Frage & Antwort Können Kekse auch Plätzchen sein?
24.12.2013, 10:36 Uhr
Plätzchen backt man und Kekse kann man kaufen, ist eine verkürzte Variante, um die beiden Gebäcke zu unterscheiden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Als ich mit meiner sechsjährigen Tochter Plätzchen zu Weihnachten backen wollte, beharrte sie darauf, lieber Kekse machen zu wollen. Gibt es denn wirklich einen Unterschied zwischen Plätzchen und Keksen oder sind das nur zwei verschiedene Begriffe für dieselbe Sache? (fragt Janine K. aus Mannheim)
"Die Frage ist berechtigt", sagt die Ernährungsberaterin Kerstin Biß aus Nürnberg. "Sie könnte einfach mit 'Plätzchen gibt es an Weihnachten und Kekse unter dem Jahr' beantwortet werden." Doch die vollständige Antwort ist viel tiefgründiger und geht bis in 18. Jahrhundert zurück, als Kaffee, Tee und Kakao nach Deutschland importiert worden. "Zu dieser Zeit wurden die Kaffeekränzchen geboren. Am Nachmittag reichte man den Damen der gehobenen Gesellschaft kleine Gebäckstücke, darunter auch Plätzchen", erklärt Biß weiter.
Da Plätzchen einen anderen Ursprung haben als Kekse, sind es auch zwei unterschiedliche Dinge. Doch nicht nur die Herkunft von Plätzchen und Keksen sind verschieden, auch ihre Funktionen waren es.
Plätzchen zum Prahlen
Die kleinen Gebäckstücke, die reich verziert waren und aus mit damals sehr teuren Zutaten wie Mandeln, Schokolade und viel Zucker in den Konditoreien entstanden, waren bis weit in das 19. Jahrhundert hinein nicht nur eine rare Delikatesse, sondern auch eine kostspielige Angelegenheit. Plätzchen und andere Konditoreierzeugnisse waren purer Luxus, den man auch zeigen wollte. Der Name Plätzchen leitete sich vom lateinischen Wort placenta (Kuchen) ab und da die Gebäckstücke eher klein waren, lag die Bezeichnung Plätzchen nah.
Der Keks dagegen kommt ohne viel Chichi aus. Er ist laut Duden ein trockenes, haltbares Kleingebäck. Der Begriff wurde in der heutigen Schreibweise erstmals 1915 in dem Nachschlagewerk verzeichnet. Kekse sind ursprünglich als Proviant auf britischen Schiffen nach Deutschland gekommen. "Der als 'English cake' bezeichnete Schiffszwieback eignete sich hervorragend als Lebensmittel auf langen Schiffsreisen, da er wenig Wasser und viel Fett enthielt und so lange haltbar und gleichzeitig sehr nahrhaft war", erklärt Biß. Ein so praktisches Lebensmittel wollte man schließlich auch in Deutschland haben. In Fabriken wurden im späten 19. Jahrhundert "English cakes" nachgebacken. Mit der richtigen Aussprache des englischen cake allerdings, taten sich die Deutschen damals schwer und so wurde aus dem ursprünglichen cake der Keks.
Übrigens: Auch wenn Kekse früher weder nussig, noch schokoladig, gefüllt oder besonders süß waren, dürfen sie heute alle diese Eigenschaften besitzen und trotzdem als Kekse verkauft werden.
Quelle: ntv.de