Investoren warten auf Hinweise, ob der DAX seine Gewinnserie im Frühling fortsetzen wird oder nicht. Der Start in den Wonnemonat Mai war für den deutschen Leitindex holprig, aber nicht komplett misslungen. Nach einem positiv aufgenommenen US-Arbeitsmarktbericht am Freitagnachmittag hatte sich der deutsche Börsenleitindex mit 18.002 Punkten ins Wochenende verabschiedet. Am Freitag stand damit ein Plus von 0,6 Prozent in den Handelsbüchern. Auf Wochensicht betrachtet, lag er aber leicht unter dem Vorwochenschluss.
Die alte Börsenweisheit "Sell in May and go away" sei in die Jahre gekommen, sagt Stratege Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Das zeige der Blick auf den US-Index S&P 500, der in neun der vergangenen zehn Jahre im Mai gestiegen sei. "Also könnte uns auch eher noch ein guter Börsenmonat vor dem Sommerloch bevorstehen."
Generell rätseln die Investoren aber, ob der Aufwärtstrend der vergangenen Monate bald ein Ende finden könnte. Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) schickte die Börsen zum Jahresauftakt auf eine Rekordjagd. Die hartnäckige Inflation und eine starke Wirtschaft in den USA ließen die Anleger ihre Erwartungen allerdings schnell deutlich zurückschrauben. Die Notenbanken versuchen, mit geldpolitischer Straffung die hohe Teuerungsrate einzudämmen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.
Eine geldpolitische Wende der EZB bei ihrer nächsten Zinssitzung im Juni gilt angesichts der schwachen europäischen Wirtschaft immer noch als sehr wahrscheinlich. Bei der Fed rechnen die meisten Investoren dagegen erst im Herbst mit fallenden Zinsen. "Sorge bereitet nach wie vor der Inflationsausblick, verbunden mit der Frage, ob, wie stark die Fed und die EZB in einen Zinssenkungszyklus einsteigen werden", so die Experten der Helaba. "Beantwortet werden kann dies nur mit Blick auf die Konjunktur."
Bei den Unternehmen stehen noch einige Bilanzzahlen an. In Deutschland warten die Investoren auf die Quartalsberichte von elf DAX-Konzernen. Einen Blick in ihre Bücher gewähren Zalando, die Deutsche Post, Heidelberg Materials, Infineon, BMW, Continental, Henkel, Fresenius, Münchener Rück und Siemens Energy. In den USA ist die Bilanzsaison dagegen fast zu Ende. Außer dem Quartalsbericht des Filmkonzerns Walt Disney stehen noch Hauptversammlungen zahlreicher Unternehmen an, darunter der Autobauer Ford, das Tabakunternehmen Philip Morris und der Pharmakonzern Eli Lilly. Die Woche startet allerdings vergleichsweise ruhig.
So veröffentlicht Biontech seinen Bericht zum ersten Quartal. Im vergangenen Jahr hatte das Biotech-Unternehmen den Nachfrage-Einbruch bei Corona-Impfstoffen und das Pandemie-Ende zu spüren bekommen, weshalb Umsatz und Gewinn deutlich nachgaben. Für dieses Jahr hat das Unternehmen zuletzt einen Umsatz von 2,5 bis 3,1 Milliarden Euro prognostiziert - abhängig etwa von der Covid-Impfstoffnachfrage und den Preisen sowie Risiken durch weitere Wertberichtigungen von Vorräten beim US-Partner Pfizer. Biontech konzentriert sich inzwischen auf die Entwicklung seiner Krebsmedikamente und will 2026 das erste Mittel auf den Markt bringen.
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