Gottfried Urban Halten Sie Ihr Depot sauber!
11.07.2011, 11:28 UhrNun erreicht die Schuldenkrise auch Italien. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen sind auf Rekordniveau. Angeblich schlägt die EZB daher einen deutlich größeren Rettungschirm vor. Da stellt sich die Frage: Wie sicher sind staatsnahe Anlageformen – und was ist die gesetzliche Einlagensicherung wert, wenn eine Bank tatsächlich Bankrott anmelden muss?

Gottfried Urban, Neue Vermögen
211 Milliarden Euro – so hoch ist die maximale Summe, die Deutschland bereits für den dauerhaft beschlossenen Rettungsschirm zur Verfügung stellen muss. Und der Rettungsschirm könnte noch deutlich ausgeweitet werden, um auch größere Länder wie Italien zu stützen. Die Währungsunion wird damit zur Schuldengemeinschaft; zudem wird die Diskussion über eine Beteiligung privater Gläubiger (Banken) für den Fall einer Staatspleite zunehmen. Da stellt sich die Frage: Wie sicher sind staatsnahe Anlageformen – und was ist die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro wert, wenn eine Bank tatsächlich Bankrott anmelden muss?
Von einem Zahlungsausfall eines Eurolandes wären etliche europäische Banken betroffen. Schließlich sind einige mit mehr als zehn Prozent ihres haftenden Eigenkapitals in Griechenland investiert. Damit deren Eigenkapitalquote im „worst case“ nicht in den Keller rutscht, müssten wohl erneut die Staaten – und damit die Steuerzahler – als Geldgeber einspringen.
Wer streut rutscht nicht aus
Um ihr Risiko zu reduzieren, können Anleger, die auf die Garantie des Staates vertrauen, ihr Geld auf mehrere Banken verteilen. Schließlich garantiert jeder EU-Staat im Fall einer Bankenpleite 100.000 EUR je Bank pro Einlage und Privatperson. Allerdings sind die staatlichen Budgets wesentlich stärker beansprucht als zu jenem Zeitpunkt, zu dem die Erhöhung der staatlichen Einlagensicherung beschlossen wurde. Anleger sollten daher ihr Risiko mindern, indem sie sich (auch) eher staatsferne Produkte ins Portfolio holen.
Die nötige Portion Staatsferne bieten Investmentfonds, sofern diese in Aktien, Gold, Grund und Boden und Industrieanleihen anlegen. Zudem sind Investmentanteile Sondervermögen und daher vor einer Insolvenz der Depotbank geschützt. Auch die Einzelaktien im Depot gehören nicht zur Insolvenzmasse einer Bank, die lediglich die Wertpapiere für den Kunden verwahrt. Ähnlich verhält es sich mit dem Inhalt eines Schließfachs.
Sachwerte sind die bessere Wahl
Im Depot selbst sollten Anleger Bankschuldverschreibungen auf das Notwendigste beschränken. Vorsicht ist bei Zertifikaten angebracht, die ebenfalls Schuldversprechen der Banken darstellen. Auch die Industriestaaten sollte man bei Zinsanlagen eher meiden, da sie niedrige Zinsen zahlen, die damit verbundenen Risiken – etwa wegen des EU-Rettungsschirms – jedoch nicht klar erkennbar sind. Leicht übersehen wird, dass auch zahlreiche Versicherungen auf europäische Staatspapiere oder Bankverschuldungen setzen. Das Gleiche gilt für Renten- sowie Mischfonds, sofern letztere den Rentenanteil nicht flexibel handhaben können.
Im Vergleich dazu sind Sachwerte, selbst wenn sie teils hohen Wertschwankungen unterliegen, derzeit die bessere Wahl. Echte Substanzinvestments sind Aktien jener Unternehmen, die den steigenden Bedarf der Weltbevölkerung mit essenziellen Konsumgütern bedienen. Ebenfalls interessant sind Industrieanleihen mit guter Bonität und kurzen Laufzeiten. Fein dosiert gehört nach wie vor Gold ins Portfolio. Bei Direktinvestments in vermietete Wohnimmobilien ist aufgrund der geringen Flexibilität und sich verändernder demographischer Strukturen sowie zum Teil überteuerter Preise Vorsicht angebracht. Besser dürfte die indirekte, gestreute Anlage in Immobilen via Fonds sein.
Fazit: Wenn die nächste Krise kommt, wird sich zeigen, ob die Zinsanlage tatsächlich noch risikoärmer ist als die Investition in Produktivkapital. Ich persönlich glaube es nicht.
Der Autor Gottfried Urban ist bankunabhängiger Vermögensverwalter bei Neue Vermögen und einer der Experten des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de