Frage & AntwortHaben Insekten wirklich kein rotes Blut?

Der Sommer ist vorbei und die Wände sind voller hässlicher Blutflecken von nächtlichen Mückenjagden. Doch wem gehörte das Blut, das oftmals sogar zum Renovieren zwingt?
Stimmt es, dass das Blut, das an der Wand klebt, wenn man eine Mücke zerschlägt, nicht der Mücke gehörte, sondern von ihrem Opfer stammt? (fragt Erika N. aus Essen)
Im Grünen zu wohnen, ist für die meisten Menschen erstrebenswert. Noch besser ist es, wenn Wasser in der Nähe ist. Doch auch solche begehrten Wohngegenden haben ihre Schattenseiten. Zum Beispiel Mücken, die - meistens nachts - gejagt werden müssen. Das gibt dann hässliche Flecken an den Wänden. Doch wessen Blut klebt dann eigentlich an der Wand - das der Mückenopfer oder das der Mücken?
Diese Frage lässt sich eindeutig klären: "Die meisten Insekten haben kein rotes Blut", sagt Dr. Doreen Werner, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung. Das, was Blut rot färbt, ist das sogenannte Hämoglobin. Der Blutfarbstoff ist normalerweise ein wichtiger Bestandteil des Blutes, denn er transportiert den Sauerstoff von den Lungen in alle Zellen des Körpers.
Bei Insekten ist das anders. "Insekten haben ein weit verzweigtes Luftröhrensystem, das nahezu jede Zelle der Tiere mit Sauerstoff versorgt", erklärt die Expertin. Rote Blutkörperchen sind dementsprechend nicht nötig. "Wenn man es ganz genau nimmt, haben Insekten gar kein Blut", so Werner weiter. In ihrem Kreislaufsystem zirkuliert eine farblose Flüssigkeit, die man Hämolymphe nennt, frei im ganzen Körper. Mit ihr werden Nährstoffe durch den Körper transportiert."
Opferblut an der Wand
Das Blut, das man von erschlagenen Mücken an Wänden sieht, stammt also tatsächlich nicht von den Tieren selbst, sondern von ihren Opfern. Das muss allerdings nicht immer der Mensch sein, der das Tier erschlägt, auch Vögel oder andere (Haus-)Tiere könnten die Opfer der Stechmücken gewesen sein. Mücken, die noch keinen Blutwirt gefunden haben, aber auch männliche Tiere, die gar nicht stechen, hinterlassen dagegen keine blutigen Flecken.
Um die Flecken zu verhindern, wird das Jagen der Mücken mit einem Staubsauger empfohlen. Das könnte jedoch in einem Mehrfamilienhaus nachts zu einem ruhestörenden Problem mit wutschnaubenden Nachbarn führen. Das gezielte Werfen von Papiertaschentücherpackungen oder Unterhosen soll ebenfalls das Fleckenproblem lösen, da die eher weichen Geschosse die Tiere töten sollen, aber nicht zerquetschen. Ob das wirklich funktioniert, konnte im Redaktionsalltag leider nicht ausprobiert werden.
Übrigens: Auch bei den Insekten gibt es Ausnahmen. Die Larven der Zuckmücke, die auch als Tanz- oder Schwarmmücken bezeichnet werden, kommen nämlich ohne Hämoglobin nicht aus. Sie reifen in sauerstoffarmen Gewässern heran und werden durch den Blutfarbstoff mit Sauerstoff versorgt. Anders als bei Säugetieren ist das Hämoglobin nicht an Blutkörperchen gebunden, sondern schwimmt frei in der Hämolymphe. Die Zuckmücken-Larven sehen sind durch das Hämoglobin rot gefärbt.