Ein Reihenhaus als Eigenheim Nicht individuell, aber günstig
30.01.2012, 10:09 UhrDie vier eigenen Wände müssen nicht immer einem allein gehören: Im Reihen- oder Doppelhaus teilt man sie mit dem Nachbarn. Wer seinen eigenen Geschmack verwirklichen will, muss sich aber beschränken. Dennoch gibt es ein gutes Argument für diese Lösung: den Preis. Vorausgesetzt, man lässt sich nicht über den Tisch ziehen.
Mehr als drei Viertel der Deutschen träumen vom Eigenheim, doch nur rund ein Viertel davon kann sich vorstellen, die Hauswände mit anderen zu teilen. Nur 14 Prozent wünschen sich eine Doppelhaushälfte, zehn Prozent wollen in einem Reihenhaus wohnen, hat eine Forsa-Umfrage 2011 ergeben. Doch, schaut man sich gerade in Städten um, klafft die Realität von Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander: Das häufigste Wohnmodell sind Reihen- oder Doppelhäuser. Kein Wunder, schließlich sind sie spürbar günstiger.
Dabei sind Vorbehalte nachzuvollziehen. Eine frei stehende Immobilie erfüllt den Wunsch nach größtmöglicher Unabhängigkeit am besten. Beim Reihenhaus, speziell in der Sandwichposition mit Nachbarn rechts und links, muss man stärkere Zugeständnisse machen. Das Doppelhaus erscheint vielen deshalb attraktiver, so das Ergebnis einer Umfrage der Allianz. Bei diesem Komfortreihenhaus hat man es lediglich mit einem Nachbarn zu tun.
Günstiger geht's kaum
"Die Kosteneffizienz spricht eindeutig für das Reihen- oder Doppelhaus", sagt Eva Reinhold-Postina, Sprecherin des Verbandes Privater Bauherren (VPB). Dass die beiden Wohnmodelle bei guter Lage oft verhältnismäßig preiswert angeboten werden, liege daran, dass solche Projekte häufig von Bauträgern realisiert werden, die günstig kalkulieren und daher einen guten Festpreis anbieten können.
"Bei diesem Versprechen ist aber Vorsicht geboten", warnt Reinhold-Postina. "Oft ist es lediglich ein Köder und es kommen weitere, versteckte Kosten auf den Käufer zu. Nach unserer Erfahrung können das bis zu 25.000 Euro sein, die der künftige Hausbesitzer nicht einkalkuliert hat." Zu solchen unliebsamen Überraschungen komme es, wenn der vereinbarte Preis einige Leistungen wie die Kosten für Aushub und Entsorgung oder den Strom-, Wasser- und Kanalisationsanschluss nicht beinhaltet.
Auf solche Vertragslücken zu achten, empfiehlt auch Peter Burk vom Institut Bauen und Wohnen. Am besten lasse man den Vertrag von unabhängigen Experten durchsehen, etwa von den Verbraucherzentralen, dem Bauherrenschutzbund oder dem VPB. Denn der verbleibende Spielraum für die eigenen Vorstellungen vom zukünftigen Zuhause in Reihe kann nur genutzt werden, wenn diese als feste Bestandteile in die Baubeschreibung oder den Kaufvertrag aufgenommen werden.
Innen bleibt Spielraum
Doch wie groß ist der Freiraum, der Bauherren von Reihenhäusern überhaupt bleibt? Individuelle Wünsche haben dort ebenso wie in der Doppelhaushälfte in der Tat weniger Platz als im frei stehenden Eigenheim, zumal Grundriss und Fassadengestaltung oft mehr oder minder vorgegeben sind. "Man hat meist nur Wahlmöglichkeiten beim Innenausbau und den Oberflächengewerken", sagt Burk. Das betreffe etwa Bodenbeläge wie Parkett, Fliesen oder Teppich, sowie Armaturen im Bad wie auch Türen und Treppe.
Eine gewichtigere Frage ist etwa die des Ausbaus des Dachgeschosses: Hier geben die Bauträger zwar häufig eine Auswahl vor, doch besteht noch die Möglichkeit, sich zu einigen. "Die Bauleistungsbeschreibung, die unbedingt als Anlage zum Vertrag genommen werden sollte, kann man um solche Sonderwünsche ergänzen", erläutert Burk. "Es lässt sich auch vereinbaren, dass zum Beispiel das Verlegen des Bodenbelags oder das Tapezieren der Wände in Eigenleistung erbracht wird."
Kosten aufschlüsseln lassen
Bauherren sollten bei Absprachen zu Veränderungen darauf achten, dass die Kosten, die der Bauträger in seiner Mischkalkulation etwa für Fliesen veranschlagt habe, im Vertrag aufgeschlüsselt werden. Hat er einen Preis von 35 Euro pro Quadratmeter angesetzt, müssen die Mehrkosten der eigenen Traumfliesen zusätzlich gezahlt werden.
Streiche man selbst, sollte diese Eigenleistung dagegen herausgerechnet werden, sagt Burk. "Lassen Sie sich auch zusichern, dass sie beim Händler Ihrer Wahl kaufen dürfen. Denn oft bieten die Vertragshändler des Bauträgers nur eine begrenzte Auswahl und Sie müssen möglicherweise mit Dingen vorlieb nehmen, die Ihnen weniger gut gefallen", rät der Experte. Solche Vertragsdetails seien es letztlich, die sorgfältig abgewogen werden müssen - bei jedem Hausbau. Nur so können Wunsch und Wirklichkeit beim Traum vom Eigenheim in möglichst hohem Maße übereinstimmen.
Quelle: ntv.de, dpa