Regionalklassen in Kfz-Versicherung Hier wird Autofahren teurer
18.08.2012, 11:55 Uhr
In Brandenburg wird offenbar seltener gegen Bäume gegurkt als vielfach angenommen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Allgäu werden Autofahrer besonders heftig zur Kasse gebeten, zumindest was die Versicherung betrifft. Sowohl bei Haftpflicht- als auch bei Kaskopolicen fallen die Prämien hier auffallend hoch aus. Das zeigt die neue Regionalstatistik. An ihr lässt sich auch ablesen, wo die Versicherungen teurer und wo sie billiger werden.
Kaufbeuren ist für Autofahrer ein teures Pflaster. Nicht, weil die Tankstellenbetreiber hier besonders gierig wären, sondern weil die Prämien für die Haftpflichtversicherung hier so hoch sind wie sonst nirgends in Deutschland. In der Regionalstatistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) liegt die Stadt im Oberallgäu mit 131 Indexpunkten fast ein Drittel über dem bundesweiten Durchschnitt von 100 Punkten. Hier fällt die Schadenbilanz der Versicherer also besonders hoch aus und deshalb werden in Kaufbeuren zugelassene Autos bei der Haftpflicht in die teure Regionalklasse 12 eingestuft.
Einmal im Jahr werden die Karten neu gemischt. Dann überprüft ein unabhängiger Treuhänder die Schadenverläufe in den regionalen Zulassungsbezirken und auf dieser Grundlage werden die Neueinstufungen in Haftpflicht- Voll- und Teilkaskoversicherung vorgenommen. Die neue Regionalstatistik hat der GDV jetzt veröffentlicht. Für die meisten Autofahrer wird sich nicht viel ändern. Teure Regionen – neben Kaufbeuren sind das in der Haftpflicht beispielsweise Berlin, Hamburg und München, aber auch Augsburg und Wiesbaden – bleiben teuer, günstige bleiben günstig.
Gewinner und Verlierer
Zu den Verlierern zählen die bayerischen Bezirke Dillingen und Moosburg, Hildburghausen in Thüringen, Birkenfeld in Rheinland-Pfalz und Rastatt in Baden-Württemberg. Hier müssen Autofahrer im nächsten Jahr mehr für ihre Versicherung zahlen, sofern die Abstufung nicht durch eine bessere individuelle Schadenfreiheitsklasse kompensiert wird. Gewinner sind Versicherte in Ahrweiler, Bitburg-Prün, Daun und Neustadt an der Weinstraße. Billiger wird die Versicherung auch in Waldeck Frankenberg, Helmstedt Wolfenbüttel und in der Hansestadt Stralsund, außerdem in Schwerin, Erfurt und Dresden.
Auffallend ist das Süd-Ost-Gefälle: Während in Bayern kaum ein Landkreis günstiger als mit Regionalklasse 8 eingestuft wird, liegen Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern fast überall in den niedrigsten beiden Klassen. Das muss nicht heißen, dass die Bayern schlechtere Autofahrer wären. Entscheidend sind auch die örtlichen Straßenverhältnisse, die Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge und die Unfallbilanz. Wo mehr teure Autos fahren, fallen auch die Schäden höher aus.
Günstige Kasko in NRW
Für die Kaskoversicherung sind darüber hinaus auch Witterungsverhältnisse und die Diebstahlstatistik entscheidend. Hier erweist sich Niedersachsen für die Versicherer als besonders risikolos, wovon wiederum die Autohalter profitieren. Die günstigsten Regionen in der Vollkasko, die auch für Schäden am eigenen Fahrzeug zahlt, liegen allesamt in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. Besonders teuer wird es wiederum in Bayern. Mit einem Indexwert von 144 verteidigt die Region Ostallgäu ihren zweifelhaften Spitzenplatz, gefolgt von Garmisch-Partenkirchen und Berlin.
Die Teilkasko deckt keine selbst verursachten Unfälle ab, dafür aber Wildunfälle und Schäden durch Diebstahl und Vandalismus. Um Franken, Ostwestfalen und das Münsterland scheinen Kriminelle aber offenbar einen Bogen zu machen, so lässt sich zumindest das günstige Abschneiden von Herford, Münster, Bielefeld oder Erlangen erklären. Übel sieht es dagegen wieder mal im Süden und Osten Bayern aus: Mit Indexwerten von fast 200 liegen die Kreise Ostallgäu und Rottal/Inn ganz vorn im Ranking der teuersten Regionalklassen, gefolgt von Garmisch-Partenkirchen und Dingolfing-Landau. Mit Stendal und Salzwedel sind aber auch zwei Regionen außerhalb Bayerns unter den teuersten Zehn.
Insgesamt hat sich in der Kaskoversicherung aber nicht allzu viel getan: Während in der Teilkasko 22 Prozent der Regionen umgestuft werden, trifft es in der Vollkasko nur 18 Prozent. In der Haftpflicht bewegt sich am meisten: 30 Prozent der Landkreise bekommen eine neue Regionalklasse. Die Einstufung ist übrigens bei allen Versicherungen gleich, die Prämie hängt aber noch von einer ganzen Reihe weiterer Faktoren ab. Wer sich einen neuen Anbieter suchen möchte, hat bis zum 30. November Zeit, die bisherige Police zu kündigen.
Quelle: ntv.de, ino