Wechselfaule Stromkunden Sparen mit wenig Aufwand
07.02.2011, 12:18 UhrKonkurrenz belebt das Geschäft: Seit der Liberalisierung des Strom- und Gasmarkts genügen wenige Daten und ein paar Klicks, um zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln. Dennoch bleiben die meisten Verbraucher ihren Grundversorgern treu.

Viele Anbieter zahlen Wechselprämien. Das macht die Sache noch attraktiver.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Seit 1998 haben Verbraucher die Wahl: Mit der Freigabe des Strommarkts ist kein Verbraucher mehr auf den Grundversorger angewiesen. Doch obwohl es fast immer preisgünstigere oder grünere Alternativen zum bisherigen Versorger gibt, haben bislang nur 14 Prozent der deutschen Haushalte ihren Anbieter gewechselt. Nach wie vor dominieren die vier großen Stromkonzerne E.ON, EnBW, RWE und Vattenfall den deutschen Erzeugungsmarkt. Daneben gibt es aber eine Vielzahl kleiner Anbieter. "In den meisten Netzgebieten können die Verbraucher mittlerweile unter mehr als 50 potenziellen Stromlieferanten auswählen", sagt Rainer Warnecke von der Bundesnetzagentur. Auf dem Gasmarkt ist die Auswahl kleiner, aber in den meisten der rund 600 Netzgebiete könnten Verbraucher unter mindestens sechs Anbietern wählen.
Wechseln lässt sich jederzeit unter Einhaltung vertraglichen Kündigungsfrist. Bei Preiserhöhungen besteht darüber hinaus ein Sonderkündigungsrecht", sagt Peter Kafke aus dem Energieteam des Verbraucherzentrale Bundesverbandes. Das gilt auch bei einem Umzug.
Tarifrechner
Kein Anbieter ist immer und überall günstig. Vergleichen lohnt sich also und dabei sind Tarifrechner im Netz eine praktische Hilfe. Alles, was man dafür braucht: Postleitzahl und Jahresverbrauch. "Bei vielen Rechnern gibt es zudem weitere Filtermöglichkeiten wie 'nur Ökostrom'", weiß Achim Schröder von der Stiftung Warentest. Vor kurzem haben die Test-Redakteure untersucht, welche Rechner die günstigsten Angebote finden, über die aktuellsten Daten verfügen und die Kunden am besten über den Wechsel informieren. "Der eindeutige Testsieger war Verivox.de. Aber auch Tarifvergleich.de, Toptarif.de oder Wer-ist-billiger.de waren gut", so Schröder.
Preisstruktur
Neben dem Preis sind auch die Vertragskonditionen einen Blick wert. Je kürzer die Laufzeiten und die Kündigungsfristen sind, umso flexibler ist der Kunde. Kafke warnt vor Anbietern, die Vorauskasse oder Kaution verlangen: "Bei einer Insolvenz ist das eingezahlte Geld verloren." Auch Sonderabschläge sind für den Kunden ungünstig, genauso wie vermeintlich lukrativ erscheinende Paket-Preise. Hier ist der Preis an eine bestimmte Abnahmemenge gekoppelt. Wer weniger verbraucht, bekommt kein Geld zurück, wer mehr verbraucht, muss draufzahlen. Daher empfehlen alle Experten eine Preisgarantie für die Vertragsdauer und eine monatliche Ratenzahlung.
Vor einem Wechsel lohnt sich oft ein Anruf beim derzeitigen Versorger. Eventuell hat er ein Angebot zu machen, um seinen Kunden zu halten. Denn auf dem Strommarkt hätten sich im vergangenen Jahr die Tarife der Grundversorger denen der alternativen Anbieter stark angenähert, beobachtet Warnecke. Das gilt auch für den Gasmarkt: "Die Preise bei einem Vertragswechsel lagen mit denen bei einem Lieferantenwechsel im April 2010 fast gleichauf."
Wechselantrag
Viele Tarifrechner bieten die Möglichkeit, auf ihrer Seite direkt einen Wechselantrag auszufüllen oder herunterzuladen. Alternativ kann man den Anbieter direkt kontaktieren werden. Für den Kunden ist es am einfachsten, wenn der neue Lieferant die Kündigung beim bisherigen übernimmt sowie den Datenaustausch mit diesem und mit dem Netzbetreiber organisiert. "Ein Wechsel sollte nicht länger als ein bis zwei Wochen dauern", sagt Kafke.
Der gesamte Wechsel vollzieht sich nur auf dem Papier. Zähler oder Leitungen werden nicht ausgebaut. Für die Wartung des Netzes ist weiterhin der örtliche Betreiber zuständig. Auch bei Verzögerungen geht das Licht oder die Heizung nicht aus, sagt Schröder: "Selbst wenn der Wechsel nicht pünktlich klappt, in der Übergangszeit springt der Grundversorger ein."
Quelle: ntv.de, ino/dpa