Online-Petition gegen Online-Petitionen Nuhr springt Lanz zur Seite
27.01.2014, 10:22 Uhr
Online-Petition für den Erhalt einer Online-Petition gegen Online-Petitionen: Dieter Nuhrs Anliegen kommt ein wenig kompliziert daher.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Online-Petition gegen ZDF-Talker Markus Lanz schlägt hohe Wellen. Für Kritik sorgt sein Interview mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Dem Kabarettisten Dieter Nuhr geht das zu weit. Er geht in die Gegenoffensive. Mit einer Online-Petition.
Überall Online-Petitionen - der Kabarettist Dieter Nuhr hat offenbar genug davon. Besonders die jüngste Unterschriftensammlung gegen Markus Lanz geht ihm wohl gegen den Strich. Seine Reaktion: Er hat selbst eine Online-Petition gestartet. Eine Petition gegen Petitionen also. Sein Aufruf steht unter dem Motto "Gegen digitales Mobbing, binäre Erregung und Onlinepetitionswahn".
Doch wer unterzeichnen will, kann dies vorerst nicht tun. Denn sein Anliegen wurde wenige Stunden nach ihrer Veröffentlichung von der Plattform "Open Petition" gelöscht. Sie habe die Nutzungsbedingungen missachtet, erklärte das Portal. Auf der Internetseite heißt es, Petitionen mit beleidigendem Inhalt, Werbung, verschleierter Verfasseridentität ("Spoof"), Spam, und Provokationen (durch "Trolls") würden grundsätzlich beendet.
"Meine so schön formulierte Onlinepetition wurde aus Gründen freier Meinungsäußerung gesperrt", kommentierte Nuhr auf seiner Facebook-Seite. Doch er kann noch hoffen: Mittlerweile hat ein Nutzer eine weitere Petition eröffnet: "Für den Erhalt von Dieter Nuhrs Petition". Darin wird aus Nuhrs Text zitiert: "Ich möchte erreichen, dass ich zum König des Internets erklärt werde und dann bestimmen darf, wer sich äußern darf und wer nicht. Bitte unterstützen sie mich!", soll er geschrieben haben.
Nuhr ist gegen die Anonymität
Die Zeilen triefen vor Ironie und schwarzem Humor, haben aber einen ernsten Kern. Er wolle der digitalen "Mobbildung" und der "Renaissance des Lynchmobs" entgegenwirken, schreibt Nuhr. Ihm ist vor allem ein Dorn im Auge, dass Online-Petitionen anonym gestartet werden können. Denn die Anonymität im Internet führe dazu, dass sich ein unzivilisierter öffentlicher Raum bilde, in denen Stärkere den Schwächeren und die Masse den Einzelnen zerstören könne, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. "Die Rückgewinnung zivilisatorischer Grundgesetze ist deshalb nur durch Einsetzung eines guten Königs zu erreichen", schrieb er.
Eine Fernsehzuschauerin aus Leipzig hatte vergangene Woche eine Online-Petition gegen Talkmaster Lanz gestartet. Die Aktion unter dem Motto "Raus mit Markus Lanz aus meiner Rundfunkgebühr!" hatten bis Montag etwa 220.000 Menschen virtuell unterschrieben.
Mittlerweile haben sich auch Unterstützer von Lanz im Internet zusammengefunden. Der Berliner Piratenpolitiker Christopher Lauer startete am Samstag im Netz eine Gegen-Petition mit dem Titel "Markus Lanz soll mal bitte seine Show so machen wie er will, immerhin ist er ja erwachsen", die bis zum späten Vormittag rund 270 Personen unterzeichneten.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa