Radikalisierte Gewerkschaften Der Großstreik ist völlig übertrieben
24.03.2023, 16:52 Uhr
Am Montag wird sowohl gestreikt als auch verhandelt.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Die Gewerkschaften Verdi und EVG planen, am kommenden Montag ein Verkehrschaos auszulösen. Unabhängig davon, wie berechtigt ihre Tarifforderungen sind: Auf Verständnis dürfen sie nicht hoffen.
Gemeinsam wollen zwei Gewerkschaften am Montag den Verkehr deutschlandweit so weit wie möglich lahmlegen. Verdi, Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst, und die Eisenbahnergewerkschaft EVG setzen auf beispiellose Eskalation - und das, obwohl die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern noch laufen. Der Versuch, das Land ins Verkehrschaos zu stürzen, ist deshalb komplett überzogen.
Wegen des Streiks muss die Bahn am Montag den gesamten Fernverkehr einstellen. Im Regionalverkehr werden bundesweit kaum Züge fahren. Im Nahverkehr vieler Bundesländer und Kommunen wird nichts gehen. Flughäfen - darunter die wichtigsten in Frankfurt und München - machen für einen ganzen Tag dicht. Auch Schifffahrt und Autobahnverkehr werden behindert. Die Ausfälle und Verspätungen bekommen Millionen Menschen zu spüren, die von einem Ort zum anderen müssen oder wollen.
Absurderweise handelt es sich bei all dem lediglich um einen Warnstreik. Beide Seiten verhandeln derzeit miteinander. Während beide Gewerkschaften nach Kräften daran arbeiten, den Verkehr in Deutschland maximal zu behindern, beginnt am selben Tag in Potsdam die dritte Runde für die 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Die nächste Verhandlungsrunde zwischen der Bahn und der EVG ist erst in einigen Wochen angesetzt. Die Arbeitgeberseite hat Angebote vorgelegt. Auch wenn die aus Gewerkschaftssicht viel zu gering sind: Es ist maßlos, zu diesem Zeitpunkt einen großen Teil der Bevölkerung in Geiselhaft zu nehmen.
Selbstverständlich haben Gewerkschaften das Recht, ihren Forderungen mit Arbeitskampfmaßnahmen Nachdruck zu verleihen. Und wenn diese niemandem weh tun, sind sie nutzlos. Dass Verdi und EVG aber während laufender Verhandlungen maximal eskalieren, ist nicht in Ordnung. Dabei spielt keine Rolle, wie nachvollziehbar ihre Tarifforderungen etwa angesichts der hohen Inflation sind.
Den Verantwortlichen bei Verdi und EVG geht es offenbar nicht nur um höhere Löhne. Es geht ihnen auch darum, sich in Machtkämpfen zu positionieren. Die Führung der EVG will im Kampf um Mitglieder der krawalligen Konkurrenzgewerkschaft GdL etwas entgegensetzen. Und Verdi-Chef Frank Werneke stellt sich im September der Wiederwahl. Konfrontation, öffentliche Aufmerksamkeit und möglicher Mitgliederzuwachs sind hierfür von großem Nutzen.
Aus Sicht von EVG und Verdi heiligt der Zweck die Mittel. Doch das ist ein Irrtum.
Quelle: ntv.de