Wieder ein DDR-Drama im Oscar-Rennen"Zwei Leben" sticht "Oh Boy" aus

Das Stasi-Drama "Zwei Leben" soll 2014 in das Rennen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gehen. Mit "Oh Boy" geht der Überraschungshit des Kinojahres 2012 leer aus, weil die deutsche Jury lieber auf ein bewährtes Erfolgsrezept setzt: deutsche Zeitgeschichte.
Der Film "Zwei Leben" von Georg Maas soll in das Rennen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gehen. Das entschied eine von der Gesellschaft German Films, der Auslandsvertretung der deutschen Filmindustrie, eingesetzte unabhängige Jury. Der Film, eine deutsch-norwegische Koproduktion, läuft in Deutschland am 19. September an und erzählt die Geschichte einer in Norwegen untergetauchten Stasi-Agentin.
Damit hat "Zwei Leben" den vielfach ausgezeichneten Film "Oh Boy" von Jan-Ole Gerster überraschend ausgestochen. "Zwei Leben" basiert auf der wahren Geschichte einer Deutschen, die ein glückliches Leben in Norwegen führt, als sie nach dem Fall der Mauer von ihrer Vergangenheit als DDR-Agentin eingeholt wird. In den Hauptrollen sind Juliane Köhler, Liv Ullmann und Ken Duken zu sehen. "Der Film "Zwei Leben" überzeugt durch die Beleuchtung eines weitgehend unbekannten Strangs der deutschen Geschichte: der norwegischen Lebensborn-Kinder", hieß es in München in der Jury-Begründung. "Das Erbe des Dritten Reichs verzahnt sich auf schuldige Weise mit den Machenschaften des Staatssicherheitsdienstes der DDR."
Filmemacher Maas wurde 1960 in Aachen geboren und gewann zuvor Preise für seine Filme "NeuFundLand" und "Das andere Universum des Klaus Beyer". In einer ersten Reaktion auf die Nominierung durch German Films erklärte er gemeinsam mit den Produzenten Dieter Zeppenfeld von Zinnober-Film und Rudi Teichmann von B&T-Film, sie hätten "lange für den Film gearbeitet" und seien "außerordentlich glücklich" über die Entscheidung.
Deutsche Zeitgeschichte als filmisches Erfolgsrezept
"Zwei Welten" soll damit um einen Preis konkurrieren, den als Deutscher zuletzt Florian Henckel von Donnersmarck 2007 mit dem Drama "Das Leben der Anderen" gewann. Auch dieser Film greift das Thema "DDR-Staatssicherheitsdienst" auf und zeigt, wie ein DDR-Agent beim Belauschen von Künstlern zunehmend in einen inneren Konflikt gerät.
Zeitgeschichte aus Deutschland hat erfahrungsgemäß gute Chancen bei der US-amerikanischen Academy und die deutsche Jury hat sich darauf eingestellt: Von zehn Filmen, die in den vergangenen Jahren von der Auslandsvertretung eingereicht wurden, hielt die Hälfte dem Urteil der gestrengen Jury stand und bekam dafür eine offizielle Oscar-Nominierung. All diese Beiträge setzten sich mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinander.
Im Jahr 2003 holte Caroline Links "Nirgendwo in Afrika" über eine jüdische Familie, die aus Nazi-Deutschland nach Kenia flieht, den dritten Oscar für den besten ausländischen Film nach Deutschland - nach Volker Schlöndorffs "Blechtrommel" (1979) und István Szabós "Mephisto" (1981). 2005 war Oliver Hirschbiegels "Der Untergang" über Hitlers letzte Tage im Bunker nominiert. Nur ein Jahr später war es mit "Sophie Scholl - Die letzten Tage" wieder ein Stoff aus der Zeit des Nationalsozialismus, 2007 dann der große Oscar-Erfolg für "Das Leben der Anderen".
Am 16. Januar kommenden Jahres werden in den USA aus den eingereichten fremdsprachigen Filmen fünf offiziell für die Verleihung der Oscars, der begehrtesten Filmpreise der Welt, nominiert. Die 86. Oscar-Verleihung mit der feierlichen Übergabe der goldenen Trophäen findet am 2. März in Los Angeles statt.