Annulierte und umgebuchte Flüge Recht auf Wiedergutmachung
13.10.2011, 12:32 UhrWenn ein Flug annuliert wird oder eine Maschine wieder zum Startflughafen zurückkehren muss, bekommen die Passagiere den Reisepreis zurück. Doch was ist mit dem immateriellen Schaden? Der Europäische Gerichtshof fällt nun ein wegweisendes Urteil.
Muss die Maschine umkehren und man muss eine spätere nehmen, gilt der Flug als annulliert.
(Foto: dpa)
Reisende können bei einer Annullierung ihres Fluges weitergehende Schadenersatzansprüche als bisher geltend machen. In bestimmten Fällen könne über eine Ausgleichsleistung für den materiellen Schaden auch eine Entschädigung für "immaterielle Schäden" verlangt werden, entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH). Demnach haben Verbraucher bei kurzfristigen Flugannullierungen nicht nur etwa Anspruch auf Erstattung der Flugscheine und alternative Beförderung. Laut Urteil steht ihnen auch weitergehender Schadenersatz als "individualisierte Wiedergutmachung" von bis zu 4150 Euro zu. (Az: C-83/10)
Das Gericht bezog sich in seiner Begründung auf den internationalen Vertrag von Montreal zur Beförderung im Luftverkehr. Danach könnten Betroffene den "gesamten materiellen und immateriellen Schaden" einfordern, der ihnen durch eine Flugannullierung entstanden ist. Der immaterielle Schadenersatz geht über die Verletzung der sogenannten Unterstützungs- und Betreuungspflichten hinaus. Zu diesen zählen die Kostenübernahme für die Beförderung des Fluggasts von einem anderen Flughafen zu dem ursprünglichen Zielflughafen oder die Übernahme von Verpflegungs-, Unterbringungs- und Kommunikationskosten. Verletzen Airlines diese Pflichten, kann ein Fluggast sie im Rahmen des Betreuungsanspruchs geltend machen.
Einen Tag später am Ziel
Der Gerichtshof legte den Begriff "Annullierung" überdies weit aus. Danach umfasst er auch den Fall, dass ein Flugzeug gestartet ist, aber anschließend "aus welchen Gründen auch immer zum Ausgangsflughafen zurückkehren musste" und Fluggäste auf andere Flüge umgebucht wurden. Dass ein Reisender dann etwa am Folgetag sein Ziel erreicht, ändere nichts daran, dass sein ursprünglich geplanter Flug als "annulliert" einzustufen ist.
Im aktuellen Fall war ein Air-France-Flug von Paris nach Spanien kurz nach dem Start wegen technischer Probleme abgebrochen und Reisende auf andere Flüge am Folgetag umgebucht worden. Einige landeten nicht auf dem ursprünglichen Zielflughafen und mussten mit dem Taxi weiterreisen. Sie haben über konkrete Kosten hinaus nun auch Anspruch auf Erstattung ihres immateriellen Schadens.
Quelle: ntv.de, AFP