Inside Wall Street Der Unterhosen-Indikator
30.09.2009, 22:09 Uhr
Insassen eines Gefängnisses in Phoenix/Arizona müssen rosa Unterhosen tragen.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Dramatische Meldung aus dem Einzelhandel: Die Umsätze mit Herren-Unterhosen sind im Vergleich zum Vorjahr um bis zu zwölf Prozent eingebrochen. Das macht der Wall Street Sorgen, denn der "Unterhosen-Indikator" stellt eine direkte Verbindung zwischen Wäsche und Konjunktur her - und er gehört zwar zu den ungewöhnlichen, aber nicht zu den Spaß-Indikatoren.
Es gibt durchaus einige Indikatoren, über die man an der Wall Street regelmäßig spricht, die Anleger aber grundsätzlich nicht ernst nehmen. Bestes Beispiel: Der viel zitierte "Super-Bowl-Indikator", der anhand des Football-Finales eine Handelsrichtung für das jeweilige Jahr erkennen will. Historisch gesehen hat der sportliche Indikator eine hohe Trefferquote - das ist allerdings reiner Zufall.
Ganz anders der "Unterhosen-Indikator", den man durchaus ernst nehmen kann. Die Begründung: Während Oberbekleidung - Jacken und Hemden, Kleider, T-Shirts und Hosen - saisonal und modebedingt gekauft werden und dadurch in ihren Umsätzen je nach Trend und Wetter gewaltig schwanken können, ist Unterwäsche für den Mann ein Basisprodukt, für das keine bewusste Kaufentscheidung getroffen wird. Die Umsätze müssten damit stabil sein.
Sind sie aber nicht. Es scheint dass amerikanische Männer in Krisenzeiten tatsächlich weniger Unterhosen kaufen und den Bestand in der Schublade so lange wie möglich weitertragen. Die aktuellen Daten lassen befürchten, dass ein Großteil der Herren am Times Square, im Football-Stadion und sogar in den Straßen des New Yorker Finanzviertels mit durchgescheuerten Gummibändern und farblich verwaschenen Slips und Shorts unterwegs sind.
Apropos Slips und Shorts: Auch hier gibt es interessante Details bei der Umsatzentwicklung. Während sich Slips einigermaßen stabil halten, brechen die Verkaufszahlen von Boxer-Shorts richtig weg. Nun mag der Schnitt der Wäsche privatestes Persönlichkeitsmerkmal sein und Typen normal nicht gewechselt werden, doch in der Krise greifen offensichtlich doch zahlreiche Männer zur billigeren Alternative. Slips sind nicht nur preisgünstiger als Shorts, sondern halten auch länger.
Das ist übrigens der Grund, warum Slips 1935 auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise eingeführt wurden. Die Sparmaßnahme in der Wäscheabteilung war seinerzeit in vielen Läden sofort ausverkauft, als Männer die günstigen Höschen entdeckt hatten.
Quelle: ntv.de