Ratgeber

Suppe, Sauce, Süßigkeiten Wo sind die Käfigeier hin?

Frische Eier aus Kleingruppenhaltung findet man im Handel so gut wie nie, sie werden in der Regel weiterverarbeitet.

Frische Eier aus Kleingruppenhaltung findet man im Handel so gut wie nie, sie werden in der Regel weiterverarbeitet.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Legebatterien gibt es in Deutschland nicht mehr, dafür aber die sogenannte "Kleingruppenhaltung". Tierschützer bezweifeln, dass die Groß-Käfige ein Fortschritt für die Hennen sind. Frische Eier mit entsprechender Kennzeichnung sind quasi unverkäuflich. Über Umwege kommen sie dennoch in den Magen.

Die berüchtigten Legebatterien sind in Deutschland schon seit 2009 verboten. Das heißt aber nicht, dass Hühner nun nicht mehr in Käfigen säßen. "Kleingruppenhaltung" nennt sich der Mindeststandard, bei dem jeweils 60 Hennen in 4,8 Quadratmeter großen Käfigen mit Sitzstangen und Sandplätzen gehalten werden. Über eine Milliarde Eier werden Jahr für Jahr allein in Deutschland auf diese Weise produziert, weitere werden  importiert. Im Supermarkt wird man sie aber kaum finden, denn Verbraucher bevorzugen Eier aus Boden- oder Freilandhaltung. Nur: Wo bleiben dann die Eier aus Kleingruppenhaltung?

In Fertigprodukten wie Süßwaren, Salatdressing oder Eis beispielsweise. In einer Studie der Verbraucherzentrale Hamburg gaben zwölf Prozent der Hersteller an, zumindest teilweise Eier aus Kleingruppenhaltung zu verwenden. Jedes dritte Unternehmen verweigerte die Auskunft oder antwortete ausweichend, darunter so bekannte Firmen wie die des Fernsehkochs Schuhbeck und der Süßwarenhersteller arko.

Für die Untersuchung hatten die Verbraucherschützer 99 Hersteller und 17 Handelsketten befragt sowie 243 eihaltige Lebensmittel im Supermarkt überprüft. Dafür waren sie auf freiwillige Angaben der Hersteller angewiesen, denn Hinweise zur Haltungsform sind auf den Verpackungen von eihaltigen Produkten eher die Ausnahme als die Regel. Von Gesetz wegen ist das auch nicht vorgesehen, nur frische Eier müssen gekennzeichnet werden: Kleingruppen-Eier tragen - wie früher Käfigeier - den Stempel "3", die "2" steht für Bodenhaltung, eine "1" für Freilandeier und die "0" gibt es für Eier aus ökologischer Tierhaltung. Ganz verlässlich sind diese Auszeichnungen allerdings nicht, wie der Skandal um falsch deklarierte Eier vor einigen Wochen zeigte.

Viele wollen umstellen

Viel Platz ist nicht: Hühner in Kleingruppenhaltung.

Viel Platz ist nicht: Hühner in Kleingruppenhaltung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Immerhin gaben 53 Prozent der Hersteller in der Verbraucherzentralen-Befragung an, in ihren Produkten nur Eier und Eiprodukte aus Boden- oder Freilandhaltung einzusetzen. Dazu gehören Bahlsen, Ferrero, die Nestlé-Marke Thomy, Unilevers Knorr und der Nudelproduzent Birkel. Mit Aldi Süd, Edeka, coop, famila und tegut nutzen auch einige Hande lsketten bei ihren Eigenmarken ausschließlich Eier aus alternativer Haltung. Andere arbeiten an der Umstellung, so haben etwa Lidl, Penny, Rewe und Aldi Süd den Anteil der Bodenhaltungseier auf über 90 Prozent geschraubt. Andere sind da weniger fortschrittlich, so hält etwa Kaisers Tengelmann bei einigen "AP" und "Star Marke"-Produkten an Eiern aus Kleingruppenhaltung fest.

Auch bei den Herstellern wollen sich einige noch nicht von den Käfig-Eiern verabschieden. Das gilt etwa für die Salatdressings von Block House oder Remoulade von Riber & Son. Auch Develey verwendet in seinen Salatdressings derzeit noch Käfigeier, genauso wie die  "Deutsche See" in ihren Feinkost-Salaten. Das sahnige Häagen-Dasz gilt zwar als Premium-Eis, bei der Herstellung werden aber weiterhin billige Käfigeier verwendet. Immerhin ist bis Ende des Jahres eine Umstellung auf Freilandeier geplant. 

Forderungen nach Kennzeichnungspflicht

Tierschützer bemängeln, dass die Kleingruppenhaltung im Vergleich zum kleinen Käfig kaum Vorteile brächte. Zwar hätten die Hennen theoretisch etwas mehr Raum und könnten Scharren und im Sand baden. Praktisch ließen sich die Angebote aber nicht nutzen, weil es viel zu wenig Platz gebe, zudem fehle es an Tageslicht. Verhaltensstörungen ließen sich so nicht vermeiden.

Ursprünglich sollte die Kleingruppenhaltung bis 2023 verboten werden, das hat jedenfalls der Bundesrat beschlossen. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner hielt die kurze Übergangsfrist jedoch für verfassungswidrig. Bis auf weiteres darf jedes Bundesland selbst über die Zukunft der Legehennen entscheiden. Ob das so bleibt, wird heute auf Antrag der Grünen im Bundestag diskutiert.

Ein wenig wäre schon gewonnen, wenn die Hersteller die Haltungsform auf dem Etikett vermerken müssten. Dann könnten die Verbraucher selbst entscheiden, ob sie Fertigprodukte mit Käfigeiern kaufen wollen oder nicht.  Auch darüber wird das Parlament heute reden, zudem steht morgen ein entsprechender Entschließungsantrag des Landes Rheinland-Pfalz auf der Tagesordnung des Bundesrats.

Für ein anderes Problem ist die Lösung nicht so einfach: Weil nicht alle EU-Staaten das Käfighaltungsverbot vollständig umgesetzt haben, landen immer wieder illegale Käfigeier in Lebensmitteln. Hier sei die EU gefordert, so Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg: "Die EU muss endlich Sanktionen gegen diese Staaten einleiten und den Schmusekurs beenden." Nur so lasse sich verhindern, dass weiter Eier aus Legebatterien verarbeitet würden. Außerhalb der EU sind Legebatterien nicht verboten - und werden übrigens auch durch die Bundesregierung gefördert, mit Hermesbürgschaften zum Bau neuer Anlagen. Auch das soll heute Thema im Bundestag sein.

Quelle: ntv.de

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