Arztsuche wird einfacher Zentrale Notdienstnummer kommt
10.04.2012, 18:15 UhrOb Grippe oder Magenschmerzen - gelegen kommen solche Leiden nie, aber nachts oder am Wochenende sind sie besonders unangenehm, weil der Hausarzt nicht erreichbar ist. Viele Patienten wählen dann einfach die 112, doch der Notruf ist lebensbedrohlichen Fällen vorbehalten. Zuständig ist der ärztliche Bereitschaftsdienst und der ist künftig unter einer zentralen Rufnummer zu erreichen.

Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist zuständig für Krankheiten, die sonst vom Hausarzt behandelt würden.
(Foto: KBV)
Hohes Fieber in der Nacht, eine akute Magenverstimmung am Wochenende: Wer außerhalb der Sprechstunden ärztlichen Rat sucht, kann ab dem 16. April eine einheitliche Rufnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst wählen. Bei dringenden medizinischen Problemen in der Nacht, am Wochenende oder an Feiertagen gilt dann bundesweit die kostenlose Notdienstnummer 116 117, wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mitteilt.
Bisher gibt es deutschlandweit mehr als 1000 verschiedene Rufnummern für den ärztlichen Bereitschaftsdienst, die teilweise sogar täglich wechseln. Diese Nummern bleiben vorerst auch weiterhin bestehen. Mit der 116 117 entfällt künftig aber die aufwändige Suche nach der richtigen regionalen Rufnummer. In den ersten Wochen wird die Einheitsnummer allerdings noch nicht überall zu erreichen sein: Baden-Württemberg und das Saarland sowie Teile von Rheinland-Pfalz und Hessen sollen erst später folgen. Dort werden die Bereitschaftsdienste derzeit noch neu organisiert. Langfristig soll die Rufnummer auch europaweit gelten. Viele Länder hätten bereits Interesse gezeigt, so KBV-Vorstand Andreas Köhler.
Entlastung für die 112
Die 116 117 können Patienten in dringenden, aber nicht lebensbedrohlichen Situationen wählen. Sie werden dann an den ärztlichen Bereitschaftsdienst in ihrer Nähe weitergeleitet - entweder direkt zu einem diensthabenden Arzt oder zu einer Bereitschaftsdienst-Leitstelle. Mit der neuen Nummer soll auch der Notruf 112 entlastet werden. Er erhoffe sich von dem neuen Service einen Rückgang der unnötigen Anrufe bei der 112, sagte Köhler. Die Notdienstzentralen seien teils stark überlaufen. Sie seien aber nur für lebensbedrohliche Notfälle zuständig, etwa bei Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Die Kosten für den Service, die nach Angaben der KBV zwischen drei und fünf Millionen Euro im Jahr liegen, tragen die Kassenärztlichen Vereinigungen. Der ärztliche Bereitschaftsdienst behandelt jährlich rund 3,9 Millionen Patienten und bietet auch Hausbesuche an. "Mit der 116 117 wird es für die Bürger wesentlich einfacher, ambulante ärztliche Hilfe zu erhalten, wenn die Praxen geschlossen haben", erklärte der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU). Damit verbessere sich der Service für Millionen Versicherte, die jährlich den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst nutzten.
Einen ärztlichen Bereitschaftsdienst gibt es auch in anderen EU-Staaten. Deutschland ist aber das erste EU-Land, das die einheitliche Rufnummer einführt. Die Europäische Union hatte die 116 117 bereits 2009 europaweit für den ärztlichen Bereitschaftsdienst reserviert.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa