Der Börsen-Tag Zinspause in den USA: Wie reagiert der DAX?
15.06.2023, 06:30 UhrNach drei Gewinntagen in dieser Woche in Folge, an denen der DAX insgesamt mehr als zwei Prozent zulegen konnte, stehen die Zeichen für das Donnerstagsgeschäft wieder auf Zurückhaltung. Der deutsche Börsenleitindex wird aktuell um 16.300 Zähler taxiert. Zur Wochenmitte hatte er den Handel mit 16.311 Zählern beendet und zwischenzeitlich mit dem Tageshoch von 16.336 Punkten ein neues Allzeithoch markiert. An der Wall Street waren die Kurse allerdings gefallen. Zuvor hatte die US-Notenbank Federal Reserve bekannt gegeben, nach einer rasanten Serie von Zinserhöhungen vorerst eine Verschnaufpause einzulegen.
Die Fed beließ den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. An den Finanzmärkten war nach entsprechenden Signalen aus dem Führungskreis der Zentralbank damit gerechnet worden. Die Fed hielt zwar nach zehn Zinsschritten in Folge nun erstmals die Füße still. Doch zugleich signalisierten die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell, dass der Zinsgipfel noch nicht erreicht sein dürfte: Zum Jahresende peilen sie im Mittel ein Zinsniveau von 5,6 Prozent an - im März hatten sie 5,1 Prozent anvisiert. Dies würde bedeuten, dass die Notenbank dieses Jahr noch zwei Schritte nach oben im Umfang von jeweils einem viertel Prozentpunkt gehen könnte. Die Fed will die Ruhepause nun dazu nutzen, weitere Daten zu sichten, bevor sie über eine weitere Straffung entscheidet. Alle Augen richten sich damit auf die nächste Sitzung im Juli.
Nach der erwarteten Zinspause der US-Notenbank blicken die Anleger heute nach Frankfurt und zur Europäischen Zentralbank (EZB): In der Euro-Zone stehen die Zeichen weiter auf Zinserhöhung. Der EZB-Rat wird nach Ansicht von Experten am Donnerstag die achte Anhebung in Folge beschließen. Bei einer zu erwartenden Erhöhung um einen Viertel-Prozentpunkt würde der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz von 3,25 Prozent auf 3,50 Prozent steigen. EZB-Chefin Christine Lagarde will den strafferen Zinskurs "entschlossen und unbeirrt" fortsetzen - bis absehbar ist, dass die Inflation bald zum mittelfristigen Ziel der EZB von zwei Prozent zurückkehrt. Im Mai lag die Teuerungsrate mit 6,1 Prozent noch deutlich darüber.
Unternehmensseitig rücken zwei Hauptversammlungen in den Fokus: Bei der Hauptversammlung der zur Deutschen Bank gehörenden Fondsgesellschaft DWS ist wegen der Greenwashing-Vorwürfe und der Vergütung der Vorstände Kritik der Aktionäre zu erwarten. Nach einer Durchsuchung wegen angeblichen Etikettenschwindels beim Verkauf nachhaltiger Anlageprodukte hatte DWS-Chef Asoka Wöhrmann im vergangenen Jahr den Hut nehmen müssen. Seine Vergütung von insgesamt 13,8 Millionen Euro stößt den Aktionären sauer auf. Die Greenwashing-Vorwürfe weist die DWS zurück. Wöhrmanns Nachfolger Stefan Hoops will die Aktionäre besänftigen: "Mit Blick auf unsere internen Überprüfungen können wir erneut betonen: Wir stehen weiterhin zu unseren Finanzveröffentlichungen und den Prospekten unserer Fonds."
Und auch beim Chemikalienhändler Brenntag steht eine turbulente Hauptversammlung ins Haus. In Gegenanträgen schlägt der aktivistische Investor Primestone vor, die Amtszeit aller neu zu wählenden Aufsichtsratsmitglieder auf zwei Jahre zu begrenzen. Primestone stellt zwei eigene Kandidaten für das Kontrollgremium auf, die gegen die von Brenntag vorgeschlagenen antreten. Der Hedgefonds hatte kritisiert, dass es Brenntag den Aktionären technisch unnötig schwer mache, für seine Anträge zu stimmen. Der Chemikalienhändler wies das zurück: Man habe das Abstimmungsverfahren nach besten Kräften vereinfacht. Primestone fordert eine Abspaltung der Spezialitätensparte vom Massengeschäft mit Standardchemikalien. Die restlichen Wochentermine finden Sie hier.
Quelle: ntv.de