Schwächung der Demokratie, sagte Lagarde. "Es ist vielmehr die einzige Möglichkeit, sie in vollem Umfang auszuüben." Ressourcen und Kapazitäten müssten gebündelt werden, um in strategischen Bereichen die erforderliche Größe zu erreichen. Den Bürgern werde dadurch ihre Fähigkeit zurückgegeben, Ereignisse zu gestalten. Für Europa bedeute das Unabhängigkeit in einer Welt rivalisierender Mächte, in der Größe und Skaleneffekte von entscheidender Bedeutung seien.

"So werden Entscheidungen bei der EZB getroffen – und es funktioniert", sagte Lagarde. Nationale Politik könne keine global wettbewerbsfähigen Unternehmen in Branchen hervorbringen, in denen kritische Größe das Hauptproblem sei. Damit befinde sich Europa aber in einer Sackgasse. "Entweder sind wir gezwungen, uns auf teure, zweitklassige inländische Produkte zu verlassen, die unsere Wettbewerbsfähigkeit untergraben, oder wir bleiben genau den Abhängigkeiten verhaftet, die wir eigentlich abbauen wollen." Der einzige Ausweg sei ein neuer europäischer Ansatz in der Wirtschaftspolitik, verbunden mit einer neuen Art der Entscheidungsfindung.

Lagarde wies in diesem Zusammenhang auf Schätzungen des Europäischen Rechnungshofs hin, der es für sehr unwahrscheinlich hält, dass Europa sein Ziel erreichen wird, bis 2030 einen Anteil von 20 Prozent an der weltweiten Halbleiterproduktion zu erreichen. Bei Batterien halte die EU nur zehn Prozent der weltweiten Kapazität, während allein das chinesische Unternehmen CATL 40 Prozent kontrolliere, sagte die EZB-Chefin. Und 2024 hätten im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) US-Institutionen 40 bemerkenswerte Modelle produziert, Europa indes nur drei.

07:10 Uhr

Powell-Nachfolger bringt sich in Stellung

Der ehemalige Fed-Notenbanker James Bullard hat Interesse an dem Chef-Posten bei der US-Notenbank. Er habe in der vergangenen Woche mit US-Finanzminister Scott Bessent und dessen Team über den Fed-Vorsitz und andere Themen gesprochen, sagte der ehemalige Präsident des Fed-Ablegers von St. Louis. Unter den richtigen Bedingungen sei er sehr an dem Posten interessiert, fügte er hinzu.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump führt derzeit Gespräche mit Kandidaten für die Nachfolge des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. Trump hat Powell wiederholt öffentlich und mit Worten unterhalb der Gürtellinie dafür kritisiert, dass die US-Notenbank die Zinsen in den USA nicht deutlich gesenkt hat. Die nächste Zinssitzung ist in dieser Woche und die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die Notenbank dann den Zins zumindest um einen kleinen Schritt von 25 Basispunkten senken wird. Bullard ist derzeit Dekan der Mitch Daniels School of Business an der Purdue University. Der leitete die St. Louis Fed von 2008 bis 2023.

06:52 Uhr

Trump-Berater zieht vorübergehend in Fed-Vorstand ein

Der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, Stephen Miran, ist trotz starker Bedenken an seiner Unabhängigkeit als Übergangslösung im Vorstand der US-Notenbank bestätigt worden. Der US-Senat stimmte mit knapper Mehrheit für die Besetzung. Miran nimmt damit den Platz der ausgeschiedenen Fed-Vorständin Adriana Kugler bis Ende Januar 2025 ein.

Mirans Bestätigung kommt nur wenige Stunden vor dem Auftakt einer zweitägigen Sitzung, bei der die Federal Reserve den Leitzins auf den Prüfstand stellt. Analysten gehen von einer Senkung aus, nachdem der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten zuletzt hinter den Erwartungen zurückgeblieben war.

Miran könnte sich bei den künftigen Sitzungen für weitere Zinssenkungen aussprechen - so wie es der Präsident seit Monaten fordert. Politiker hatten sich zuvor bei einer Anhörung besorgt gezeigt, ob Miran während seiner viermonatigen Amtszeit tatsächlich unabhängig von Trumps Wunsch agieren würde.

"Niemand, weder die amerikanische Öffentlichkeit noch Investoren hierzulande, noch die weltweiten Finanzmärkte, werden ihm als unabhängiger Stimme vertrauen", kritisierte etwa die demokratische Abgeordnete Elizabeth Warren. Sie bezeichnete Miran als "Trumps Marionette". Miran versprach dagegen, die Unabhängigkeit der Notenbank "bewahren" zu wollen.

