Verdeckte Zahlungen Aldi Nord förderte AUB
06.04.2008, 13:14 UhrAuch die Supermarktkette Aldi könnte jetzt in den Sog der Affären um verdeckte Einflussnahmen auf Arbeitnehmer-Organisationen und die Tätigkeit von Betriebsräten geraten. Aldi Nord hat laut "Süddeutscher Zeitung" über Jahre hinweg heimlich die arbeitgeberfreundliche Betriebsräte-Organisation AUB unterstützt. Offenbar sei es darum gegangen, ein Gegengewicht zur Gewerkschaft Verdi zu schaffen. Aldi habe über eine Anwaltskanzlei verdeckte Zahlungen an den damaligen AUB-Chef Wilhelm Schelsky geleistet, der wegen Zuwendungen durch Siemens in Millionenhöhe in Untersuchungshaft sitzt.
Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ist nach Angaben der Zeitung bei ihren Ermittlungen wegen der mutmaßlich gesetzeswidrigen Kooperation von Siemens, Schelsky und dessen AUB darauf gestoßen, dass auch Aldi Nord die AUB insgeheim gefördert habe. Schelsky habe bei seinen Vernehmungen zugegeben, dass Aldi Nord über eine Essener Anwaltskanzlei mit 120.000 Euro pro Jahr einen AUB-Mitarbeiter finanzierte, der sich um Aldi-Betriebsräte kümmerte. Die Aldi Einkauf GmbH in Essen bestätigte gegenüber der SZ diese Zahlungen, die bis 2006 erfolgt seien. Im Februar 2007 wurde Schelsky verhaftet, später trat er als AUB-Chef zurück. Er sagte aus, die Zahlungen von Aldi Nord hätten möglicherweise den gleichen Hintergrund gehabt wie bei Siemens.
Der frühere Siemens-Betriebsrat Schelsky hat mit Unterstützung des Technologie-Konzerns über zwei Jahrzehnte hinweg die AUB aufgebaut, die mit teuren Wahlkämpfen in etlichen Unternehmen mehrere tausend Betriebsratsmandate errang. Siemens zahlte Schelsky nach Angaben des Blattes insgesamt rund 50 Millionen Euro, um ein Gegengewicht zur IG Metall zu schaffen.
Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ermittelt wegen diverser Delikte wie Untreue, Beihilfe zur Untreue und Steuerhinterziehung gegen Schelsky und mehrere Siemens-Manager. Bei dem Verfahren geht es auch um gesetzlich verbotene Einflussnahmen von Unternehmen auf Betriebsratswahlen. Schelsky sitzt seit knapp 14 Monaten in Untersuchungshaft. Im Frühjahr soll Anklage erhoben werden. Der neue Siemens-Chef Peter Löscher hat sich bei der Belegschaft für die von früheren Managern zu verantwortende AUB-Affäre entschuldigt.
Schelsky sagte nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" gegenüber der Staatsanwaltschaft aus, die AUB habe für Schulungen von Betriebsräten in der Handelsbranche einen Mitarbeiter von Aldi Nord übernommen, den Aldi finanziert habe. Die AUB habe nahe alle Betriebsratseinheiten von Aldi Nord beraten und betreut, während Aldi Süd bekanntlich "betriebsratsfrei" sei. Den betreffenden Mitarbeiter habe Aldi Nord der AUB nicht "geschenkt". Schelskys Anwalt habe der Staatsanaltschaft ergänzend mitgeteilt, Aldi sei bereit gewesen, für die "Pluralität" im Unternehmen zu zahlen.
Quelle: ntv.de