DAX-Abverkauf gestoppt, aber …
Der DAX hat sich nach seiner jüngsten Talfahrt erst einmal auf dem Niveau von Ende März eingependelt. Der deutsche Börsenleitindex schließt 0,3 Prozent tiefer bei 15.217 Punkten. Am Montag und Dienstag hatte das Börsenbarometer aber knapp zwei Prozent eingebüßt. In der Vorwoche hatte er ebenfalls etwa zwei Prozent verloren.
Tendenziell positive Nachrichten kommen aus China. Die dortigen Industrieunternehmen haben im August wieder mehr verdient. Die Industriegewinne stiegen um 17,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, nachdem sie im Juli um 6,7 Prozent gefallen waren, wie die Statistikbehörde des Landes mitteilte. Beruhigende Signale kommen auch aus den USA: Wenige Tage vor einer drohenden Stilllegung der Regierungsgeschäfte schlug der Senat im Haushaltsstreit einen Kompromiss vor. Dieser würde die Finanzierung der Bundesbehörden zumindest bis zum 17. November garantieren und den drohenden "Shutdown" abwenden.
Als bleibende Belastungsfaktoren zählen Börsianer jedoch die hohe Inflation gepaart mit der Angst vor weiter steigenden Zinsen sowie die unsicheren Zukunftsaussichten für die Wirtschaft auf. Dies untermauern auch die GFK-Konsumforscher, die für Oktober einen Rückgang ihres Barometers um 0,9 auf minus 26,5 Punkte voraussagten und damit pessimistischer waren als erwartet. "Damit dürften die Chancen auf eine Erholung der Konsumstimmung noch in diesem Jahr auf Null gesunken sein", sagt GfK-Fachmann Rolf Bürkl. "Der Stachel der Verunsicherung sitzt extrem tief", konstatiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. "Die Sparneigung ist auf dem höchsten Stand seit 2011, man sieht die Kaufzurückhaltung förmlich – mittlerweile auch im Onlinegeschäft", konstatiert ntv-Börsenkorrespondentin Nancy Lanzendörfer.
"Durchatmen. Stabilisieren. Das ist die Devise heute im DAX", kommentiert ntv-Börsenkorrespondentin Lanzendörfer weiter. "Das Gute: Der DAX hat nicht an die verlustreichen Vortage angeknüpft, konnte diesen Negativtrend erst einmal weitestgehend stoppen", erläutert sie. "Die Frage ist nun: Ist der Abwärtstrend damit auch nachhaltig gestoppt?"
An der DAX-Spitze ziehen die Anteilsscheine des Industriekonzerns Siemens fast drei Prozent an. "Keine Nachrichten sind gute Nachrichten", sagt JPMorgan-Analyst Andrew Wilson zu seinem letzten Unternehmenskontakt vor dem Quartalsbericht. Es gebe keine veränderten Signale, nicht zu dem Geschäft, nicht zu den Branchentrends und auch nicht zu den Aussichten. Dies hält Wilson gerade angesichts der jüngsten Kursverluste für eine durchaus wichtige Nachricht.