06:33 Uhr

"Ganze Reihe von Zinssenkungen scheint eingepreist"

Die Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung in den USA beflügelt die Aktienmärkte in Asien. Anleger setzen darauf, dass die US-Notenbank Fed in dieser Woche ihren Lockerungszyklus wieder aufnimmt und die Möglichkeit weiterer Zinssenkungen andeutet. Zudem sorgt die Hoffnung auf eine Entspannung im Verhältnis zwischen den USA und China für Optimismus. Die Erwartung einer Zinssenkung der US-Notenbank hatte die Stimmung an den Märkten bereits in den vergangenen Handelstagen angeheizt.

Nikkei
Nikkei 44.975,06

n In Tokio legt der Nikkei-Index 0,3 Prozent auf 44.904,13 Punkte zu und der breiter gefasste Topix notiert 0,4 Prozent höher bei 3173,57 Zählern. Doch nicht alle Börsen in Asien scheinen den Optimismus zu teilen. Der Shanghai Composite verliert 0,4 Prozent auf 3843,21 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fällt 0,7 Prozent auf 4499,76 Punkte.

"Es scheinen inzwischen eine ganze Reihe von Zinssenkungen eingepreist zu sein", sagt Thomas Mathews, Marktexperte für den asiatisch-pazifischen Raum bei Capital Economics. "Unterm Strich deutet das vielleicht darauf hin, dass die Messlatte für eine restriktive Überraschung etwas niedriger ist als die für eine expansive." Es sei jedoch wahrscheinlich, dass die Fed bis zu ihrer Entscheidung nicht viel preisgeben werde.

06:17 Uhr

Das ist los im frühen Devisengeschäft

Am Devisenmarkt setzt die Erwartung von Zinssenkungen der US-Notenbank Fed den Dollar unter Druck. Im asiatischen Devisenhandel verliert der Dollar 0,1 Prozent auf 147,20 Yen . Zur Schweizer Währung rückt er etwas auf 0,7938 Franken vor. Parallel dazu bleibt der Euro fast unverändert bei 1,1772 Dollar und zieht leicht auf 0,9345 Franken an.

Euro / Dollar
Euro / Dollar ,00
US-Dollar / Japanischer Yen
US-Dollar / Japanischer Yen ,00

06:00 Uhr

Getrübte Stimmung aller Orten

Der Wochenstart ist dem Dax geglückt. Hatte er sich am Freitag noch knapp unter der 23.700er-Marke ins Wochenende verabschiedet, schloss er gestern mit einem Stand von 23.749 Zählern. Das Allzeithoch aus dem Sommer liegt bei 24.692 – aber der Weg bislang stimmt.

Heute könnten Kursimpulse etwa vom ZEW-Konjunkturindex kommen. Dieser dürfte allerdings erneut eingetrübte Aussichten für die deutsche Konjunktur signalisieren. Ökonomen gehen davon aus, dass das Barometer im September das zweite Mal in Folge sinken dürfte - und zwar auf 27,3 Punkte, nach 34,7 Zählern im August. Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragt monatlich Investoren und Analysten zur deutschen Wirtschaft. Deren Einschätzung zur aktuellen Lage dürfte sich ebenfalls verschlechtert haben.

International gesehen, beraten Vertreter Indiens und der USA in Neu-Delhi über den Handelsstreit zwischen den beiden Ländern. Die Gespräche nähren Hoffnungen auf eine Lösung des Konflikts, nachdem die Regierung von US-Präsident Donald Trump Ende August die Zölle auf indische Waren auf 50 Prozent erhöht hatte, einem der höchsten Sätze für einen Handelspartner der USA. Als Grund nannte sie die fortgesetzten Käufe von russischem Öl durch Neu-Delhi. Zuletzt hatte sich Trump jedoch versöhnlicher gezeigt und sich optimistisch geäußert, dass ein Handelsabkommen zustande kommen könnte.

Zudem lädt unternehmensseitig der Herzogenauracher Auto- und Industriezulieferer Schaeffler zum Kapitalmarkttag. Das Unternehmen will sich dabei zu seinen Mittelfristzielen äußern und einen Ausblick darauf geben, wann das Geschäft mit Elektroautos in die Gewinnzone gerät. Das Unternehmen bekommt derzeit die schwache Branchenkonjunktur zu spüren. Im ersten Halbjahr ging der Umsatz zurück.

Die komplette Terminübersicht für diese Woche finden Sie hier.

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen